Die Generation 50plus kann für Malerbetriebe eine interessante, da kaufkraftstarke Zielgruppe darstellen (Lesen Sie: Kennen Sie die kaufkraftstärkste Zielgruppe der Gegenwart und Zukunft?). Malerbetriebe, die diese Altersgruppe für sich als Kunden gewinnen wollen, haben aber das eine oder andere zu beachten, wenn sie nicht ins Fettnäpfchen treten wollen.
Jung geblieben
Wer kennt nicht den Spruch „50 ist das neue 30“. Was gerne auf Grußkarten zum 50. Geburtstag geschrieben steht, ist natürlich in erster Linie spaßig gemeint. Vielleicht ist die Zahl 30 zu tief gegriffen, aber das gefühlte Alter eines Fünfzigjährigen oder eines Sechszigjährigen liegt tatsächlich deutlich unter dem biologischen Alter. Das zeigt sich auch oft beim Shoppen. Kleidung für junge Menschen findet auch bei Fünfzigjährigen und älter durchaus seine Fans. Daher gibt es auch nicht „die“ Tapete oder „die“ Farbgestaltung für Ältere. Schön ist, was gefällt. Und das heißt wie immer, dem Kunden gut zuhören.
Malerunternehmer, die selbst der Ü50-Generation angehören, werden dieses Lebensgefühl teilen. Jungunternehmer müssen sich aber vor Augen führen, dass nur wer aus ihrer Sicht „alt“ ist, längst nicht alt sein muss und vor allem auch nicht so behandelt werden will.
Was heißt „alt“?
Das führt zu einem wesentlichen Punkt. Wo fängt „alt“ an? Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) unterteilt die Lebensphasen wie folgt: Mit 51 bis 60 Jahren handelt es sich um „alternde Menschen“, mit 61 bis 75 Jahren zählt man zu den „älteren Menschen“, „hochbetagt oder alt“ werden die die 76- bis 90-Jährigen bezeichnet und mit 91 Jahren und älter ist man „höchstbetagt oder sehr alt“. Dies zeigt, dass die für den Malerunternehmer interessante Altersgruppe zwischen 50 und 75 Jahren lediglich alternd oder älter ist. Das Wort „alt“ sollte daher tunlichst vermieden werden, sprich „Serviceleistungen für alte Menschen“ sollte niemand anbieten. Generell sollte bei der persönlichen Ansprache des Kunden, aber auch bei der Darstellung des Leistungs- und Serviceangebotes in Online- und Printmedien vermieden werden, die Menschen mit ihrem Alter zu konfrontieren.
Auf Worte achten
Häufig genutzt wird auch das Wort „Senioren“. Dieses Wort ist nicht per se negativ besetzt. So gibt es häufig einen Senior- und einen Juniorchef in einem Unternehmen. Senior steht hier im Vergleich für den Älteren. Allerdings werden unter „Senioren“ landläufig Menschen im Ruhestand verstanden. Das Renteneintrittsalter liegt heutzutage bei 67 Jahren. Wer also mit einer Serviceleistung wie einem „Ein- und Ausräumservice für Senioren“ wirbt, damit aber nicht nur die Ruheständler erreichen will, muss sich klar machen, dass er mit dieser Begriffsverwendung unter Umständen interessierte Ü50-Kunden verärgert und verprellt. Jeder will alt werden, aber niemand will alt sein. Daher sollte versucht werden, den Fokus nicht auf das Alter der Zielgruppe zu lenken bzw. herauszustellen, sondern den Mehrwert, also den hinter der Leistung stehenden Servicegedanken hervorzuheben. Durch das Serviceangebot, sprich den darin enthaltenen Mehrwert, grenzt sich der Malerbetrieb von anderen ab. Das allein ist entscheidend. Das Angebot selbst, sollte jedem Kunden offen stehen. Einen Ein- und Ausräumservice oder das Serviceangebot einer Endreinigung wird auch von vielen Berufstätigen, die noch unter 50 Jahre alt sind, geschätzt.
