An der aktuellen Marktlage kann es nicht liegen, wenn Maler- und Stuckateurbetriebe ins Straucheln geraten. Dennoch passiert es immer wieder, dass Betriebe Pleite gehen. In den letzten Jahren sind Insolvenzen von Handwerksbetrieben in Deutschland zwar rückläufig. Dies kann jedoch einen Handwerksunternehmer, der sich kurz vor dem Scheitern seiner Existenz sieht, nicht trösten.
Krisen gibt es immer wieder. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Sie zu erkennen, ist eine unternehmerische Aufgabe, die sich der Betriebsinhaber stellen sollte. Je früher er die Ursache kennt, desto eher besteht die Möglichkeit, das „Ruder herumzureißen“.
Selbstkritik schafft Klarheit
Läuft es nicht so wie gedacht, verfallen die meisten Menschen in eine Art „Ich-Abwehrmechanismus“. Konkret heißt das: Ich war das nicht. An mir kann es nicht liegen. Ich bin nicht schuld. Oder kurz gesagt: Schuld ist immer der Andere. Doch die Realität sieht leider meistens ganz anders aus. Es gibt zahlreiche Krisenursachen, die mit dem Unternehmer selbst eng zusammenhängen. Doch um dies zu erkennen, muss man ehrlich zu sich selbst sein. Selbstkritik ist eine wichtige Tugend, die für eine erfolgreiche Unternehmensführung unerlässlich ist.
Mehr Techniker als Kaufmann
Die meisten Malerunternehmer sind mit Leib und Seele Handwerker. Sie freuen sich auf jeden neuen Auftrag, auf neue handwerkliche Herausforderungen und über ein schönes handwerkliches Ergebnis. Sie sind gerne auf Baustellen unterwegs und bringen dort Bestleistung. Im Büro „hocken“ – das macht fast kein Handwerker gerne. Und genau das ist bei vielen Betriebsinhabern das Problem. Hier geht es nicht allein um das Schreiben längst fälliger Rechnungen. Hier geht es vor allem um das, was Unternehmertum ausmacht. Von A wie Auftragsbeschaffung über P wie Preiskalkulation bis Z wie Zielgruppenanalyse, all das und noch viel mehr gehört auch zum Aufgabenbereich eines Handwerkunternehmers. Auf Dauer erfolgreich wird daher nur der Handwerksbetrieb sein, der auch betriebswirtschaftlich ordentlich geführt wird. Wird die kaufmännische Unternehmensführung vernachlässigt oder fehlt es gar an betriebswirtschaftlichem Wissen, muss dringend gehandelt werden.
Chefzentriert – „ohne Netz und doppelten Boden“
Der Inhaber eines Handwerksbetriebs ist oft die alleinige Führungskraft im Betrieb. Dieser Tatsache ist er sich durchaus bewusst. Auch seine Arbeitszeiten belegen dies mehr als deutlich, denn eine 70-Stunden-Woche ist keine Seltenheit. Er ist der Mittelpunkt. Ohne ihn läuft nichts. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen. Und genau das ist das Problem. Wird der Chef krank oder hat er einen schweren Autounfall, steht die Existenz des Betriebs auf dem Spiel. Es gibt oft keinen „Plan B“. Daran wurde schlichtweg nicht gedacht. So wurden weder Vollmachten erteilt noch Passwörter hinterlegt. Es gibt keine Vertretungsregelung. Niemand ist in der Lage Banküberweisungen online auszuführen und Mitarbeiterlöhne, Sozialversicherungsbeiträge, Steuern und Lieferantenrechnungen zu bezahlen, und das trotz Kontodeckung. Mit einer Notfallmappe lässt sich leicht vorsorgen.
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Ohne „Finanzminister“ läuft’s nicht
Kann ein Unternehmen Zahlungsverpflichtungen gegenüber seinen Gläubigern nicht mehr erfüllen, ist der Betrieb insolvent. Doch auch diese Situation kommt nicht von heute auf morgen. Oft ist es ein schleichender Prozess, wobei der Betriebsinhaber die Finanzsituation im Laufe der Zeit aus dem Blick verloren hat. Laufen die Kosten aus dem Ruder. Zahlen die Kunden nicht pünktlich. Fehlt es an Eigenkapital und Liquidität. Dann hatte der Betriebsinhaber vermutlich über Jahre sein Finanzmanagement nicht im Griff. Eine gesunde Kostenstruktur sowie ein ordentliches Forderungs- und Liquiditätsmanagement sind für eine erfolgreiche Unternehmensführung unabdingbar und unterstreichen abermals den hohen Stellenwert der kaufmännischen Unternehmensführung.
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Private Krise
Familiäre Krisen dürfen nicht unterschätzt werden. Auch Unternehmer sind nur Menschen. Zieht sich die Krise über Monate hin, leidet der Handwerksbetrieb zwangsläufig mit. In Familienbetrieben werden familiäre Streitigkeiten häufig mit an den Arbeitsplatz genommen. Das vergiftet das Betriebsklima und schafft nicht nur für die Betroffenen, sondern auch für Mitarbeiter eine unangenehme Arbeitsatmosphäre. Es versteht sich von selbst, dass in einem solchen Betrieb keine Höchstleistung mehr erbracht wird. Wer es versteht, zwischen Privatem und Beruflichem zu trennen, handelt professionell.
Oft ist privat nichts mehr zu retten. Die Ehe steht vor dem Aus. Das hinterlässt zwangsläufig Spuren, leider häufig auch finanzieller Art, denn bei einer Scheidung bringen Ausgleichsansprüche des Ehepartners Unternehmen oft in Bedrängnis. Wer mit einem Ehevertrag vorsorgt, kann Schaden von seinem Unternehmen abwenden.
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