In den letzten Jahren hat die Idee einer verkürzten Arbeitswoche an Popularität gewonnen. Immer mehr Unternehmen experimentieren mit der Einführung einer 4-Tage-Woche, bei der Mitarbeiter anstatt der üblichen fünf Arbeitstage nur noch vier Tage pro Woche arbeiten. Wird von einer 4-Tage-Woche geredet, wird darunter meist ein super-langes Wochenende dank eines arbeitsfreien Freitags verstanden.
Ein Blick über die deutsche Grenze in unser Nachbarland Belgien zeigt, dass dort seit November 2022 Vollzeit-Beschäftigte sogar einen Rechtsanspruch auf eine 4-Tage-Woche haben. Allerdings und dies ist wichtig zu erwähnen, ist dies nicht gleichbedeutend mit einer reduzierten Arbeitszeit. Es bedeutet vielmehr, dass Vollzeit-Beschäftigte ihre Wochenarbeitszeit von 40 Stunden auch an vier Tagen erbringen dürfen. Nur dann gibt es weiterhin den vollen Lohn. Wird die Stundenzahl reduziert, geht dies mit einem Lohnabschlag einher. Auch im deutschen Handwerk wird ein solches Modell – weniger Tage bei gleicher Wochenarbeitszeit – zunehmend diskutiert und teilweise auch schon umgesetzt.
Doch wie wirkt sich eine solche 4-Tage-Woche auf einen Malerbetrieb aus? Eine allgemeingültige Antwort auf diese Frage gibt es nicht. Zu unterschiedlich strukturiert und organisiert sind Betriebe, auch innerhalb einer Branche. Es gibt nicht den einen, goldenen Weg für alle Betriebe. Es gibt aber durchaus Argumente, die von Befürwortern und solche, die von den Gegnern einer 4-Tage-Woche vorgebracht werden. Für Malerunternehmer, die mit einer 4-Tage-Woche liebäugeln, lohnt es sich, sich mit diesen vermeintlichen Vor- und Nachteilen auseinanderzusetzen und in die Entscheidungsfindung mit einfließen zu lassen. Die nachfolgende Darstellung von Vor- und Nachteilen einer 4-Tage-Woche ist daher nicht abschließend zu verstehen, sondern ist dazu gedacht, Betriebsinhabern und Führungskräften, einige Denkanstöße zu liefern, um die für den eigenen Betrieb optimale Lösung zu finden.
Bei der Einführung einer 4-Tage-Woche handelt es sich um eine unternehmerische Entscheidung, die am Erreichen des Unternehmensziels ausgerichtet sein muss und nicht, einem allgemeinen Trend folgend, leichtfertig getroffen werden sollte. Was für den einen Betrieb aus der gleichen Branche passt, muss für den anderen Betrieb noch längst nicht passend sein.
Verbesserte Work-Life-Balance
Aus der Perspektive der Mitarbeiter ermöglicht eine verkürzte Arbeitswoche eine bessere Work-Life-Balance. Durch den zusätzlichen freien Tag haben sie mehr Zeit für persönliche Belange, Erholung und Familienangelegenheiten. Dies kann zu einer erhöhten Zufriedenheit der Mitarbeiter führen und ihre Motivation sowie ihre Bindung ans Unternehmen stärken.
Attraktivitätssteigerung als Arbeitgeber
Dies hat gleichsam zur Folge, dass die Einführung einer 4-Tage-Woche den Handwerksbetrieb attraktiver machen und ihm helfen kann, Fachkräfte anzuziehen. In einer Zeit, in der Work-Life-Balance und Flexibilität der Arbeitszeit, vor allem bei der jüngeren Generation an Arbeitnehmern, immer wichtiger werden, kann die Möglichkeit, einen Tag pro Woche frei zu haben, ein bedeutender Anreiz sein. Die 4-Tage-Woche könnte also schnell zu einer neuen Bedingung im Wettbewerb um qualifizierte Arbeitskräfte werden. Wer mitmacht, hat die Nase vorn.
Produktivitätssteigerung durch Mitarbeitermotivation
Motivation wirkt per se produktivitätssteigernd. Jeder weiß: Motivierte Mitarbeiter haben stets eine höhere Produktivität vorzuweisen als ihre unmotivierten Kollegen. Dieser Grundsatz gilt unabhängig von der Anzahl an Arbeitstagen pro Woche. Alles, was Mitarbeiter motiviert, ist geeignet, für ein gutes Betriebsklima zu sorgen, Krankheitszeiten zu minimieren und einen Produktivitätsschub auszulösen. Finden Mitarbeiter also einen freien Tag in der Woche gut, steigert das ihre Motivation, was sich in der Produktivität positiv niederschlägt.
