Die Geschäftslage im Handwerk ist gut. Es gibt Arbeit ohne Ende. Handwerker haben vollauf zu tun. Nur leider bleibt von den Aufträgen im Betrieb nicht allzu viel hängen. Umsatz ist leider nicht gleich Gewinn. Da wird den ganzen Tag gearbeitet und geschuftet. Doch der ersehnte Betriebsgewinn bleibt aus. Knapp ein Drittel der Handwerksbetriebe verfügt laut Erhebungen der Creditreform aus dem Frühjahr 2016 nur über eine Eigenkapitalquote von weniger als 10 Prozent. Sie gelten damit als insolvenzgefährdet.
Gute Auftragslage – kein Gewinn?
Ein Mehr an Umsatz bedeutet in vielen Betrieben kein Mehr an Gewinn. Das haben in den letzten Jahren auch viele Maler- und Stuckateurbetriebe bitter erfahren müssen. Natürlich heißt das erste Zauberwort „Kalkulation“. Wer seine Angebote sauber kalkuliert, statt den „dicken Daumen“ zu bemühen oder auf gängige Marktpreise zurück zu greifen, kennt seine preisliche Gewinn- und Verlustschwelle. Doch nicht immer ist ein Mehr an Gewinn über die preisliche Stellschraube zu erreichen. Das zeigt auch die aktuelle Auswertung der Branchen-Konjunktur-Umfrage des Bundesverbandes Farbe Gestaltung Bautenschutz fürs Frühjahr 2016. 64 Prozent der Befragten gaben eine gute Geschäftslage ihres Unternehmens an. Doch eine Anhebung der Angebots- und Verkaufspreise fand bei nur 31,9 Prozent der befragten Betriebe im letzten Halbjahr statt und das obwohl laut Umfrage bei 81,8 Prozent der Betriebe die Einkaufspreise gestiegen waren. Ein Großteil der Betriebe sah offensichtlich keine Möglichkeit, höhere Preise im Markt durchzusetzen. Doch neben Materialpreisen steigen auch Mitarbeiterlöhne, Versicherungsprämien, Energiekosten und vieles mehr. Bleibt aber bei steigenden Kosten der Angebotspreis stabil, ist Vorsicht geboten. Wer hier nicht seine Kosten im Blick hat, hat schnell das Nachsehen. Schlimmstenfalls sind die Kosten höher als der Umsatz und der Auftrag liegt von Anfang an in der Verlustzone.
Kosten auf den Prüfstand
Nur wer seine Kosten kennt, kann diese senken und dadurch den Gewinn steigern bzw. Verluste vermeiden. Von Zeit zu Zeit sollte jeder Unternehmer seine Kosten hinterfragen und auf den Prüfstand stellen. Einige Anregungen, bei denen es sich oft lohnt, genauer hinzuschauen, sind die folgenden:
1. Versicherungsprämien
Firmenwagen kosten in der Unterhaltung Geld. Nicht unerheblich ins Gewicht fallen dabei die Kosten für die Autoversicherung. Ein regelmäßiger Versicherungsvergleich ist anzuraten. Wer über mehrere Firmenwagen verfügt, sollte nach einem Flottenvertrag fragen. Wie viele Fahrzeuge hierfür benötigt werden, hängt vom Versicherer ab. Es gibt bereits Flottenmodelle ab drei Fahrzeugen. Schnell lassen sich so einige hundert Euro im Jahr einsparen.
2. Büro, Büro
Ein interessantes Phänomen ist in vielen Malerbetrieben anzutreffen. Die Firmenbriefbögen kommen nicht mehr aus der Druckerei. Ein Farbdrucker erledigt das nach Bedarf. Hier unterliegen viele Maler dem Irrglauben, dass dies wesentlich günstiger sei als Briefbögen drucken zu lassen. Ein gedruckter Briefbogen sieht nicht nur besser aus, er ist in der Regel auch günstiger. Die Kosten für Farbpatronen werden häufig unterschätzt. Und statt auf Einzelgeräte wie Scanner, Drucker, Kopierer und Fax zu setzen, lohnt sich je nach Bedarf eine Investition in ein Multifunktionsgerät. Natürlich gilt auch hier wie bei jedem Bürogerät und sonstigem Bürobedarf: Angebote einholen und vergleichen.
