Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten und Wege eine Betriebsübernahme vorzubereiten und abzuwickeln – und vor allem den „richtigen“ Nachfolger zu finden. Malerblog sprach mit drei Nachfolgern, allesamt Malermeister, die ihren ganz persönlichen Weg gegangen sind, „ihren“ Betrieb gefunden haben und heute erfolgreiche Unternehmer sind.
Bruder GmbH – die Malermeister, Bad Windsheim: Erfolgreiche Mitarbeiternachfolge
Ein gelungenes Beispiel einer erfolgreichen Betriebsübernahme stellt der Malerbetrieb Bruder dar. Malermeister Andreas Gustedt inserierte in einem Online-Portal und wurde fündig. Für Andreas Gustedt war die Übernahme des Malerbetriebs Bruder im bayrischen Bad Windsheim keinesfalls geplant. Nach seiner Meisterausbildung, inserierte der in Celle geborene und in Berlin aufgewachsene Gustedt in einem Online-Portal (Malerblatt) und bewarb sich bundesweit als Meister in einem Betrieb. Es meldete sich die Firma Bruder und stellte den ambitionierten jungen Mann als Meister ein. Und so ging es von der Großstadt ins ländliche Bayern. „Anfangs war das wirklich ein Kulturschock für mich“, meint Gustedt.
Drei Jahre blieb er in diesem Angestelltenverhältnis beschäftigt und arbeitete sich nach oben: „Ich habe mich im Unternehmen sehr engagiert und darauf hin gearbeitet“, erzählt er. Und so kam die Anfrage seines damaligen Chefs, der an Rückzug dachte und den Betrieb gerne übergeben wollte, ob Gustedt sich nicht vorstellen könnte, die Arbeit im Betrieb Bruder weiter zu führen. „Für mich war das gar nicht so leicht, denn ich kam ja von außen, aus einer völlig anderen Gegend, mußte mich neu beweisen und ganz neu anfangen“, sagt er heute.
In 2003, mit 30 Jahren, übernahm er den in den 70er Jahren gegründeten Betrieb und krempelte ihn komplett um. Arbeitete das Unternehmen vormals eher im Objektbereich, fand Gustedt sein Kundenklientel bei den Privatkunden. Und dieses baute er konsequent aus. „Wir verstehen uns mehr als Dienstleister und bieten unseren Kunden verschiedene Services an, die über das hinaus gehen, was Malerbetriebe sonst so tun“, sagt Gustedt. Die Kundenbeziehungen sind über die Jahre gewachsen, besonders über Mund zu Mund Propaganda hat sich das Unternehmen einen guten Namen gemacht. „Es war ein langer Weg bis hier hin und der hat viel Kraft gekostet, aber ich würde es wieder so machen“, resümiert Gustedt.
Malerblog-Beitrag vom 12.07.2013: Mit Schwung in den Chefsessel: Die Erfolgsstory einer Betriebsübernahme
Fachzentrum Fürst Malermeisterbetrieb, Borken: Erfolgreiche externe Nachfolge
Auch Alessandro Schmidt übernahm als externer Nachfolger einen Malerbetrieb und gewann den KFW-Award GründerChampions 2013 für das Bundesland Hessen. Mit gerade mal 22 Jahren übernahm Alessandro Schmidt den Traditions-Malerbetrieb Fürst im nordhessischen Borken-Kleinenglis. Von langer und vorsichtiger Hand geplant war das nicht. Doch Schmidt ist kein Mensch von großen Gesten – er ist ein Macher, ein „Nach-Vorne-Geher“, eben ein junger, dynamischer Typ. Seine Lehre absolvierte er bei einem ortsansässigen Malerbetrieb seines Heimatortes. Direkt danach erwarb er sehr erfolgreich seinen Meistertitel im nahe gelegenen Kassel in einer Vollzeitausbildung.
Er meldete sich bei der online Unternehmensbörse nexxt-change.org an und plante eigentlich erst mal zurück in seinen Ausbildungsbetrieb zu gehen. Doch dann klingelte sein Telefon. Die Handwerkskammer Kassel stellte den Kontakt zum Malerbetrieb Fürst her. Sie war es auch die Schmidt bei seinem Vorhaben begleitete, einen Businessplan mit ihm erstellte und bis zur abschließenden Schlüsselübergabe an seiner Seite blieb.
