Kaum ist der Rückblick auf das zurückliegende Jahr abgeschlossen, stellt sich schon die nächste Frage: Was erwartet uns in 2017? Unternehmer treibt dieser Gedanke verstärkt um, denn wer mit seinen Angeboten den „Zahn der Zeit“ trifft, hat die Nase vorn. Und so fragen sich derzeit viele Maler, Raumausstatter und Stuckateure, wohin in diesem Jahr die Reise geht.
Trends erkennen
Es bedarf keiner Glaskugel, um Trends vorauszusagen. Trendforscher haben bereits ihre Markierungen gesetzt, die meist von der Industrie aufgegriffen und in den Markt eingeführt werden. Allen voran tragen Wohnzeitschriften recht schnell die neuen Wohntrends zum Verbraucher. Und je öfter der potenzielle Kunde mit bestimmten Farben und Designs, die ansprechend in Szene gesetzt sind, konfrontiert wird, umso trendiger wirken sie auf ihn und umso ansprechender findet er sie. So werden schnell Trends geboren. Doch die Trendscouts erklären nicht einfach eine ihnen gefällige Farbe zur Trendfarbe. Trendscouts beobachten und erforschen systematisch Entwicklungen in der Gesellschaft und im Markt. Sie horchen in die Gesellschaft hinein, greifen Stimmungen, aktuelle Gefühlslagen der Menschen und sogar Ernährungstrends auf. Das alles soll sich anschließend in Farben widerspiegeln. Trendfarben sollen quasi ein Spiegel der Gesellschaft sein. Gelingt den Trendforschern dies umzusetzen, treffen sie also mit der von ihnen gewählten Farbe den Zeitgeist, dann tritt eine neue Trendfarbe ihren Siegeszug an.
Grün und Blau – Sinnbild für Vitalität
Anfang Dezember kürte das Internationale Farbinstitut Pantone „The color of the Year 2017“. Ein frischer, grüner Farbton namens „Greenery“ wurde der Öffentlichkeit als Farbe des Jahres präsentiert. Das Global Aesthetic Center von AkzoNobel bestimmt ebenfalls seine „Farbe des Jahres 2017“. Die Wahl fiel hierbei auf den neu definierten Blauton „Denim Drift“, ein eher rauchiges Blau.
Grün und Blau. Was auf den ersten Blick wie ein Gegensatz wirkt, erscheint bei näherer Betrachtung absolut logisch. Beide Farben finden sich in der Natur wieder. Blau sind der Himmel, das Meer, die Flüsse und Seen. Ein blauer Himmel ist Zeichen einer friedlichen Natur und Wasser gilt als Symbol des Lebens. Ein frisches Grün hebt die Stimmung im Frühjahr, wenn die Natur erblüht und Bäume, Sträucher, Blumen und Gras wieder zum Leben erwachen. Grün und Blau sind zwei lebensbejahende Farben, Sinnbilder für Vitalität. In Zeiten zahlreicher Krisenherde auf der Welt, des Klimawandels, der sinnlosen Zerstörung von Urwäldern, des Missbrauchs der Meere als Müllkippe – in diesen Zeiten ist die Sehnsucht der Menschen nach „Natur pur“ so groß wie noch nie. Back to nature – so könnte man den sich seit Jahren zeigenden Trend in Worte fassen. Auch Öko-Töne wie grau, rostig oder holzbraun sind ebenfalls noch immer stark gefragt. Aber auch pastellige, unaufgeregte Farbtöne passen in dieses Farbenspiel. Keine verrückten Farbmischungen, keine Quietschfarben, sondern Farben, die für Ruhe, Besinnlichkeit und Entspannung stehen, werden wohl in diesem Jahr Wände zieren.
Tapete: Wandkleid im Trend
Die Tapete als Wandkleid, ist nicht nur durch Farbe geprägt, sondern auch durch Design und Material. Zur Trendfarbe bezieht Frank Seemann, Marketingleiter bei Erfurt & Sohn, klar Stellung: “Für 2017 kristallisiert sich ein klarer Favorit heraus: Es wird sattgrün!“ Damit bestätigt er den sich bei Farben abzeichnenden Trend. Die frische, positive Wirkung dieser Trendfarbe sieht Seemann auf den feinen Strukturen der Vlies-Raufaser perfekt zur Geltung kommen.
Das moderne Material Vlies sieht auch Rüdiger von Preen, Leiter Produktmanagement bei A.S. Création, als marktbestimmend an. Seiner Einschätzung nach wird die Vliestapete weiterhin an Bedeutung gewinnen. Vliestapete lässt sich leicht verarbeiten und ist daher bei Anwendern ein beliebtes Tapetenmaterial. Als Designrichtung sieht von Preen das Thema skandinavische Grafik in den Fokus des Endverbrauchers rücken, aber konstatiert zudem: “Jedoch bestimmen weiter natürliche Motive wie Steine, Hölzer und Blumen die aktuellen Verkäufe.“ Dieser natürliche Look wird wohl auch die weiteren Farbtrends prägen. Von Preen gibt neben Grautönen mit pastelligen Farben, in Deutschland den Tönen Creme/Weiß, Sand und Taube eine Chance, auf der Beliebtheitsskala ganz oben zu stehen.
Fugenlos mit Putz
Mehr Natürlichkeit zeigt sich auch in dem Wunsch der Kunden nach fugenlosen Bädern. Wurde vor Jahren noch wandhoch gefliest, ist diese Designform seit Jahren stark rückläufig. In heutigen Bädern finden sich daher oft nur noch Fliesenspiegel oder Naturstein im direkten Feuchtbereich hinter Sanitärobjekten. Die restlichen Wandflächen werden mit dekorativen Putzen gestaltet, allen voran Kalkputzen, die diffusionsoffen sind und sich daher in Feuchträumen besonders gut eignen, da sie der Schimmelbildung vorbeugen. Vermehrt finden sich auch Bäder ganz ohne Fliesen oder Stein. Hier ist der Maler gefordert, denn neben dekorativen Wandgestaltungstechniken muss er auch über Spezialwissen rund um das Thema „Abdichtung“ verfügen. Neue Trends bedeuten eben oft neues Wissen aneignen. Das Materialangebot für Feuchträume ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. Das Malerhandwerk hat daher einen großen Spielraum, was Material und Techniken angeht und sollte für jeden Kunden preislich das Passende anbieten können.
Doch eins steht auch fest: Trend ist immer, was gefällt. Daher sollte ein Maler stets ein offenes Ohr für seine Kunden haben, denn nur so kann er den Vorlieben des Kunden entsprechend beraten.