Im Zeitalter elektronischer Medien lassen sich Portokosten ebenfalls reduzieren. Elektronische Post ersetzt zunehmend Briefpost. Das spart nicht nur die Briefmarke, sondern auch Papier. Und auch die anfallenden Telefonkosten gehören auf den Prüfstand, denn im Bereich der Telekommunikation hat sich in den letzten Jahren viel getan. Die bestehenden Tarife sollten regelmäßig mit aktuellen abgeglichen werden. Oft lohnt sich ein Wechsel in einen neuen Tarif, der unter Umständen sogar inhaltlich mehr zu bieten hat.
3. Stromkosten
Energiekosten lassen sich ebenfalls senken. Neben Heizkosten, die schnell durch ein richtiges Lüftungsverhalten gesenkt werden können, sind dies vor allem Stromkosten. Zugegeben, im Malerbetrieb sind die Stromkosten im Büro nicht das Wichtigste von der Welt. Dennoch gibt es viele kleine Stromfresser, denen ohne große Mühe zu Leibe gerückt werden kann. Und wie heißt es so schön: Auch Kleinvieh macht Mist. Zudem wird gleichzeitig noch ein aktiver Beitrag für den Umweltschutz geleistet (Lesen Sie hierzu Malerblog-Artikel: Fünf Tipps zum Stromsparen im Malerbüro)
4. Kreditzinsen
In Zeiten der Nullzinspolitik für Sparer, sind auch die Kreditzinsen im Sinkflug. Da lohnt es sich mal genau hinzuschauen, wie hoch die Zins- und Darlehenskonditionen sind. Auch eine Umschuldung eines teuren Kontokorrentkredits in ein mittelfristiges Darlehn zu wesentlich günstigeren Konditionen sollte angedacht und bei unterschiedlichen Zinsniveaus auch ein Bankwechsel nicht ausgeschlossen werden. Vor dem Hintergrund, dass derzeit alle Banken, die ihr Geld bei der EZB parken, also ihr überschüssiges Geld bei der EZB einlegen, einen Strafzins in Höhe von 0,4 Prozent zahlen müssen, war die Ausgangssituation für ein Kreditgespräch mit Banken noch nie so gut wie im Moment.
5. Materialeinkauf
Im Einkauf liegt der Gewinn. Dieser häufig gebrauchte Spruch ist nicht von der Hand zu weisen. Daher sind regelmäßige Lieferantengespräche unerlässlich. Für Kleinbetriebe bieten Einkaufskooperationen die Möglichkeit von Kostenvorteilen. Die Einkaufskonditionen sind jedoch nur eine Seite der Medaille. Ein falsches Materialmanagement wird bei einem Blick in so manches Lager sichtbar. Eine falsche Vorratshaltung lässt so manches Lager förmlich überquellen. Andernorts gammeln eingetrocknete Farbe, vergilbte Tapetenrollen, Reste von Bodenbelägen und vieles mehr einfach vor sich hin. Hier wird bares Geld verschenkt. Auftragsbezogene Bestellungen, die sich am tatsächlichen Verbrauch orientieren, sparen hingegen Geld und Kosten. Jede zu viel bestellte Dämmplatte kostet unnötig Geld. Die Materialberechnung ist keine Hexerei. Digitale Aufmaßwerkzeuge unterscheiden heutzutage zwischen Angebotsfläche und Netto-Materialbedarfsfläche. So wird nichts zu viel bestellt. Das spart echte Kosten. (Lesen Sie hierzu Malerblog-Artikel: Bei Wärmedämmung kein Geld verschenken)
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