Der demographische Wandel ist in vollem Gang. Mehr als jeder Vierte gehört bereits der Altersgruppe 60plus an. Hierbei handelt es sich um eine Konsumgruppe, die höchste Beachtung verdient. Es ist die Gruppe der „Ruheständler“, die ihr Leben lang gearbeitet hat und jetzt das Alter genießen will. Bei ihr handelt es sich zum einen um die Nachkriegsgeneration, die noch im oder kurz nach dem zweiten Weltkrieg geboren wurde. Sie hat vor allem in den 50er und 60er Jahren dafür gesorgt, dass Deutschland zum „Wirtschaftswunderland“ wurde. „Work-Life-Balance“ ist für diese Menschen ein Fremdwort. Zum anderen umfasst diese Gruppe die ehemals „jungen Wilden“, sprich die Alt-68er, die Ende der 60er und in den 70er Jahren offensiv für die Befreiung von gesellschaftlichen Restriktionen kämpften. Doch auch die Revoluzzer von einst haben beruflich Karriere gemacht und sich ihren Ruhestand erarbeitet.
Alt, aber nicht hilflos
60plus steht daher für eine Altersgruppe, die aus ihrer Lebenserfahrung heraus über ein hohes Maß an Selbstbewusstsein verfügt. Sie sind kritisch, hinterfragen viel, wollen mit Argumenten überzeugt und nicht mit Werbeparolen erschlagen werden. Sie wirken daher oft komplizierter als jüngere Menschen. Doch das ist nicht der Fall. Sie setzen nur andere Schwerpunkte bei der Auftragsvergabe. Während für junge Familien häufig der Preis im Mittelpunkt der Betrachtung steht, ist das bei den Älteren in der Regel nicht der Fall. Statt des Preises stehen für sie vielmehr Qualität, Service und Sicherheit im Vordergrund. Egal, ob es sich um einen Fassadenanstrich handelt, eine Wohnhaussanierung, eine Zimmerrenovierung oder den Ausbau eines barrierefreien Bades – die Generation 60plus weiß um die Endlichkeit des Seins und will in all diese Vorhaben nur noch ein einziges Mal investieren. Daher spielen Qualität, Nutzen und Service eine größere Rolle als der Preis. Darauf sollte sich der Malerunternehmer bei seinen Beratungs- und Auftragsgesprächen einstellen. Malerunternehmer, die Senioren als Zielgruppe erkennen, sollten daher nicht nur ihr Gesprächsverhalten anpassen, sondern auch den Service- und Sicherheitsaspekt in ihr Portfolio mit aufnehmen.
Erwartungshaltung im Gespräch erfüllen
Jeder will alt werden, aber niemand will alt sein. So lautet ein alter Spruch, indem viel Wahrheit steckt. Niemand fühlt sich so alt wie er ist. Die meisten Menschen fühlen sich geschätzt zehn Jahre jünger. Daher sollte es natürlich in Gesprächen vermieden werden, ältere Menschen ständig mit ihrem tatsächlichen Alter und ihren körperlichen Einschränkungen zu konfrontieren. Bei Auftragsgesprächen sollte vielmehr das Plus an Lebensqualität, das durch die Malerleistung erreicht wird, herausgestellt werden. Zeit spielt für ältere Menschen eine große Rolle. Im Ruhestand mögen sie keine Hektik und keinen Stress. Davon hatten sie zeitlebens genug. Sie erwarten einen respektvollen Umgang, eine ausführliche Beratung und das Klären von offenen Fragen – alles jenseits von Hektik und Stress. Daher sollte sich der Malerunternehmer für die Gespräche Zeit einplanen. Je nach Alter und Einschränkungen des Gesprächspartners hat der Malerunternehmer auch auf seine Redeweise und seinen Redefluss zu achten. Jugendsprache oder Anglizismen sollten der besseren Verständlichkeit wegen möglichst vermieden werden. Unter Umständen kann auch eine langsame und laute Aussprache erforderlich sein.
Erwartungshaltung auf der Baustelle erfüllen
Werden die beauftragten Malerarbeiten ausgeführt, dringen die Mitarbeiter in die Privatsphäre der Auftraggeber ein. Während dies junge Menschen meistens recht locker nehmen, sehen dies ältere Menschen mit anderen Augen. Daher empfiehlt es sich, dass die Mitarbeiter sich bei Baustellenbeginn persönlich mit Namen vorstellen, denn der persönliche Kontakt gibt vor allem betagten Menschen Sicherheit. Sie wissen jetzt, wer sich in den eigenen vier Wänden aufhält. Von älteren Auftraggebern wird es zudem gerne gesehen, wenn Überschuhe getragen werden. Dies wird als äußeres Zeichen von Achtung und Respekt gegenüber der Privatsphäre der Hausbewohner gewertet. Aus- und Umräumarbeiten sollten ebenfalls nicht ohne vorherige feste Absprache erfolgen. Im Laufe des Lebens hat sich in jedem Haushalt ein bestimmtes Ordnungssystem etabliert, das die Hausbewohner liebgewonnen haben. Werden daran Änderungen ohne Absprache vorgenommen, gerät das Ordnungssystem ins Wanken. Vor allem für hochbetagte Menschen bedeutet dies zugleich ein Verlust an Sicherheit. Am besten Fotos machen und nach Auftragsende alles wieder an seinen Platz räumen. Gleiches gilt für Reinigungsarbeiten. Werden Reinigungsgeräte wie Handbesen, Schrubber oder Staubsauger, die von den Bewohnern seit Jahrzehnten genutzt werden, von den Mitarbeitern zu Säuberungsaktionen eingesetzt und bekommen diese dann eine Schramme, erfolgt oft eine aus Sicht jüngerer Menschen vollkommen überzogene Reaktion der älteren Hausbewohner. Damit solche Dinge nicht zum Problem werden, empfiehlt es sich, Reinigungsmittel und –geräte, in deren Umgang die Mitarbeiter geschult sind, einfach mitzubringen. Für das Abwickeln von Seniorenaufträgen sollten Mitarbeiter von der Geschäftsleitung hinreichend geschult werden. Das gilt vor allem auch für die Vermeidung von Stolperfallen auf der Baustelle, die für ältere Hausbewohner mit starker Sehschwäche oder einer Gehbehinderung viel schneller entstehen können. Nur Mitarbeiter, die für die Abwicklung von Seniorenaufträgen hinreichend sensibilisiert sind, sind in der Lage solche Gefahrenstellen zu erkennen.
Weiter denken…
Übrigens: Wer Senioren zu seiner Zielgruppe zählt, sollte dies auch bei der Gestaltung der Werbemedien beachten. Da die Sehschärfe verstärkt nachlässt und auch das kontrastreiche Sehen schwindet, sollten Printmedien und die Firmenwebsite darauf ausgerichtet werden. Die Schrift sollte sich daher vom Hintergrund gut abheben. Und da Bilder oft mehr als tausend Worte sagen, lassen sich durch professionelle, aussagekräftige Fotos lange Textpassagen und Bleiwüsten ersetzen. Eine solche Gestaltung kommt auch der jungen Generation entgegen, die sich ebenfalls gerne visuell mitreißen lässt anstatt sich langwierig durch Texte zu quälen.