Bedürfnisse erkennen
Durch eine gute Gesprächsführung und gutes Zuhören sollte jeder Malerunternehmer in der Lage sein, die individuellen Kundenbedürfnisse zu erkennen. Trotz aller Verschiedenheit im Alter ist es aber immer gut, auch um die Gemeinsamkeiten zu wissen. Dies erleichtert das Verständnis und lässt schneller erkennen, was der Kunde wünscht. Es kann daher nicht unangesprochen bleiben, dass mit zunehmendem Alter körperliche und gesundheitliche Einschränkungen zunehmen. Das Sehvermögen lässt nach, das Gehör wird schlechter, die Mobilität ist oft eingeschränkt. Mehr als die Hälfte der Schwerbehinderten in Deutschland sind 65 Jahre und älter.
Diese Einschränkungen sind aber nicht mit Pflegebedürftigkeit zu verwechseln. Der Pflegebedarf steigt erst bei Hochbetagten merklich an. So ist erst zwischen 75 und 79 Jahren jeder Zehnte pflegebedürftig, zwischen 80 und 85 Jahren etwa jeder Fünfte (Statistisches Bundesamt; Ältere Menschen in Deutschland und der EU, 2016).
Doch auch wenn noch keine Einschränkungen beim Kundenbesuch erkennbar vorliegen, haben alternde oder ältere Menschen, die in eine umfassende Renovierung investieren, oft klare Vorstellungen bzw. Erwartungen. „Barrierefreies Wohnen“ ist für sie nicht nur ein Schlagwort, sondern eine Investition in die Zukunft. Hierauf sollten Malerunternehmer eine Antwort haben.
Erwartungen erfüllen
Ein freundlicher und respektvoller Umgang versteht sich bei jedem Kunden von selbst, dazu gehört aber auch, dass bei Nachfragen nicht hektisch auf die Uhr geschaut wird. Für Kundengespräche sollte immer viel Zeit eingeplant werden. Nichts irritiert den Kunden mehr als ein hektischer, unausgeglichener Malerunternehmer. Hektische Menschen neigen auch dazu, schnell zu reden. Doch „schnell“ kommt gerade bei der älteren Generation nicht gut an. Zu einer angenehmen Gesprächsführung gehört ein langsames und deutliches Sprechen. Aber bitte nicht übertreiben, sondern einfach einen fließenden Sprachrhythmus an den Tag legen. Hört der Kunde schlecht, ist Schreien ein absolutes No-Go. Am besten darauf achten, dass beim Sprechen der Mund nicht mit der Hand oder einzelnen Fingern bedeckt wird. Und noch eins: Nur wer schlechter hört und öfters nachfragt, ist nicht senil. Vielmehr sollten sichtbare Einschränkungen zur Kenntnis genommen und besonnen reagiert werden.
Wird das Angebot geschrieben, geht es nicht darum, Papier zu sparen. Angebote sollten immer gut leserlich und nicht in Kleinstbuchstaben gedruckt werden. Bilder und Skizzen tragen zur besseren Verständlichkeit und Erklärung der durchzuführenden Arbeiten bei. Gestaltungsvorschläge zeigen dem Kunden schnell, ob seine Wünsche verstanden wurden. Und durch eine integrierte Raumskizze erkennt der Kunde seine Wohnung. So entsteht ein sehr persönliches Angebot, das Vertrauen schafft. Die Abgabe von verständlichen Angeboten sollte nicht vom Alter des Kunden abhängen. Sie sollte selbstredend in jedem Malerbetrieb für jeden Kunden Standard sein.
Kommt der Auftrag dann zur Ausführung sollten die Mitarbeiter gut geschult sein, denn auch sie müssen sich im Umgang mit älteren oder hochbetagten Menschen bewähren. Das heißt beispielsweise, dass Stolperfallen auf der Baustelle zu vermeiden sind. Natürlich sollten solche grundsätzlich nicht existieren, aber bei älteren oder hochbetagten Menschen mit Gehbehinderung oder Sehschwäche werden Stolperfallen zu einer echten Gefahr für Leib und Leben. Daher müssen Mitarbeiter im Vorfeld sensibilisiert werden, sodass Gefahrenquellen erkannt und beseitigt werden oder erst gar nicht entstehen. Aber auch der persönliche Umgang mit älteren Kunden sollte trainiert werden. Auf eine Kundenfrage sollte daher nicht im SMS-Stil geantwortet werden. Auch auf Anglizismen, die für junge Menschen selbstverständlich sind, sollte verzichtet werden. Nur wer mit seinen Mitarbeitern über all das und mehr spricht, wird bei der Generation Ü50 vollumfänglich punkten und diese zu seiner Zielgruppe machen können.