Bundeskanzlerin Angela Merkel hat vor wenigen Tagen verkündet, die erste Phase der Pandemie liege hinter uns. Mit dieser Aussage verbunden war der Startschuss zu zahlreichen Lockerungen, die in den nächsten Tagen und Wochen deutschlandweit umgesetzt werden. Das Wiederhochfahren der Wirtschaft war von vielen bereits mit Ungeduld erwartet worden, denn während des Shutdowns waren manche Branchen wie Friseurläden und das Gastro- und Hotelgewerbe quasi mit einem vorübergehenden Berufsausübungsverbot belegt worden. Hier fehlten Umsätze und lange Zeit auch eine Perspektive. Im Gegensatz zu den harten Lockdowns in Italien und Spanien durfte auf deutschen Baustellen auch in Phase 1 der Pandemie grundsätzlich weitergearbeitet werden. Doch was bedeutete das konkret für deutsche Malerunernehmer? Was hat sich für sie in dieser Zeit verändert? Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf Malerbetriebe? Malerblog.net hat ein Stimmungsbild eingefangen und sieben Malerunternehmer aus unterschiedlichen Regionen Deutschlands zu ihren Erfahrungen in der ersten Phase der Pandemie und ihren Zukunftserwartungen befragt.
Frage 1: Corona hat das Leben aller Menschen verändert. Welche Erfahrungen haben Sie mit Kunden gemacht? Sind Ihnen Umsätze weggebrochen?
![]() Wir arbeiten in unserem Betrieb ganz normal weiter, die Mitarbeiter sind normal unterwegs, wie sonst auch bei unseren Privatkunden. Wir arbeiten im Innen- und Außenbereich. Die ersten eineinhalb Wochen der Krise waren komisch, keine Akquise, kein Kunden hat angerufen, ich hatte mich schon auf Kurzarbeit eingestellt. Doch dann kamen viele Kunden auf mich zu, auch mal nach dem Motto: „Also wenn sie nix zu tun haben, können sie gerne mein Wohnzimmer streichen. Ich gehe dann auch in die Küche“. Die Dame hat jetzt einen Termin für September bekommen. Wir sind auf drei Monate voll ausgebucht. |
![]() Bei mir läuft es sehr gut. Ich hatte seit der Corona Krise erst eine einzige Absage von einem älteren Ehepaar. Diesen Auftrag haben wir aber direkt ins nächste Jahr in den Januar geschoben, so dass ich jetzt schon für den nächsten Winter einen Vorlauf habe, was super ist. Zudem sind weitere Aufträge dazugekommen und wir haben vollauf zu tun. Auch das ist super, wir konnten die Absage also super kompensieren und haben viel Arbeit. Alle Mitarbeiter sind fit, es laufen momentan drei Baustellen mit vier Mitarbeitern parallel. |
![]() Als die Corona Krise vor circa sechs Wochen bei uns anfing und der Shutdown kam, hatten wir schon einen Einbruch. Es gab einige Verschiebungen und auf einer sehr großen Baustelle, auf der wir mit sechs Leuten gearbeitet haben, gab es einen kompletten Vollstopp. Das hat hier im Unternehmen schon eine gewisse Unruhe erzeugt. Zudem parallel dazu auch viele Leute krank waren, weil einfach die normale Grippewelle durchging, über die ja kein Mensch mehr redet. Hat also einer aus einem Zweierteam gehustet, hab ich ihn nach Hause geschickt und den Kollegen gleich mit. Das ist dreimal passiert, was mir insgesamt hohe Krankheitstage beschert hat. |
![]() Meine Baustellen laufen alle und auch auf sehr großen Baustellen merkt man keinen großen Unterschied zu vorher. Lediglich zwei Privatkunden haben es vorgezogen die Arbeiten zu verschieben, weil sie zu dem Zeitpunkt krank waren. Ansonsten mache ich viel im öffentlichen Bereich und für Bauträger, da läuft alles ganz normal weiter. Als die Krise losging, habe ich mir schon die Frage gestellt, was wohl mit dem Handwerk geschieht. Aber ich muss sagen, bis jetzt läuft alles ganz gut. Es gibt momentan viele Kunden, die ein Angebot wollen. Die Baustellen laufen auch nach wie vor innen und außen, die Termine drücken und wir haben richtig viel zu tun. |