Alessandro Schmidt übernahm alle Mitarbeiter des seit 60 Jahren bestehenden Betriebes Fürst und ein perfektes Kundenklientel. Die Altgesellen im Betrieb sind ausnahmslos älter als ihr neuer Chef. Vielfach sind sie sogar schon länger im Betrieb als Schmidt alt ist. Maler Fürst, der ehemalige Inhaber, unterstützt Schmidt noch hin und wieder und ist gerade bei betriebswirtschaftlichen Fragen ein guter Ratgeber.
Einen bereits bestehenden, gut aufgestellten Betrieb zu übernehmen, war für Schmidt ein Glücksfall: „Die Räumlichkeiten, die Halle, die Geräte und vor allem das Kundenklientel waren ja schon da“, erklärt er und fügt hinzu: „Da kann man drauf aufbauen.“
Malerblog-Beitrag vom 22.11.2013: Ausgezeichnete Nachfolge: Malermeister Alessandro Schmidt überzeugt mit seiner Geschäftsidee.
Malerfachbetrieb Häuser-Rühl, Fernwald: Erfolgreiche Familiennachfolge
Die Geschichte von Ingo Rühl ist eine ganz andere. Denn er wurde in einen Malerbetrieb hinein geboren, den seine Eltern bereits in der dritten Generation führten. Für ihn war eigentlich immer klar, einmal in die Fußstapfen seiner Eltern zu treten. „Ich bin ja damit aufgewachsen und war von klein auf immer mit dabei und da war es für mich völlig klar, einmal den Betrieb zu übernehmen“, sagt Rühl. Auch vor dem Hintergrund, daß seine beiden Geschwister andere Pläne hatten, sah er sich in der Pflicht, das Familienerbe weiter zu führen.
Und es war auch völlig klar, daß er seine Ausbildung nicht im elterlichen Betrieb absolvieren würde, sondern mal über den Tellerrand hinaus blicken wollte. Nach seiner Ausbildung ging Rühl dann auf Wanderschaft. Seine erste Etappe führte ihn nach Südtirol: „Das kannte ich schon lange von vielen Urlauben mit der Familie und da hab ich mir überlegt, dort gerne einmal arbeiten zu wollen. Den Betrieb habe ich direkt angesprochen und ich konnte dort anfangen“, erklärt er. Hier lernt er andere Techniken, Materialien und Verarbeitungsweisen kennen. Und er lernt auch „fünf mal grade sein zu lassen“. „Vieles ist dort einfach nicht so 150% genau und korrekt wie bei uns“, sagt er. Ein halbes Jahr verbringt er dort, eine Zeit, auf die er gerne zurück blickt und die ihn sehr viel weiter gebracht hat.
Die zweite Etappe möchte Rühl in einem Betrieb verbringen, der eher auf Innenarbeiten und hochwertigste Tapeten spezialisiert ist. Auch hier ruft er seinen Wunschbetrieb einfach an und fragt, ob er anfangen kann. Erst danach absolviert er seine Meisterausbildung in der Fachschule in Hildesheim in einer 2jährigen Vollzeitausbildung.
„Im Betrieb habe ich anschließend bei Null angefangen und erst mal produktiv auf den Baustellen mitgearbeitet. Dann kamen immer mehr Bürozeiten hinzu“, erklärt Rühl und fügt hinzu: „Ich habe eigene Projekte bekommen, die ich selbständig mit meinem Team abzuwickeln hatte. So habe ich viel gelernt, und meine Eltern lassen mir freie Hand bei den Dingen, die ich ausbauen oder verändern will.“ Für ihn ist die Aussage „nicht alles was alt ist, ist schlecht und nicht alles was neu ist, ist gut“ ein wichtiger Leitspruch geworden. Es gilt die richtige Balance zu finden, mit den Eltern durchaus Dinge zu besprechen, aber auch neue Wege konsequent zu gehen.
Auch im Mitarbeiterteam erfährt Rühl von Anfang an eine große Akzeptanz, war er doch „einer von ihnen“, einer der an „der Front“ mitgearbeitet hat und auch mal „im Dreck“ gewühlt hat, eben einer, der aus der Praxis kommt. Er hat sich zudem den nötigen Respekt selbst verschafft. Immerhin kennen ihn die langjährigen Mitarbeiter schon als dreijähriges Kind. Für sie ist er das „geborene Mitglied“.
Malerblog-Beitrag vom 26.06.2013: Außergewöhnliche Werbung – erfrischend anders
Zum Thema „Unternehmensnachfolge“ sind bereits folgende Beiträge auf Malerblog.net erschienen:
Unternehmensnachfolge aktiv planen!
Betriebsübergabe an den „Richtigen“.