Anpassung der Arbeitsabläufe und Arbeitszeitmanagement
Die Umstellung auf eine 4-Tage-Woche erfordert von dem Handwerksunternehmer Anpassungen der Arbeitsabläufe und des Zeitplans. Der Handwerksbetrieb muss sicherstellen, dass alle Projekte abgearbeitet werden, und zwar zur vollsten Zufriedenheit des Kunden, was wiederum bedeutet, dass es auch in zeitlicher Hinsicht nicht zu Verzögerungen kommen darf. Das erfordert ein sehr gutes Termin- und Projektmanagement, bei dem es unter anderem gilt Trocknungszeiten zu berücksichtigen oder Geräteengpässe zu vermeiden sowie Baustellenhopping, also mehrere Baustelleneinsätze eines Mitarbeiters an einem Tag, erst gar nicht entstehen zu lassen. Es muss sichergestellt sein, dass an den vier Arbeitstagen die Baustellen rund laufen. Soll bei Bedarf mal schnell die eine oder andere Überstunde geschoben werden, muss der Unternehmer stets das Arbeitszeitgesetz im Blick haben, denn dieses kennt tägliche Höchstarbeitszeiten, die nicht überschritten werden dürfen, die bei dem 4-Tage-Modell aber schnell erreicht sind. Eine gute Arbeitszeitdokumentation ist von Vorteil.
Potenzielle Mitarbeiterüberlastung an Arbeitstagen
Bei einer 4-Tage-Woche kann die Arbeitsbelastung an den verbleibenden Arbeitstagen höher sein, für den einen oder anderen Mitarbeiter vielleicht sogar zu hoch sein. Wird wie beim belgischen Arbeitszeitmodell die vereinbarte Wochenarbeitszeit auf vier statt auf fünf Tage verteilt, ist dies gleichbedeutend mit längeren Arbeitszeiten an den verbleibenden vier Arbeitstagen. Dies kann zu Stress und Ermüdung führen und langfristig sogar die Work-Life-Balance beeinträchtigen, wenn die Arbeitslast nicht angemessen gemanagt wird.
Unterschätzter Gewöhnungseffekt
„Vier Tage arbeiten, drei Tage chillen“ – Wie lange hält diese „Motivationsspritze“ bei den Mitarbeitern an? Darüber gibt es leider noch keine verlässlichen Aussagen oder Studien. Der Trend ist noch recht frisch und jede Aussage dazu wäre reine Spekulation. Aber nach allgemeiner Lebenserfahrung hat alles seine Zeit und so wird es auch mit der im Zusammenhang der 4-Tage-Woche stehenden Motivationssteigerung werden. Wer Monate oder Jahre in einer 4-Tage-Woche arbeitet, für den wird zu irgendeinem Zeitpunkt der freie Tag keine Besonderheit mehr sein und damit nicht mehr motivierend wirken können.
Kein langfristiges Mitarbeiter-Recruiting
Je mehr Betriebe sich für ein solches Arbeitszeitmodell entscheiden, umso weniger nutzt es noch dem Arbeitgeber zur Steigerung zur Attraktivität. Ist die Quote derer, die auf eine 4-Tage-Woche setzen, noch gering, werden sie von dem einen oder anderen „Überläufer“ aus einem Konkurrenzbetrieb profitieren können. Da eine 4-Tage-Woche aber in Summe nicht mehr Fachkräfte beschert, wird auch eine flächendeckende Einführung dieses Arbeitszeitmodells den Fachkräftemangel im Handwerk nicht lösen können.
Potenzielle Beeinträchtigung des Kundenservice
Bei einer verkürzten Arbeitswoche besteht das Risiko, dass auch im Büro nicht alles rund läuft. Kundenanfragen bleiben liegen oder werden zeitverzögert bearbeitet. Kunden können schnell unzufrieden sein, wenn der Betrieb an einem Wochentag nicht erreichbar ist oder wenn es zu längeren Wartezeiten kommt. Es ist daher wichtig, klare Kommunikation und Strategien zu entwickeln, um sicherzustellen, dass der Kundenservice nicht leidet.
TIPP FÜR C.A.T.S.-SERVICEKUNDEN Malerbetriebe, die planen, eine 4-Tage-Woche einzuführen, sollten frühzeitig Geschäftspartner und Kunden informieren. C.A.T.S.-Soft hat für ihre Servicekunden, die die betriebswirtschaftliche Maler-Software C.A.T.S.-WARICUM einsetzen, zwei Musterbriefe entworfen, die über das Office-Center und/oder das Mailing-Center der Maler-Software abgearbeitet werden können. Die Musterbriefe können von Servicekunden kostenfrei beim Customer-Care-Center angefordert werden. |
Fazit
Die Einführung einer 4-Tage-Woche in einem Handwerksbetrieb ist komplex und sollte gut durchdacht sein. Jeder Betrieb ist einzigartig und die potenziellen Vor- und Nachteile können je nach Branche, Unternehmensgröße und spezifischen Umständen variieren. Daher ist es wichtig, eine sorgfältige Analyse durchzuführen und mögliche Vor- und Nachteile im Kontext des eigenen Betriebs zu bewerten, um eine fundierte Entscheidung über die Einführung einer 4-Tage-Woche zu treffen.