Sie sehen schick aus, sind klein und flach, handlicher als ein Notebook und wesentlich leichter. Ein Tablet kann überall hin mitgenommen werden – auf die Baustelle genauso wie ins Büro. Doch ist das Tablet für Baustelle und Büro wirklich ein so ideales Arbeitsgerät wie es auf den ersten Blick scheint?
91 Prozent nutzen ihr Tablet zu Hause
Ein Tablet ist ein leichter, tragbarer und flacher Computer mit einem Touchscreen, aber anders als bei Notebooks, ohne eigene mechanische Tastatur und ohne aufstellbares Display. Dieses mobile Gerät wurde für den Einsatz unterwegs optimiert. Eine Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom stimmt jedoch nachdenklich. Demnach verwenden im Privatbereich 91 Prozent der Nutzer ihr Tablet zu Hause. Zwei Drittel der Tablet-User (61 Prozent) nutzen ihr Tablet so gut wie gar nicht unterwegs, sondern vor allem auf dem Sofa, auf dem Balkon und im Bett. Nur ein weiteres Drittel (30 Prozent) nutzt das Tablet gleichermaßen daheim und unterwegs und nur sage und schreibe 6 Prozent der Nutzer gebrauchen ihr Tablet überwiegend außerhalb der eigenen vier Wände. Wenn das Tablet aber privat so gut wie gar nicht unterwegs genutzt wird, ist es dann als mobiles Gerät für den beruflichen Alltag eines Malers und Stuckateurs geeignet?
Tablet zu groß für die Hosentasche
In Design und Bedienung ähneln Tablets stark modernen Smartphones, haben aber ein weitaus größeres Display. Das kann bei nachlassender Sehkraft für den Handwerker durchaus ein Vorteil sein, denn Alterssichtigkeit setzt bekanntlich nicht erst mit dem Rentenalter ein. Ansonsten punktet aber das Smartphone. Bereits auf dem Weg zur Baustelle zeigen sich die ersten Tücken.
Während der Handwerker das Smartphone jederzeit in der Hosentasche hat, muss er beim Tablet daran denken, es mitzunehmen. Ist dann bei der Arbeit auf der Baustelle eine Hand stark mit Farbresten oder Kleber beschmutzt, lässt sich ein Smartphone im Gegensatz zum Tablet aufgrund der handlichen Größe auch schon mal mit nur einer Hand und einem Daumen bedienen. Beim Tablet werden in der Regel zwei Hände zum Halten und Bedienen benötigt. Zudem muss das Tablet aufgrund seiner Größe meist mit Hand und Unterarm gehalten werden, was auf Dauer den Haltearm stark belasten kann. Und wer mal schnell zwei freie Hände braucht, lässt das Smartphone einfach in seiner Hosentasche verschwinden. Das ist bei einem Tablet ganz und gar nicht möglich.
Ideal für Zuhause, den Urlaub und zur Kundenberatung
Bei all den Nachteilen, die beim direkten Einsatz auf der Baustelle mit einem Tablet sichtbar werden, hat es als mobiles Gerät für den Chef aber auch Vorzüge für unterwegs. So ist es ein ideales Hilfsmittel bei der Kundenberatung. Maler und Stuckateure können mit Hilfe eines Tablets Farbentwürfe für Innenräume oder Fassaden ihrem Kunden vor Ort anschaulich präsentieren. Und liegt der Chef mal krank im Bett oder ist im Urlaub, hat sich ein Tablet mit Zugriff auf die Unternehmenssoftware zur Einsatzplanung und Baustellenüberwachung durchaus bewährt. Natürlich kann hier ebenso ein Notebook zum Einsatz kommen, das aufgrund der mechanischen Tastatur und des aufstellbaren Display weitaus komfortabler ist.
Ohne Zukunft: Das Tablet im Büro
Im Büro erweist sich das Tablet als denkbar ungeeignet. Dipl.-Ing. Kerstin Steindorf von der BG Bau sagt dazu: „Beim Einsatz im Büro sollte eine separate Tastatur eingesetzt werden und eine Haltevorrichtung für den Tablet Computer angeboten werden. Dann kann aber auch gleich auf einen modernen Laptop zurückgegriffen werden. Inzwischen gibt es auch hier leichte, flache Modelle.“ Steindorf arbeitet in der Abteilung Prävention der BG Bau und beschäftigt sich mit arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren. Sie bringt in ihrem Statement die Problematik bei einem Tablet-Computer auf den Punkt. Tablets liegen flach auf dem Tisch und verfügen über keine mechanische Tastatur. Wer am Schreibtisch sitzt, muss aber komfortabel und ergonomisch arbeiten können. Nur Zusatzgeräte wie Tastatur, Maus und Bildschirmhalterung können dies bei einem Tablet ermöglichen. Doch die Anschaffung all dieser Zusatzgeräte ist wohl nicht Sinn und Zweck eines Mobilgerätes. Dann kann auch weiterhin mit dem stationären Büro-PC gearbeitet werden, der in Sachen Ergonomie Besseres zu bieten hat als ein Mobilgerät.
Nach Ansicht der Arbeitsschutzexpertin liegen die Vorzüge mobilen Arbeitens ohnehin in kurzen Anwendungen. Ein längeres Arbeiten mit Mobilgeräten hält sie für bedenklich und findet dafür deutliche Worte: „Ein dauerhafter Einsatz von mobilen Endgeräten wie Tablets und Notebooks ist kritisch zu betrachten. So ist für längere schriftliche Bearbeitung von Dokumenten sowie das Bearbeiten von umfangreichen Textdateien und Datenmengen ein Einsatz nicht geeignet.“
Im Büro: Bildschirmarbeitsverordnung beachten
Und noch etwas spricht gegen eine regelmäßige Nutzung im Büro. Denn wer auf den Einsatz von Tablet oder Notebook im Büro nicht verzichten will, muss auch die rechtlichen Rahmenbedingungen im Auge behalten. Hier hat Arbeitsschutzexpertin Steindorf noch einen wichtigen Hinweis parat: „Sollen Tablets und Notebooks regelmäßig an einem Büroarbeitsplatz eingesetzt werden, so müssen sie alle Anforderungen der Bildschirmarbeitsverordnung erfüllen. Dies kann zum Beispiel durch den Anschluss einer externen Tastatur und Maus und gegebenenfalls eines zusätzlichen Bildschirms erreicht werden.“
Digitalisierung: Ergonomie schafft Effizienz
Handwerk 4.0 ist in aller Munde. Im digitalen Malerbetrieb kommen natürlich neben dem klassischen Büro-PC auch mobile Endgeräte zum Einsatz. Digitalisierung ist aber keine Frage der eingesetzten Hardware. Digitalisierung ist eine Frage der effizienten Softwareanwendung. Welche Hardware hierbei zum Einsatz kommt, ob mobil oder stationär, ist keine Trendfrage und unterliegt keinen modischen Kriterien, sondern ist im unternehmerischen Bereich allein eine Frage von Effizienz und Ergonomie. Und hier gilt: Nur eine ergonomische Arbeitsweise ist auch eine effiziente Arbeitsweise.
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