In vielen Maler- und Stuckateurbetrieben entscheidet der Chef über jede Kleinigkeit. Völlig richtig, werden vielleicht einige denken. Immerhin ist der Chef der Mittelpunkt des Unternehmens, trägt die alleinige Verantwortung und entscheidet logischerweise was wie gemacht wird. Allerdings liegen zwischen „Entscheidungen treffen“ und „Ziele für das Unternehmen vorgeben“ große Unterschiede. Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen sind nämlich zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe.
Eigeninitiative Fehlanzeige
Für viele Unternehmer liegt das Problem auf der Hand. Sie treffen permanent für ihre Mitarbeiter Entscheidungen. Der Mitarbeiter weiß nicht weiter? Der Chef sagt wie es weiter geht. Der Mitarbeiter hat eine Frage? Der Chef beantwortet sie. Der Mitarbeiter hat ein vermeintliches Problem? Der Chef löst es. Er trifft bei allen auftretenden Fragen Entscheidungen und führt Lösungen herbei.
Permanent klingelt das Chef-Handy. Oft wollen Mitarbeiter Kleinigkeiten wissen, die, würden sie mal selbst darüber nachdenken, leicht zu beantworten wären. Mit der ständigen Erreichbarkeit durch Mobiltelefone hat der Chef niemals Ruhe, egal wo er ist. Ob im Urlaub, im Büro oder beim Kunden – die Mitarbeiter fordern eine Entscheidung.
Durch diese Arbeitsweise entsteht Stress. Mächtiger Stress. Und zwar für den Chef. Wer täglich für andere mitdenken muss und deren Entscheidungen trifft, kann durchaus mal etwas übersehen. Dadurch entstehen Fehler, die meist teuer zu bezahlen sind. Frust staut sich auf. Der Chef ist permanent überlastet und natürlich auch genervt.
Organisierte Unorganisation beenden
Dennoch ist das Problem hausgemacht. In vielen Unternehmen denken die Mitarbeiter einfach nicht mehr mit, weil sie gelernt haben, dass der Chef das für sie tut. Er trifft jede Entscheidung und nimmt dem Mitarbeiter jegliche Verantwortung ab. Der Mitarbeiter ist es also nicht anders gewohnt und hat es sich ziemlich bequem gemacht. „Warum selber denken, wenn es ein anderer für einen tut“ – lautet hier die oberste Devise. Das geschieht natürlich meist unbewusst, denn man folgt einem erlernten Muster: Der Gewohnheit.
Malerunternehmer, die weniger Stress wollen, die mitdenkende und verantwortungsbewusste Mitarbeiter möchten, müssen sich ihre eigene Handlungsweise zunächst einmal vor Augen führen und sollten dann neue Wege beschreiten. Sie sollten sich klarmachen, dass es möglich ist, Entscheidungen an Mitarbeiter abzugeben. Das wiederum schafft den erforderlichen Freiraum, um sich auf den wesentlichen Aufgabenbereich eines Chefs zu konzentrieren.
Vertrauen schenken – Aufgaben delegieren
Aller Anfang ist schwer. Eine große Portion Vertrauen in den Mitarbeiter ist von Nöten, um ihm zuzutrauen, dass er die richtige Entscheidung treffen wird. Das kostet Überwindung. Und sicherlich ist nicht jeder Mitarbeiter gleichermaßen in der Lage diese Rolle zu übernehmen. Doch der Mitarbeiter, der weiß, wo seine Aufgaben, seine Zuständigkeit und seine Befugnisse liegen, kann sich danach richten und verantwortungsbewusste Entscheidungen treffen. Der Chef muss den Rahmen vorgeben, indem sich die Mitarbeiter bewegen, um dann selbsttätig Entscheidungen treffen zu können. Und wichtig: Die Mitarbeiter müssen wissen, was der Chef erwartet und welche Ziele der Betrieb verfolgt. Basis aller Entscheidungen ist die im Betrieb vorhandene Unternehmensphilosophie. Diese wird vom Chef vorgegeben, von ihm geprägt und wird von ihm selbstverständlich auch gelebt. Der Chef ist Vorbild, dem die Mitarbeiter nacheifern werden. Ist das der Fall, kann der Chef seinen Mitarbeitern bedenkenlos vertrauen, denn dann ziehen alle an einem Strang. Das alles geht nicht von heute auf morgen. Das braucht Zeit. Doch es lohnt sich sowohl für den Chef als auch für die Mitarbeiter.
Checklisten verwenden – Ergebnisse sondieren
Checklisten haben den Vorteil eine besonders zielorientierte Arbeitsweise zu unterstützen. Sie geben dem Mitarbeiter Orientierung, sodass er schnell bestimmte Vorgehensweisen erlernt und nichts vergisst. Eine Checkliste ist eine Art Vorgehensmuster. So werden regelmäßig wiederkehrende Vorgänge schnell zur Routine, ohne Rückfragen beim Chef. Alles läuft wie „am Schnürchen“. Aber auch bei Vorgängen, die zwar nicht regelmäßig, aber immer mal wieder vorkommen, geben Checklisten dem Mitarbeiter die nötige Sicherheit, alles richtig zu machen. So lassen sich Materialeingangskontrollen und das Ausführen einer Mängelanzeige über Checklisten ebenso gut abbilden wie der Umgang mit Kundenreklamationen oder einem beim Kunden verursachten Sachschaden.
Hauptverantwortung bleibt beim Chef
Bei all diesen Überlegungen trägt natürlich der Chef immer noch die Verantwortung für das große Ganze. Er hat die Gesamtverantwortung, kümmert sich darum, dass Mitarbeiter die ihnen zugeteilten Aufgaben selbstverantwortlich ausführen. Er überprüft, korrigiert bei Bedarf, lässt aber dem einzelnen Mitarbeiter einen begrenzten Spielraum. Nur so funktioniert Chefentlastung.
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