Das Handwerk boomt nach wie vor. Der aktuelle Konjunkturbericht des Handwerks, herausgegeben vom ZDH, zeugt davon. 95 Prozent der Betriebsinhaber am Bau und beim Ausbau sprechen von einer guten bis befriedigenden Geschäftslage, wobei das Urteil „gut“ überwiegt und im Bau bei 64 Prozent, im Ausbau sogar bei 67 Prozent liegt. Das spiegelt sich auch in den langen Wartezeiten der Kunden auf Handwerker wider. Die Wartezeiten haben sich laut Konjunkturbericht nochmals erhöht und liegen im Bau- und Ausbauhandwerk bei 14,5 bzw. fast 11 Wochen.
Betriebe auf Zukunft programmieren
Zugleich verändern sich Arbeitswelt und Markt. Die Welt ist komplizierter und schnelllebiger geworden, aber auch effizienter. Ein regelrechter Wandel vollzieht sich gerade, neue Technologien entstehen, Rahmenbedingungen ändern sich. Doch in Zeiten voller Auftragsbücher fehlt es Betriebsinhabern oft an der Zeit, sich genau darüber Gedanken zu machen und die richtigen Weichen für die Zukunftsfähigkeit des Betriebs zu stellen. Eine doppelte Herausforderung, die es derzeit auch von Maler- und Stuckateurunternehmern zu meistern gilt. Aber nur wer sich den neuen Entwicklungen stellt und auf Veränderungen reagiert, wird den Wandel meistern. Oder um es mit einer alten Binsenweisheit zu sagen: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.
Der Mitarbeiter von heute tickt anders
Der Wunsch nach Selbstbestimmung und mehr Verantwortung ist ausgeprägter als jemals zuvor – und das gilt nicht nur in Bezug auf die junge Generation. Der Mitarbeiter von heute will im Einklang mit seinen Bedürfnissen leben und arbeiten. Die sogenannte Work-Life-Balance muss stimmen. Das ist den Menschen in unserer modernen Welt wichtig. Das haben viele Unternehmer verstanden und orientieren sich bereits bei der Fachkräftesuche an genau diesen Bedürfnissen, um sich im stark umkämpften Fachkräftemarkt von der Konkurrenz abzusetzen. So ergab eine Umfrage der Bitkom, dass nicht mehr mit überdurchschnittlichen Gehältern (3 Prozent) oder Firmenwagen (7 Prozent) um neue Mitarbeiter gebuhlt wird, sondern mit beruflichen Weiterbildungsmöglichkeiten (64 Prozent), Jobtickets für Bus und Bahn (49 Prozent) sowie Smartphones, Tablets oder Computer der neuesten Generation (49 Prozent). Die Entwicklung zu einer Freizeitgesellschaft nimmt deutliche Züge an. Viele Betriebe merken dies zusehends. Während es noch vor einigen Jahren kein Problem war, in der Hochsaison durch Samstagarbeit dem Auftragsvolumen Herr zu werden, ist es heutzutage schwer, motivierte Mitarbeiter – trotz guter Bezahlung – zu einem kurzen Wochenende zu motivieren. In Zeiten, in denen jeder Betrieb Gesellen und Meister sucht, müssen sich Betriebe auf diesen Wertewandel einstellen, wenn sie auf lange Frist nicht das Nachsehen haben wollen.
Marktveränderung durch Preisdumping
Die Marktpreise sind vielerorts kaputt. Lohndumping, Schwarzarbeit, unseriöse „Kalkulationen“ machen vielen Betrieben das Leben schwer. Sogenannte „Preisdumper“ ziehen die Aufträge an Land. Wer so arbeitet und die Preise der Konkurrenz permanent unterbietet, ist auf Dauer nicht überlebensfähig. Doch das ist kein Trost für die fair arbeitenden Malerbetriebe, wenn sie das Nachsehen haben oder versuchen im Preiskampf mitzuhalten. Billiganbieter machen daher den Markt kaputt. Und auch der Auftraggeber, der sich über billige Preise freute, schaut im Gewährleistungsfall oft ins Leere. Diese Tatsache schadet ebenfalls dem Ruf einer ganzen Branche. Dem einzelnen Malerbetrieb sind allerdings die Hände gebunden, er kann alleine gegen diese Entwicklung wenig bis gar nichts ausrichten. Ihm bleibt nur, den Tatsachen ins Auge zu sehen und seinen eigenen Weg zu gehen. Betriebe, die unter den gegebenen Umständen erfolgreich bestehen wollen, sollten sich daher so aufstellen, dass Vergleichbarkeiten zu „Preisdumpern“ nicht existieren. Denn Preisdumper haben nur eine Chance, wenn Angebote und damit Leistungen vergleichbar sind. Wer sich vom Mainstream abhebt, Nischen besetzt, Serviceleistungen ausbaut und qualitativ hochwertige Arbeiten abliefert, hat daher gute Chancen auf eine erfolgreiche Zukunft.
Fortschreitende Digitalisierung nicht unterschätzen
Der wohl stärkste Wandel vollzieht sich derzeit mit der wachsenden Digitalisierung. Prozesse in Betrieben ändern sich zunehmend. Der Trend zum „papierlosen Büro“ wird mehr und mehr zur Realität. Kein Unternehmer kann sich diesem Umbruch auf Dauer entziehen. Im Gegenteil, wer glaubt, dies aussitzen und weitermachen zu können wie bisher, wird über kurz oder lang auf der Strecke bleiben. Doch nicht nur im Büro vollzieht sich der Wandel. Auch die digitale Baustelle wird zunehmend Realität. Softwarelösungen wie mobile Aufmaß- oder digitale Zeiterfassungssysteme sind aus der heutigen Arbeitswelt von Malern und Stuckateuren nicht mehr wegzudenken. Mobile Baustellen-Apps sind Gegenwart und Zukunft.
Übrigens: Für die super-schnelle Entwicklung der digitalen Arbeitswelt sind weder Politik noch Softwareentwickler verantwortlich. Es sind die Unternehmen selbst, die die Digitalisierung vorantreiben. Anders gesagt: Unternehmen sind auf Gewinnerzielung programmiert. Sie streben stets nach einem „schneller, höher und weiter“. Die Digitalisierung von Arbeitsprozessen ermöglicht genau das und bedient den Wunsch nach Effizienz- und Produktivitätssteigerungen. Die Digitalisierung der Arbeitswelt ist daher rein ökonomischen Zielen geschuldet. Sie stärkt die Unternehmen und trägt zu einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit bei.
Wer sich den neuen Entwicklungen stellt, auf Veränderungen reagiert und neue Herausforderungen wagt, wird konkurrenzfähig bleiben und sich am Markt behaupten können. Ständige Anpassung und der sogenannte „Blick über den Tellerrand“ sind auch hier entscheidend. Ein Unternehmer muss daher Veränderungsprozesse frühzeitig erkennen, um so den Wandel zu seinem Vorteil mitzugestalten.