![]() Meine Baustellen laufen und wir arbeiten ganz normal weiter. Wir haben aber auch Stornierungen, die aus wirtschaftlichen Gründen herrühren. Ein Krankenhaus hat beispielsweise seinen Auftrag storniert, weil momentan keine Einnahmen da sind. Die Klinik ist nicht ausgelastet, es gibt viel Leerstand, man wartet auf die Corona Patienten, die es bei uns in der Eifel nicht gibt. So fehlt eben das Geld. Zwei Hotels machen wir noch zu Ende, weil wir ja nicht mittendrin aufhören können, aber auch da ändert sich was. Im privaten Bereich gibt es einige Verschiebungen, weil einige Leute einfach Angst haben. Dennoch, der überwiegende Teil der Kunden hat keine Angst. Momentan haben wir viel Arbeit, arbeiten noch die Aufträge vom letzten Jahr ab, aber es kommt irgendwie nicht so richtig was nach. Auf der anderen Seite muss ich Aufträge ablehnen von Leuten, die kurzfristig ihr Cafe renoviert haben wollen, weil ich momentan einfach keine freien Kapazitäten habe. |
![]() In meinem Betrieb hat sich nichts verändert. Es ist eher so, dass ich noch mehr Arbeit habe, als eh schon. Viele Kitas, die jetzt geschlossen sind und im Sommer renovierten wollten, haben vorgezogen. Ich habe so viel Arbeit, dass ich Aufträge sogar ablehnen muss. Ein befreundeter Maler hatte anfangs des Shutdowns das Problem, dass ihm alle Aufträge von Privatkunden abgesagt wurden. Doch zwei Wochen später lief auch sein Betrieb wieder in der Spur. |
![]() Bei uns ist momentan noch alles gut, der Betrieb läuft ganz normal weiter, fast unverändert. Wir arbeiten jeden Tag und auch mit allen Mitarbeitern. Es ist genügend Arbeit da, die Auftragslage ist derzeit gut. Was ich bemerke ist, dass die Anfragen für eventuelle Neuaufträge, die sonst übers Telefon reinkamen, weniger geworden sind. Auf der anderen Seite rufen auch Leute an, die gerne kurzfristig eine Arbeit erledigt hätten. Lediglich ein Auftrag bei einer älteren Dame wurde verschoben. |
Frage 2: Malerunternehmer sind wie alle Bauhandwerker auf funktionierende Lieferketten angewiesen. Wie läuft die Zusammenarbeit mit Lieferanten und Großhandel? Wie macht sich hier die verordnete Kontaktbeschränkung bemerkbar?
![]() Die Lieferanten und meinen Außendienst spreche ich nur per Telefon. Es gibt keine Termine wie sonst. Aber der erste Mitarbeiter hat sich schon angekündigt. |
![]() Beim Lieferanten kann die Ware ganz normal bestellt und abgeholt werden, sie wird auch zur Baustelle geliefert, nur der Außendienst besucht mich nicht mehr momentan. |
![]() Klar, die Lieferanten haben Engpässe angekündigt, beispielsweise bei Gipskarton oder einer Spachtelmasse, die wohl aus Frankreich kommt und nicht geliefert werden kann. Aber solange ich Alternativen bekomme, ist alles in Ordnung. Mein Großhandel hat auch ganz normal geöffnet und der normale Liefermodus findet ebenfalls statt. Der Außendienstmitarbeiter kommt halt nicht mehr vorbei. |
![]() Mein Hauptlieferant hat ganz normal geöffnet und liefert auch wie immer, man kann den Laden auch betreten, einige Bereiche sind abgesperrt. Der Außendienst hat sich halt rar gemacht, der meldet sich nur noch telefonisch. |
![]() Beim Großhandel bestellen wir die Sachen, dieser stellt sie dann vor die Tür und wir holen sie ab. Durch den Laden schlendern geht nicht mehr. An Material bekommen wir alles, was wir benötigen. |
Frage 3: Wie sehen Sie die Zukunft?
