Tausende Maler- und Stuckateurunternehmer planen in den nächsten Jahren eine Betriebsübergabe. Ist die Entscheidung hierzu erst einmal gefallen und der Zeitpunkt für die geplante Übergabe bekannt, bleibt die alles entscheidende Frage zu beantworten: Wer soll den Betrieb übernehmen?
Familiennachfolge oft nur Wunschdenken
Die familieninterne Übernahme ist die im Handwerk favorisierteste Art der Nachfolge. Oftmals besteht der Betrieb bereits in der x-ten Generation. Da ist es schön das eigene Lebenswerk und das der Vorfahren vertrauensvoll in die Hände der Kinder legen zu können. Aber die Zeiten haben sich geändert. Familieninterne Übergaben gelingen nicht immer und bleiben häufig ein Wunschdenken des Chefs. Die Kinder gehen ihre eigenen Wege – und mal ehrlich: Das ist auch gut so. Denn wer nicht mit Leidenschaft und Herzblut das Handwerk seiner Vorfahren betreibt, sondern nur aus falschen Pflichtgefühl handelt, wird den Betrieb nicht erfolgreich führen können und tut sich selbst auch keinen Gefallen. Und so treten immer häufiger Mitarbeiter oder Externe in die Fußstapfen des Seniors.
Über die Frage, ob eine familien- oder unternehmensinterne Nachfolgelösung in Sicht ist, sollte frühzeitig Klarheit herrschen. Kinder oder Mitarbeiter können in den Betrieb hinein wachsen. Der Unternehmer kann sie mit wachsamen Augen und helfender Hand über Jahre gezielt zum Nachfolger aufbauen. Um Mißverständnissen aus dem Weg zu gehen und die richtigen Weichen stellen zu können, sollte der Chef so früh wie möglich das Gespräch mit Kindern oder einem ihm geeignet erscheinenden Mitarbeiter suchen. Stehen diese Personen als Nachfolger nicht zur Verfügung, muß ein externer Nachfolger gesucht werden. Die Suche nach einem Externen darf zeitlich nicht unterschätzt werden. Bis der passende Nachfolger gefunden wird, können schnell einige Jahre ins Land gehen. Also: Frühzeitig mit der Suche beginnen. Das schont die Nerven und man gerät nicht unter Zeitdruck.
Nachfolge-Börse
Wie aber findet man einen Externen? Hier können klassische Inserate in bekannten Fachzeitschriften oder Printmedien der Handwerkskammern weiterhelfen. Im Zeitalter des Internets spielen natürlich auch Online-Portale eine immer größere Rolle. Eine beliebte und etablierte Online-Plattform ist zum Beispiel www.nexxt-change.org. Es handelt sich hierbei um Deutschlands größte Online-Börse für Unternehmensübertragungen. Initiatoren dieser Nachfolge-Börse sind unter anderem der Zentralverband des Deutschen Handwerk (ZDH), die KfW Bankengruppe und einige mehr. Aber auch regionale Handwerkskammern betreiben häufig eine Nachfolge-Börse. Hier sollte man bei der zuständigen Handwerkskammer einfach mal nachfragen.
Die „Reifeprüfung“
Ist dann ein Nachfolgekandidat gefunden, stellt sich natürlich die Frage, ob er auch der „Richtige“ für den Betrieb ist. Schließlich will jeder Betriebsinhaber seinen Betrieb „in guten Händen“ wissen. Diese Frage läßt sich aber weder mit den heutzutage allseits beliebten Multiple-Choice-Tests noch mit einer Checkliste beantworten.
Während bei familien- oder unternehmensinternen Übergaben die Fertigkeiten und Fähigkeiten des Nachfolgers (Sohn, Tochter, Enkel/in, Neffe, Nichte oder Mitarbeiter/in) dem Senior bekannt sind, stellt sich die Situation bei einem externen Nachfolger anders dar. Dieser ist dem Betriebsinhaber im Vorfeld meist nicht bekannt.
Fachliche Qualifikationen lassen sich zwar durch Schul- und Arbeitszeugnisse, die abgelegte Meisterprüfung und Empfehlungsschreiben belegen. Doch sagen diese noch lange nichts über die Führungsqualitäten des Neuen oder seine Persönlichkeit aus. Die „Chemie“ zwischen ihm und den Mitarbeiter sowie Kunden muß stimmen. Ob das der Fall ist und wie sich der Neue so in der Praxis schlägt, läßt sich am besten im Rahmen einer „Probearbeit“ feststellen. In der Regel handelt es sich hierbei um eine befristete Einstellung als Führungskraft, so daß sich der Übergeber von dem potentiellen Nachfolger ein Bild machen kann. Die Zeit sollte aber nicht nur zum Test des Neuen, sondern auch zum Wissenstransfer genutzt werden. Über Jahre, meist Jahrzehnte, angesammeltes Wissen des „alten“ Chefs kann so an den Übernehmer weitergegeben werden. So hat auch der externe Nachfolger die Möglichkeit in den Betrieb hinein zu wachsen und Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten werden nicht von heute auf morgen mit einem neuen Chef oder Ansprechpartner konfrontiert. Der Senior und der Neue arbeiten einige Zeit Hand in Hand und sorgen für einen reibungslosen, gleitenden Übergang.
Steht der Neue als der „richtige“ Nachfolger und Übernehmer fest, sollte dies auch nach außen (Kunden, Lieferanten etc.) kommuniziert werden bevor die Gerüchteküche brodelt. Hier bieten sich Zeitungsanzeigen ebenso an wie Rundschreiben.
Varianten der Nachfolge
Der Übergabeprozeß ist ein komplexer Vorgang. Ein weiterer Meilenstein, den es zu nehmen gilt, ist nämlich die Frage nach dem „Wie“. Wie soll die Übergabe erfolgen? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Mögliche Übergabeformen sind beispielsweise die Schenkung mit und ohne Auflagen, die Verpachtung des Betriebs oder der Verkauf gegen Einmalzahlung oder gegen Zahlung einer monatlichen Rente. Auch hier gibt es kein pauschales „Richtig“ oder „Falsch“. Vielmehr muß die passende Übergabeform für jeden Betrieb individuell erarbeitet werden. Hier spielen nicht nur die Vorstellungen und Wünsche von Übergeber und Übernehmer eine entscheidende Rolle. Bei der konkreten Ausgestaltung sind vielmehr auch zahlreiche steuerliche und rechtliche Aspekte zu beachten. Erste Anlaufstelle sollten hier neben dem Steuerberater vor allem die Berater der Handwerkskammer sein. Sie helfen bei Planung und Ausgestaltung der richtigen Übergabeform.
Interessante Checklisten gibt’s im Unternehmensportal des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Sie können über folgenden Link abgerufen werden:
Zu diesem Thema ist bereits folgender Beitrag auf Malerblog.net erschienen: