Seit zwei Jahren befindet sich Deutschland in einer Rezession. Dies hinterlässt auch im Handwerk seine Spuren. Die Stimmung unter den Handwerksbetrieben ist so schlecht wie seit 15 Jahren nicht mehr. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Creditreform, an der sich 1.255 Handwerksbetriebe aus Ost- und Westdeutschland beteiligten.

Geschäftslageindex auf Tiefstand
Der Geschäftslageindex fiel auf 45,8 Punkte. Nur 51,6 Prozent der Betriebe bewerten ihre Lage als gut oder sehr gut. Im Vorjahr waren dies noch 55,3 Prozent. Auch die Umsätze schrumpfen: 26,9 Prozent der Unternehmen verzeichnen Rückgänge, während nur 25,4 Prozent zulegen. „Umsatz, Personal, Eigenkapital, Insolvenzen – die Rezession trifft das Handwerk mit großer Wucht. Das liegt vor allem an der Entwicklung in der Bauwirtschaft“, erklärt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung.
Investitionsbereitschaft steigt
Während die Umsatzerwartungen für das laufende Jahr verhalten optimistisch sind – rund 24,3 Prozent der Betriebe erwarten ein Umsatzplus – steigt die Investitionsbereitschaft deutlich. So will fast die Hälfte der befragten Betriebe (49,2 Prozent) Geld für Investitionsgüter ausgeben. Im Jahr zuvor waren nur 41,5 Prozent zu Investitionen bereit.
Anstieg der Insolvenzen und Eigenkapitalschwäche
Das Jahr 2024 verzeichnete steigende Unternehmensinsolvenzen, auch das Handwerk blieb nicht verschont. 4.350 Insolvenzfälle hatte das Handwerk im letzten Jahr zu verzeichnen, ein Plus von 18,9 Prozent. Eine weitere Folge der schwachen Wirtschaftslage dokumentiert sich auch in der Eigenkapitalquote der Handwerksbetriebe. Eine zunehmende Anzahl an Betrieben ist eigenkapitalschwach. So verfügen 34,5 Prozent der Unternehmen über eine Eigenkapitalquote von weniger als 10 Prozent. Im Vorjahr waren dies „nur“ 32 Prozent. Mit dem aktuellen Wert ist der höchste Stand seit mehr als zehn Jahren erreicht.

Bürokratie als zusätzliche Belastung
Die Umfrage belegt auch, dass die Bürokratie zu einer großen Belastung für die Betriebe geworden ist. Vier von fünf Betrieben (79,3 Prozent) berichten von einer Zunahme des Verwaltungsaufwands. Das spiegelt sich natürlich auch im Personalaufwand wider. Rund ein Drittel (32,9 Prozent) gibt an, wöchentlich mehr als zehn Stunden für administrative Aufgaben aufbringen zu müssen. Ein weiteres Viertel (23,3 Prozent) investiert zwischen sechs und zehn Stunden pro Woche in Bürokratiearbeit. Hantzsch erklärt dazu: „Regulierungen und Dokumentationspflichten sind für die Unternehmen ein erheblicher Kostenfaktor und ein Wettbewerbsnachteil. Mehr als die Hälfte der Betriebe muss inzwischen einen Mitarbeiter für Bürokratieaufgaben abstellen, was zusätzliche Kosten verursacht.“
Quelle: Pressemitteilung der Creditreform vom 13.3.2025