„Das ist ein beispielloser Engpass seit 1991,“ sagt Felix Leiss, Umfrageexperte beim ifo Institut in München. Zumindest vorübergehend ist es dadurch bereits im April zu einer Beeinträchtigung in der Bautätigkeit gekommen, wie aus Umfragen des ifo Instituts hervorgeht. Demnach hatten im April 23,9 Prozent der Firmen im Hochbau Probleme, rechtzeitig Baustoffe zu beschaffen. Im März waren es noch 5,6 Prozent gewesen. Im Tiefbau hat sich im April die Knappheit ebenfalls verschärft, von 2,9 Prozent auf 11,5 Prozent.
Das ifo Institut vermutet die Ursache darin, dass Kapazitäten wegen Corona heruntergefahren wurden und die Nachfrage dann schneller angezogen hat als erwartet. Auch Sonderfaktoren bei der Produktion könnten eine Rolle gespielt haben, zum Beispiel der Wintereinbruch in den USA, der die Holzproduktion, Weiterverarbeitung und Transport verzögert habe.
Bauhandwerk in Nöten
Wie tagesschau.de berichtet, ist der Mangel an Holz tatsächlich auch auf die starke Nachfrage aus dem Ausland zurückzuführen. Hauptabnehmer seien China und USA. Dort werde mehr gezahlt als in Deutschland, sogar für minderwertiges, notgefälltes Fichtenholz, das ebenfalls langsam aufgebraucht sei. Dieser Umstand rief die SPD-Bundestagsfraktion auf den Plan, die fordert: „Wir müssen unser Holz verbauen statt es zu exportieren.“ Auch von einem Exportstopp als letztes Mittel, falls sich die Lage nicht entspanne, ist die Rede.
Unter dem Holzmangel haben vor allem Betriebe wie Zimmerer und Schreiner besonders stark zu leiden. Fehlendes Holz und Dämmstoffe sorgen aber auch beim Dachdeckerhandwerk für eine katastrophale Situation und das Malerhandwerk beklagt neben Dämmstoffen auch Engpässe bei Farben. Doch auch weitere Gewerke spüren den Mangel etwa bei Elektronikbauteilen oder bei Produkten mit Stahl- oder Kunststoffanteilen. Massive Preissteigerungen sind allenthalben zu beklagen. Wann sich die Lage wieder entspannt, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt niemand vorhersagen.
Hans Peter Wollseifer, Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, fasste in einem BILD-Interview die aktuelle Situation wie folgt treffend zusammen: „Bei vielen Betrieben des Bau- und Ausbauhandwerks brennt die Hütte.“ Die Betriebe befänden sich in einer absurden Lage, trotz voller Auftragsbücher müssten Betriebe des Bau- und Ausbauhandwerks Kurzarbeit anmelden oder sogar Beschäftigte entlassen, konstatierte Wollseifer.
Bauwirtschaft formuliert Forderungen
Es ist erhöhter und schneller Handlungsbedarf gegeben. Daher haben in dieser Woche Verbände der Bauwirtschaft mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier über die Beschaffungsprobleme und die Preissteigerungen bei Baumaterialien gesprochen. Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands des Deutschen Baugewerbes (ZDB) fasst in einem Video-Statement die Erwartungshaltung der Bauwirtschaft zusammen. So fordert die Bauwirtschaft kurzfristige Hilfen für die Betriebe wie die Verlängerung der Kurzarbeiterregelung, die Aufhebung von Beschränkungen beim Holzeinschlag, Stoffpreisgleitklauseln und einiges mehr. Langfristig muss aus Sicht der Bauwirtschaft die Abhängigkeit von importierten Rohstoffen minimiert werden. Pakleppa verweist auf die deutschen Vorkommen an Sand, Kies oder Gips. Diese heimischen Baurohstoffe gibt es genug. Einen Mangel müsste es in diesem Bereich nicht geben, würde mehr davon im Inland abgebaut. Jetzt ist das Bundeswirtschaftsministerium am Zug. Laut Pakleppa hat Wirtschaftsminister Altmeier konkrete Vorschläge angekündigt.
Das Video-Statement von Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des ZDB, kann unter folgendem externen Link auf der Website des ZDB abgerufen werden: https://www.zdb.de/meldungen/konferenz-mit-bundeswirtschaftsminister-peter-altmaier