Am 23. Juni 2016 stimmten die Wähler Großbritanniens mit 51,89 % für den Austritt aus der Europäischen Union („Brexit“). Die britische Premierministerin Theresa May leitete den Austrittsprozess gemäß Artikel 50 des Vertrags über die Europäische Union am 29. März 2017 durch schriftliche Mitteilung an den Europäischen Rat rechtlich wirksam in die Wege. Damit ist nach der vertraglich vorgesehenen zweijährigen Verhandlungsperiode mit dem Austritt für März 2019 zu rechnen.
Das deutsche Handwerk erwartet Umsatzverluste durch den Brexit. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Zentralverband des deutschen Handwerks (ZDH) initiierte Blitzumfrage.
Mehr als 40 Prozent der Experten der Handwerksorganisationen erwarten rückläufige Umsätze. „Das ist ein hoher Wert angesichts der Tatsache, dass nur rund sieben Prozent der 1 Million Handwerksbetriebe außenwirtschaftlich aktiv sind“, so der Chefvolkswirt ZDH, Dr. Alexander Barthel. Dabei erwarten die Handwerksexperten, dass sowohl der Export handwerklicher Güter wie auch das Erbringen von Dienstleistungen vor Ort in etwa gleich stark von Rückgängen betroffen sein werden.
An der Blitzumfrage haben sich 62 Experten von Handwerkskammern, Zentralfachverbänden und weiteren Handwerksorganisationen beteiligt. Trotz der erwarteten Umsatzverluste bleibt die Verunsicherung unter den Betrieben gering: Nur 31 Prozent der Experten nehmen eine solche wahr. 44 Prozent der Experten aus dem Handwerk wünschen sich Sonderregelungen für den wirtschaftlichen Austausch mit Großbritannien, um die negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft möglichst gering zu halten. 56 Prozent sehen dafür derzeit allerdings noch keine Notwendigkeit.
Der geschäftsführende Gesellschafter der C.A.T.S.-Soft GmbH, Thomas Scheld, kommentiert das so: „Das Geschäftsklima im Maler- und Stuckateurhandwerk ist seit mehreren Jahren auf dem Höhenflug. Das wird nicht dauerhaft so bleiben. Der Brexit wird die Gefahren für die Konjunktur eher verschärfen. Den Unternehmern kann man nur raten jetzt – in den guten Zeiten – in neuste Technologien zu investieren und Abläufe zu optimieren, um dann auch in wirtschaftliche schwierigeren Zeiten die Nase vorn zu haben.“
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