Es ist Sommer. In vielen Malerbetrieben stehen personelle Änderungen an. Aus Azubis werden frisch gebackene Gesellen und Gesellinnen. Glücklich schätzen können sich Malerbetriebe, wenn die jungen Malergesellen nach der Ausbildung dem Betrieb erhalten bleiben und neue Azubis nur ein paar Wochen später schon begrüßt werden können.
Aus Azubis werden Fachkräfte
Fachkräfte fallen nicht vom Himmel. Sie werden zu solchen ausgebildet. Daher tun Betriebe gut daran, auszubilden und für ihre eigenen Fachkräfte zu sorgen. Im Ergebnis erhalten sie passgenaue Mitarbeiter, die mit Abschluss der Ausbildung bereits wissen wie es im Betrieb läuft und keiner kostenintensiven Einarbeitungsphase mehr bedürfen. Doch längst bildet nicht jeder Malerbetrieb mehr junge Menschen aus. So wird oft geklagt, dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis bei der Ausbildung nicht mehr stimme. Das Bundesinstitut für Berufsbildung (bibb) befragte Ausbildungsbetriebe und hat für das Ausbildungsjahr 2012/13 berechnet, dass im Maler- und Lackiererhandwerk ein Azubi den Betrieb jährlich 15.686 Euro kostet und er zugleich rund 13.050 Euro für den Betrieb erwirtschaftet. Bei einer dreijährigen Ausbildung verbleibt somit eine Differenz von rund 7.900 Euro. Das sind die Ausbildungskosten, auf denen der Betrieb sitzen bleibt, wenn der Auszubildende mit Erhalt des Gesellenbriefs den Betrieb verlassen sollte. Wird der junge Mitarbeiter aber übernommen, kann der Betrieb sofort auf eine ausgebildete Fachkraft zugreifen. Teure Einarbeitungskosten für eine neue Fachkraft entfallen vollständig. Teure Suchkosten für die Personalakquisition entfallen ebenfalls. Ausbildung zahlt sich daher gerade in Zeiten eines hohen Fachkräftemangels aus, denn Ausbildung ist und bleibt ein wichtiges Instrument zur betrieblichen Fachkräftesicherung.
Auf der Suche nach Azubis
Es bleibt nur ein kleines Problem: Junge Auszubildende wachsen nicht auf Bäumen. Daher stellt sich die Frage wie man als Ausbildungsbetrieb überhaupt qualifizierte Auszubildende findet.
Um einen oder mehrere junge Menschen für eine Ausbildung im eigenen Betrieb zu begeistern, muss man auf sich aufmerksam machen. Der Betrieb muss dort Präsenz zeigen, wo die jungen Menschen Informationen sammeln und austauschen. Dafür muss man den Lifestyle der jungen Leute von heute kennen. Stellenanzeigen in regionalen Tageszeitungen lesen vielleicht noch die Eltern und Großeltern, aber ganz bestimmt nicht die jungen Menschen selbst. Junge Leute durchforsten auch keine Firmenwebsites auf der Suche nach ihrer beruflichen Zukunft. Sie sind vielmehr auf Social Media Kanälen unterwegs. Da sind vor allem Facebook und Instagram zu nennen. Instagram ist ein Onlinedienst von Facebook, der dem Veröffentlichen und Teilen von Fotos und Videos dient. Er wird vor allem von jungen Leuten intensiv genutzt. Wer über diese beiden Onlinekanäle junge Menschen in der Region gezielt anspricht, erzielt die Aufmerksamkeit, die er benötigt, um erfolgreich auf Azubisuche gehen zu können. Interessante Infos werden in der Community gerne geteilt und weitergeleitet. So entsteht schnell eine Art digitale „Mund-zu-Mund-Propaganda“.
Junge Menschen im Netz abholen
Natürlich stolpern Jugendliche und Heranwachsende nicht über den Facebook- und Instagram-Auftritt des Malerbetriebs. Aber wer kontinuierlich damit wirbt, wird schnell Anhänger finden. Das Werben ist gar nicht so schwer und kann in bereits vorhandene Werbestrategien und Werbemedien eingebaut werden. Dafür bieten sich QR-Codes auf klassischen Werbeträgern an. Das Firmenauto, T-Shirts, das Gerüstbanner, das Werbebanner auf dem Fußballplatz, Briefaufkleber und vieles mehr eignen sich hervorragend um die Firmenpräsenz im Netz in die Öffentlichkeit zu tragen und damit ganzjährig präsent zu sein. Facebook und Instagram bedürfen natürlich der Pflege und sollten regelmäßig neue Posts erhalten. In beiden Onlinekanälen sind Bilder das elementare Sprachmedium. Das heißt, wer Aufmerksamkeit auf sich ziehen will, sollte auf aussagekräftige Fotos setzen, die aber mit ein bisschen Übung jederzeit mit einem guten Smartphone geschossen werden können. Im Gegensatz zu einer Firmenwebsite auf der ausschließlich professionell gefertigte Fotos platziert werden sollten, dürfen sich auf Facebook und Instagram auch mal Schnappschüsse oder ein Foto, das quasi im Vorbeigehen gemacht wurde, befinden. Hier sind Motiv und Aussagekraft entscheidend. Bilder sollten einem kreativen Handwerk wie dem Malerhandwerk entgegenkommen, denn Arbeitsergebnisse und Arbeitsausführung lassen sich oft vortrefflich und mitunter farblich ansprechend in Szene setzen. Da junge Menschen mit der Zeit gehen wollen, sollten aber auch Themen wie die Digitalisierung des Handwerks ansprechend dargestellt oder über betriebliche Fortbildungsevents berichtet werden.
Praktikum & Ferienjob zum Ausprobieren
Für das Suchen und Finden von potenziellen Azubis bieten es sich auch an, die jungen Leute dort aufzusuchen, wo sie sich tagtäglich in der realen Welt befinden. Die Rede ist von der Schule. Schulen stehen einer Kooperation mit Handwerksbetrieben in der Regel positiv gegenüber. Auch sie sind daran interessiert, den Schülern auf dem Weg in die Berufswelt begleitend zur Seite zu stehen. Hier kann mit Schulvorträgen, Aushängen und Flyern für die betriebliche Ausbildung sowie Praktika und Ferienjobs geworben werden. Oft springt bei einem Praktikum oder Ferienjob der Funke über und der nächste Azubis sitzt schon in den Startlöchern. Die Teilnahme an regionalen Ausbildungsmessen ist ebenfalls eine gute Möglichkeit, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen. Doch bei all diesen klassischen Recruitingmaßnahmen darf das Bewerben der betrieblichen Social Media Kanäle nicht vergessen werden. Je mehr jugendliche Follower der Betrieb hinter sich weiß, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit im nächsten Sommer junge Azubis im Betrieb begrüßen zu können.