Zu den wichtigsten unternehmerischen Aufgaben eines Betriebsinhabers gehört zweifelsfrei die erfolgreiche Gestaltung der Betriebsübergabe. Das ist leicht gesagt. Stellt doch die Nachfolgeplanung heutzutage auch gleichzeitig eine immense Herausforderung dar, die von vielen leider allzuoft unterschätzt wird, aber keineswegs unterschätzt werden darf. Das haben auch im Maler- und Stuckateurhandwerk schon zahlreiche Unternehmer leidvoll erfahren müssen.
Das Problem
Der Generationenwechsel steht in vielen deutschen Unternehmen in den nächsten Jahren an.
Studien zufolge haben circa ein Drittel der Inhaber von Handwerksbetrieben das fünfzigste Lebensjahr bereits überschritten. Die demographische Entwicklung, die alternde Gesellschaft, wird auch hier deutlich sichtbar. Nicht nur, daß eine Großzahl der Betriebe einen Nachfolger sucht. Es gibt auch immer weniger geeignete, junge Nachfolgekandidaten. Das liegt zum einen an der alternden Gesellschaft, in der das Verhältnis von Alt zu Jung einfach nicht mehr stimmt. Zum anderen aber auch an dem in den letzten Jahren politisch forcierten Akademisierungswahn in Deutschland, bei dem das Handwerk natürlich das Nachsehen hat. Dabei muß sich Studium und Handwerk gar nicht ausschließen, sondern kann prima Hand in Hand gehen. Beispielhaft sei hier nur auf das duale Studienmodell Gebäudeklimatik im Stuckateurhandwerk verwiesen. Hier wird es Aufgabe der Verbände sein, solche Modelle weiter auszubauen und unter (Fach-)Abiturienten bekannt zu machen. Denn wo kein Nachwuchs ist, fehlt es auch an geeigneten Nachfolgern.
Festzuhalten bleibt, daß sich in den nächsten Jahren für Tausende von Handwerksbetrieben die Nachfolgefrage stellen wird. Doch die Suche nach einem geeigneten Nachfolger kann schnell zur Suche nach der „Nadel im Heuhaufen“ werden. Resignation ist hier aber völlig fehl am Platz. Vielmehr bedeutet es für die betroffenen Betriebsinhaber, sich frühzeitig auf die Socken zu machen und das Thema aktiv anzugehen.
Planung ist das A und O – Der frühe Vogel fängt den Wurm
Die Ursache für eine gescheiterte Unternehmensnachfolge liegt natürlich nicht ausschließlich an den bereits erwähnten Problemstellungen. Das wäre viel zu einfach. Viele Unternehmer scheitern schlichtweg an sich selbst. Was das heißt? Ganz einfach: Wer sich zu spät oder nur halbherzig um das Thema „Nachfolge“ kümmert, wird das Nachsehen haben. Altersbedingte Nachfolge ist planbar. Wer jedoch eine frühzeitige Planung unterläßt, wird nur mit viel Glück einen Nachfolger finden.
Wer hingegen die Nachfolgeplanung frühzeitig und professionell angeht, wird gute Chancen auf einen Nachfolger haben. Das alles erfordert aber eine Menge Zeit. Planung, Suche, Übergabe – das kann mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Als Faustregel gilt: Mindestens fünf Jahre vor dem geplanten Übergabetermin sollte mit der Planung begonnen werden. Diese Zeitspanne wird meist unterschätzt. Doch das ist nicht der einzige Fehler, den es unbedingt zu vermeiden gilt.
Wirtschaftlichkeit des Betriebs
Ob ein Nachfolger für den Betrieb gefunden werden kann, hängt auch immer von den Zukunftsaussichten des Maler- oder Stuckateurbetriebs ab. Die ökonomische Attraktivität des Betriebs ist natürlich ein entscheidendes Kriterium für den Nachfolger. Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens müssen stimmen. Schließlich will der Nachfolger einen gewinnerzielenden Betrieb übernehmen und keinen „Pleitegeier“. Hierzu gehört auch, daß es in den letzten Jahren nicht zu einem Investitionsstau kommen darf. Viele Unternehmer investieren nicht mehr in neue Anlagegüter vor dem Hintergrund der geplanten Betriebsübergabe. Das passiert häufig, wenn ein unternehmensexterner Nachfolger gesucht wird. Vordergründig wird argumentiert, dies solle dem Nachfolger überlassen werden. In Wahrheit hofft man jedoch, Geld sparen zu können. Das ist falsch und kann sich schnell rächen. Der Nachfolger will einen übergabewürdigen Betrieb und kein Unternehmen, das jahrelang keine Modernisierung erfahren hat. Eine Übernahme muß für den Nachfolger wirtschaftlich interessant sein. Ansonsten könnte er auch für weniger Geld einen eigenen Betrieb gründen und diesen sukzessive zu einem erfolgreichen Unternehmen aufbauen.
Kaufpreis muß stimmen
Apropos Geld: Soll der Betrieb an einen Externen verkauft werden, muß natürlich auch der Kaufpreis stimmen. Was sich logisch anhört, ist in der Praxis oftmals ein Problem. Viele Betriebsinhaber haben überhöhte Vorstellungen. Schließlich wollen sie ihr Lebenswerk verkaufen und da soll sich die Schufterei in den letzten Jahren auch gelohnt haben. Phantasiepreise, die emotional bestimmt sind, haben hier jedoch nichts verloren. Der Kaufpreis muß realistisch sein. Berater der Handwerkskammer oder Steuerberater können bei der Preisfestlegung weiterhelfen.
Fortsetzung folgt…
Dieser Beitrag wird in den nächsten Wochen fortgesetzt. Lesen Sie dann in Teil 2: Betriebsübergabe an den „Richtigen“.
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