Die Erzeugerpreise gewerblicher Produkte waren im März 2022 um 30,9 Prozent höher als ein Jahr zuvor im März 2021. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte, war dies der höchste Anstieg gegenüber dem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949. Doch damit noch nicht genug. Auch die Preissteigerung bei Kraftstoffen kommt im Superlativ daher, denn auch bei Kraftstoffen handelt sich im Vorjahresvergleich um den höchsten Preisanstieg in den letzten fünf Jahrzehnten. In keiner Krise fiel der Preisanstieg für Kraftstoffe höher aus als im März 2022. Dieses Ergebnis ist Teil einer Analyse des Statistischen Bundesamts, bei der die Entwicklung der Preise für Erdöl und Mineralprodukte sowie Erdgas in den vergangenen 50 Jahren und auf verschiedenen Wirtschaftsstufen untersucht wurde.
Im März 2022 zahlten Autofahrer an den deutschen Tankstellen durchschnittlich 41,9 Prozent mehr für Superbenzin und 62,6 Prozent für Diesel als ein Jahr zuvor. Kraftstoffe waren damit im Durchschnitt um fast die Hälfte (47,9 Prozent) teurer. Für leichtes Heizöl mussten Deutsche sogar besonders tief in die Tasche greifen und fast zweieinhalb Mal so viel (+144,0 Prozent) bezahlen wie im März des Vorjahres. So hohe Preisanstiege für Heizöl und Kraftstoffe gab es in Deutschland selten zuvor. Ähnliche Entwicklungen waren bislang lediglich im Zusammenhang mit den beiden Ölkrisen 1974 und 1980 sowie der Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise 2008/2009 zu beobachten, wobei der Anstieg der Kraftstoffpreise im Vorjahresvergleich in keiner dieser Krisen höher war als im März 2022, analysierte das Statistische Bundesamt.
Als Ursache für den rasanten Preisanstieg sehen die Statistiker den Ukraine-Krieg. Die ohnehin dynamische Entwicklung der Energiepreise im Zusammenhang mit der Corona-Krise habe sich infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine verstärkt.
Auf die Coronakrise folgt die Ukrainekrise. Für die Bauwirtschaft bedeutet dies Dauerstress, denn seit Monaten erwarten sie neue Hiobsbotschaften in Sachen Preisanstiege und Lieferengpässe bei Bauprodukten. Für Bauunternehmen, die ohne Transportfahrten und dieselbetriebenen Baumaschinen nicht auskommen, bedeuten die gestiegenen Preise für Dieselkraftstoff eine weitere erhebliche Kraftanstrengung. Aber auch fürs Bauhandwerk, das in der Regel über keine stationären Arbeitsplätze verfügt, sondern mobil unterwegs ist, bedeuten die Rekordpreise beim Sprit eine nicht unerhebliche Kostensteigerung.
Ende März einigte sich die Ampelkoalition bereits auf ein Energie-Entlastungspaket, das unter anderem eine auf drei Monate befristete Absenkung der Energiesteuer auf Kraftstoffe vorsieht. Dies sollte laut Angaben des Finanzministeriums dazu führen, dass der Preis für Benzin um 30 Cent je Liter und für Diesel um 14 Cent je Liter günstiger werde. Doch wer auf eine kurzfristige Umsetzung dieser Entlastungsmaßnahme hoffte, muss sich noch etwas in Geduld üben. Laut dem kürzlich vom Bundesfinanzministerium veröffentlichten Entwurf zur Änderung des Energiesteuergesetzes ist offensichtlich geplant, die Energiesteuer erst in dem Zeitraum vom 1. Juni bis 31. August 2022 zu senken. Eine Preissenkung über die Sommermonate dürfte daher vor allem Urlauber freuen.
Dass Spritpreissenkungen auch schneller umsetzbar sind, zeigt ein kurzer Blick nach Italien. Während Deutschland sich mit Entlastungsmaßnahmen viel Zeit lässt, hat Italien auf die stark gestiegenen Spritpreise schnell reagiert. Durch eine bereits Ende März per Energiedekret beschlossene Absenkung der Abgaben, wurden die Preise an italienischen Tanksäulen für Benzin und Diesel um rund 25 Cent pro Liter gesenkt. Die Maßnahme ist auf 30 Tage befristet und läuft in den nächsten Tagen aus. Ob sie verlängert wird, ist nach übereinstimmenden Medienberichten noch nicht entschieden.
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