Der Trend zum Abitur und Studium macht es den Handwerksbetrieben nicht leicht, Nachwuchs fürs Handwerk zu begeistern. Nicht zu vergessen, dass das Handwerk unter jungen Leuten oft ein angestaubtes Image hat, obwohl dies der Realität gar nicht entspricht. Doch dies ist den Nicht-Handwerkern im Land oft nicht bewusst.
Die Handwerker von morgen
Die Jugendlichen von heute sind die Handwerker von morgen. Imagekampagnen der Verbände setzen daher seit Jahren darauf, die Wahrnehmung der Handwerksberufe in der Gesellschaft und bei der Jugend zu ändern. Leichte Erfolge zeichnen sich ab, denn die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge bleibt stabil. So wurden von Januar bis September 2018 in den Lehrlingsrollen 136.784 Ausbildungsverträge neu erfasst. Dies sind 1,2 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dies lässt darauf hoffen, dass das vierte Jahr in Folge im Handwerk ein leichtes Neuvertragsplus erreicht. Doch das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ende September nach Zählung der Bundesagentur für Arbeit noch 17.400 Ausbildungsstellen im Handwerk unbesetzt waren. Fakt ist, die Betriebe benötigen wesentlich mehr Fachkräfte, um die Nachfrage bedienen zu können und daher sind Auszubildende im Handwerk dringend von Nöten.
Betriebliches Image aufpolieren
Natürlich hat es kein Betrieb in der Hand, den deutschen „Akademisierungswahn“ zu stoppen. Der Malerbetrieb, der für junge Menschen attraktiv sein will, muss also nach anderen Wegen suchen, um diese für seinen Betrieb und den Malerberuf zu begeistern. Das A und O einer solchen betrieblichen Attraktivitätskampagne ist die Außendarstellung. Hier hat es der Betrieb in der Hand, sich als modernes Unternehmen zu präsentieren. Flotte Slogans auf Firmenwagen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und ein einheitliches, modernes sowie sauberes Outfit der Mitarbeiter macht ebenfalls Eindruck. Doch damit lassen sich noch keine Jugendlichen begeistern. Die junge Generation muss dort abgeholt werden, wo sie unterwegs sind. Und das ist zweifelsohne „das Netz“, sprich im Internet. Daher darf der Webauftritt des Betriebs von der Homepage über die sozialen Medien keineswegs „altbacken“ herüber kommen. Auf die Inhalte kommt es an.
Zeigen, was der Betrieb kann
Natürlich müssen handwerkliche Arbeiten im Vordergrund stehen. Sie zeigen das Leistungsportfolio des Malerbetriebs. Ob trendige Oberflächengestaltungen oder die Verwendung nachhaltiger Baustoffe, richtig in Szene gesetzt, spricht dies sowohl potenzielle Nachwuchshandwerker als auch potenzielle Kunden an. So wird schnell klar, was der Betrieb alles zu leisten vermag. Doch auch das „Wie“ sollte nicht zu kurz kommen. Eine moderne Arbeitsweise, die von modernsten Spritzverfahren bis hin zur Verwendung digitaler „Werkzeuge“ reicht, sollte ebenfalls vorgezeigt werden. Ein Malerbetrieb hat wesentlich mehr zu bieten als mit einer Farbrolle Wände zu streichen. Die heutige Arbeitsweise in einem Malerbetrieb unterscheidet sich grundlegend von der Arbeitsweise von vor zehn Jahren. Modernste Arbeitsgeräte haben Einzug in den Arbeitsalltag gehalten und die Digitalisierung hat die Malerbetriebe ebenfalls fest im Griff. Die digitale Baustelle ist längst Realität und Gesellen und Azubis nutzen wie selbstverständlich Smartphone und Tablet. Diese Vielfalt von kreativen Malerarbeiten und modernsten Arbeitsweisen macht das Malerhandwerk aus. Und genau das suchen junge Menschen. Angestaubt und langweilig ist der Malerberuf wahrlich nicht. Doch das wissen die wenigsten Menschen, da fast kein Betrieb darüber redet.
Über den Malerberuf reden
Genau das sollte ein Malerbetrieb ändern. Hierfür bietet sich nicht nur das Netz an. Wer aktiv seinen Betrieb unter Jugendlichen bekannt machen will, sollte mit Schulen kooperieren und mit diesen in Kontakt treten. In Abschlussklassen kann der Malerberuf sowie andere Handwerksberufe und deren Arbeitsweise vorgestellt werden. So bekommen Jugendliche einen Eindruck von der heutigen Arbeitsweise, die durchaus technisch anspruchsvoll ist und digitale Technologien nutzt. Und noch ein Pluspunkt sollte nicht unerwähnt bleiben: Während die zunehmende Digitalisierung in Industriebetrieben tausende Arbeitsplätze bedroht, wird sie auf der Maler-Baustelle keine Arbeitsplätze kosten. Die Ausführung von Malerarbeiten kann noch von keinem Roboter erledigt werden und dies wird auch in absehbarer Zukunft nicht der Fall sein. Somit bietet das Handwerk Jugendlichen eine echte Zukunftsperspektive. Das haben viele Jugendliche bislang noch nicht erkannt.
Der moderne Malerbetrieb 4.0 investiert in Geräte, Maschinen und Digitalisierung. Er ist technisch up-to-date und digital fit. Er arbeitet zukunftsorientiert und ist eine echte Ausbildungsalternative für Jugendliche. Er muss nur noch lernen, darüber zu reden.