Die Tage werden merklich kürzer. Der Sommer neigt sich langsam dem Ende. In den bevorstehenden Jahreszeiten Herbst und Winter wird die Ausführung von Maler- und Stuckateurarbeiten vermehrt vom Freien in die Innenräume wandern. In diesem Jahr fürchten Maler- und Stuckateurunternehmer aber eine ganz besondere Herausforderung, denn in Zeiten von Corona ist nichts mehr wie es einmal war. Als Arbeitgeber tragen Unternehmer Sorge für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Hand-Nasen-Schutz, Abstandsregeln und sonstige Hygienemaßnahmen zur Minimierung des Infektionsrisikos auf der Baustelle werden bereits von den Betrieben umgesetzt. Diese Maßnahmen helfen die direkte Infektionsgefahr, die durch Atmen, Sprechen, Husten oder Niesen entstehen, zu minimieren. Der Aufenthalt im Freien bietet einen weiteren guten Schutz. Doch was passiert im Herbst und Winter, wenn sich die Baustellen in Innenräume verlagern?
Das Robert-Koch-Institut (RKI) verweist darauf, dass bei längerem Aufenthalt in kleinen, schlecht oder nicht belüfteten Räumen sich die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung durch Aerosole auch über eine größere Distanz als 2 m erhöhen könne, insbesondere dann, wenn eine infektiöse Person besonders viele kleine Partikel (Aerosole) ausstoße und exponierte Personen besonders tief einatmeten. Doch das Dauerlüften mittels Fenster ist auf Innenbaustellen oft aufgrund zu niedriger Außentemperaturen nicht möglich, ohne die Mitarbeitergesundheit wiederum zu gefährden. Es stellt sich daher die Frage, ob es neben den bekannten technischen Maßnahmen noch weitere gibt, die einen effizienten Beitrag zur Senkung des Infektionsrisikos in geschlossenen Räumen leisten können?
Der Physiker Prof. Dr. Christian J. Kähler forscht mit seinem Team an der Universität der Bundeswehr in München im Bereich Strömungsmechanik und Aerodynamik. Im Mittelpunkt seiner jüngsten Untersuchung standen mobile Raumluftreiniger und die Frage: Können mobile Raumluftreiniger eine indirekte SARS-CoV-2 Infektionsgefahr durch Aerosole wirksam reduzieren? Das Ergebnis lässt aufhorchen. Malerblog.net hat Prof. Dr. Kähler dazu befragt.
Herr Prof. Dr. Kähler, Sie sind Physiker und ausgewiesener Experte für Strömungsforschung. Sie forschen unter anderem über Aerosole und beschäftigen sich mit der Frage wie sich Corona-Viren in der Raumluft verbreiten. Können Sie unseren Leserinnen und Lesern in wenigen Worten erläutern, wo das Problem in geschlossenen Räumen und somit auch auf Innenraumbaustellen zu sehen ist?
Beim Atmen, Sprechen, Husten und Niesen entstehen Aerosolpartikel, die in die Raumluft gelangen. Diese Aerosolpartikel können SARS-CoV-2 Viren tragen, wenn Sie von infizierten Personen ausgeatmet werden. Wenn man sich mit einer infizierten Person länger oder über kurze Distanz unterhält oder angehustet wird, kann man sich direkt infizieren. Das direkte Infektionsrisiko lässt sich über Abstände oder das Tragen von Masken reduzieren oder bei guten Masken sogar ganz vermeinen. Die infektiösen Aerosolpartikel können sich aber auch im Raum anreichern. Werden diese infektiösen Partikel eingeatmet, dann kann es zu einer indirekten Infektion kommen. Diese kann selbst dann stattfinden, wenn die infizierten Personen nicht mehr im Raum sind. Daher ist es wichtig die Virenlast im Raum zu reduzieren, damit die indirekte Infektionsgefahr minimiert wird oder FFP2 / FFP3 Halbmasken ohne Auslassventil zu tragen.
Sie haben den Einsatz und Nutzen von Raumluftfiltern näher untersucht. Die Luft zu filtern, das klingt gut und einleuchtend. Sind solche Luftreiniger aber tatsächlich geeignet, die Luft in einem geschlossenen Raum von einer gefährlichen Virenlast (Corona-Viren, Grippe-Viren usw.) zu befreien? Könnte der Einsatz eines mobilen Raumluftfilters in Innenräumen sowohl für Baustellen als auch Büros aus Ihrer Sicht sinnvoll sein?
Wir haben Raumluftreiniger wissenschaftlich analysiert. Die Ergebnisse zeigen klar, dass sich bei geeigneten Geräten die Virenlast im Raum in wenigen Minuten halbieren lässt. Läuft das Gerät durchgehend, während mehreren Personen in dem Raum tätig sind, können indirekte Infektionen sehr gut verhindert werden. Die Ergebnisse haben wir in einem Bericht und einem Youtube Video veröffentlicht.
(Anmerkung der Redaktion: Ein Download-Link des Berichts und ein Link zum Youtube-Video findet sich am Ende des Artikels.)
Worauf sollte beim Kauf eines Raumluftreinigers unbedingt geachtet werden, damit dieser auch den erwarteten Nutzen bringt?
Es ist sehr wichtig, dass die Geräte über einen sehr guten Filter der Klasse H13 oder H14 verfügen und der Volumenstrom des Gerätes muss ausreichend groß sein, um die Viren wirklich effizient aus der Raumluft herauszufiltern. Wenn das Raumvolumen x Kubikmeter beträgt, dann sollte das Gerät aus meiner Sicht einen Volumenstrom von mindestens 6x/h schaffen. In großen Räumen müssen ggf. mehrere Geräte aufgestellt werden, um die Menschen vor einer indirekten Infektion bestmöglich zu schützen.
Vielen Dank, Herr Prof. Dr. Kähler.
Weiterführende Infos sind unter folgenden externen Links abrufbar:
Bericht: Können mobile Raumluftreiniger eine indirekte SARS-CoV-2 Infektionsgefahr durch Aerosole wirksam reduzieren? (PDF, 3,77 MB)
Zum aktuellen Youtube-Video geht’s hier: https://youtu.be/3Y3KElUdFFU