![]() Wir haben keine Probleme, keine Existenzprobleme, bekommen von der Problematik nix mit. Das Schlimmste, was uns passieren könnte, wäre, wenn sich ein Mitarbeiter infiziert, dann wäre der Betrieb zwei Wochen zu. |
![]() Ich schaue wirklich positiv nach vorne, ich habe mehr zu tun als in den letzten zwei Jahren und es läuft prima. |
![]() Generell hat sich die Lage mittlerweile entspannt, sehr normalisiert und stabilisiert. Es geht weiter und wir haben unsere Arbeit wieder aufgenommen. Aktuell können wir uns wirklich nicht beschweren. Neue Aufträge sind auch da. |
![]() Ich erwarte einen Einbruch frühestens im nächsten Jahr. Vielleicht werden dann die Investitionen stocken, weil die Leute jetzt vermehrt in Kurzarbeit sind und das Geld nicht mehr so locker sitzt. Momentan sehe ich die Lage entspannt, das gesamte Handwerk kann die Lage wirtschaftlich entspannt sehen. |
![]() Ich denke in der Krise einfach positiv, ich schaue positiv nach vorne und bin sehr entspannt. Ich überlege mir eher was ich Positives aus dieser Situation mitnehmen kann, mein Mindset ist eben gut. Ich bin wie eine Biene, die nach süßem Nektar sucht. Ich sehe auch keine wirtschaftliche Krise im Handwerk, zumindest nicht jetzt. Vielleicht kommt hinten raus etwas, weil die Leute weniger Geld für Investitionen haben. |
![]() Noch kann ich gut schlafen, habe keine Angst um den Betrieb. Ich ermahne meine Mitarbeiter aber, sich an die Regeln zu halten. Wir arbeiten in kleinen Teams, fahren nur zu zweit im Auto, die Mitarbeiter haben Desinfektionsmittel dabei. Wenn sich einer infiziert, ist der Betrieb zwei Wochen dicht. Das ist meine größte Angst. |
Das Stimmungsbild ist durchaus positiv. Die befragten Malerunternehmer blicken optimistisch in die Zukunft und können mit den aktuellen Einschränkungen gut leben. Das Einhalten von Kontaktbeschränkungen sowie Abstands- und Hygieneregeln sind für sie kein Grund zur Klage. Im Gegenteil. „Die Hygiene auf den Baustellen und bei den Mitarbeitern hat sich verändert. Sie hat einen anderen Stellenwert bekommen und das finde ich gut“, sagt Malermeister Goehle aus Hamburg. Nicht nur regelmäßiges Händewaschen, auch Desinfektionsmittel und Mund-Nasen-Schutz sind mittlerweile auf Baustellen allgegenwärtig. Und Malermeister Thomas Grötz, der in Ulmen neben seinem Malerbetrieb auch einen Fachmarkt betreibt, erzählt: „Alle Mitarbeiter dort tragen Mundschutz und wir haben auch für Kunden vorgesorgt, die keinen haben. Ich habe einen kontaktlosen Desinfektionsspender für die Kunden installiert. Die Mitarbeiter auf den Baustellen haben ebenfalls Desinfektionsmittel und Einweghandschuhe dabei. In Sachen Hygiene habe ich richtig investiert und allein für 1.300 Euro Masken gekauft.“
Wie viele andere Unternehmer auch, hatten Maler- und Stuckateurbetriebe keine Zeit, sich auf die Corona-Pandemie einzustellen. Sie mussten mit Kreativität und Flexibilität auf die Anforderungen, die durch die Krise selbst und durch politische Entscheidungen an sie herangetragen wurden, reagieren. Das haben sie mit Bravour gemeistert. Maler und Stuckateure halten die Baustellen am Laufen und leisten damit ihren Beitrag für eine – trotz Corona – noch gut funktionierende Bauwirtschaft. Sie zählen daher zu den Helden des Corona-Alltags.