Hand aufs Herz: Wer hat schon mal 30 Prozent und mehr für einen Kredit gezahlt? „Um Himmels willen, wer ist denn so blöd“, schießt es jetzt vielen Betriebsinhabern durch den Kopf. Das, was zunächst unglaublich klingt, ist keine Seltenheit, sondern gängige Praxis. Nur wenige kennen den horrenden Zinssatz, den sie guten Gewissens und im guten Glauben, das Richtige zu tun, zahlen.
Ein Beispiel: Maler Maier erhält eine Materiallieferung von seinem Großhändler. Die Rechnung vom selben Tag weist einen Betrag von 12.000 Euro aus. Das Zahlungsziel lautet: Bei Zahlung innerhalb von 8 Tagen 2% Skonto. Bei Zahlung innerhalb von 30 Tagen netto (ohne Abzug). Maler Maier freut sich über das gewährten Zahlungsziel, denn im Moment ist er etwas klamm bei Kasse. Aber bis in 30 Tagen hat der eine oder andere Kunde sicherlich gezahlt und dann kann er auch diese Rechnung begleichen. Für nur 2% Skonto will er keinesfalls sein Bankkonto überziehen, denn seine Hausbank nimmt bei Inanspruchnahme des Kontokorrentkredits 11% Zinsen – eine absolute Frechheit wie Maler Maier findet – da verzichtet er doch lieber auf lächerliche 2% Skonto.
Ist dies eine kluge Entscheidung? Auf den ersten Blick erscheint das Vorgehen von Maler Maier tatsächlich logisch. Auf den zweiten Blick offenbart sich aber schnell ein anderes Bild, das sicher so manchen Betriebsinhaber erschrecken läßt.
Skonto ziehen oder Zahlungsziel ausnutzen?
Zahlt Maler Maier innerhalb von 8 Tagen könnte er ein Skonto in Höhe von 240 Euro vom Rechnungsbetrag abziehen. Zahlt er später und verzichtet damit auf Skonto, zahlt er diesen Skontobetrag dem Lieferanten faktisch als Zins für die spätere Zahlung. Daher spricht man in diesen Fällen auch von einem sogenannten „Lieferantenkredit“. Für den gewährten Zahlungsaufschub streicht der Lieferant also den Skontobetrag ein. Dabei muß jedem klar sein, daß Lieferanten, die standardmäßig mit Skontovereinbarungen arbeiten, dies in der Regel bei ihren Preisen bereits berücksichtigt, sprich eingepreist haben. Zieht der Kunde also kein Skonto, sondern nutzt den gewährten Zahlungsaufschub, sollte dies den Lieferanten mächtig freuen, denn er erhält hierdurch eine Super-Verzinsung für die gewährte Finanzierung. Über welchen Zinssatz sich der Lieferant freut, läßt sich auch leicht berechnen.
Umrechnung Skontosatz in Jahreszinssatz
Der Lieferant bietet Maler Maier dafür, daß er 22 Tage schneller zahlt, eine Reduzierung der Rechnungssumme um 2% an. Demzufolge berechnet sich der effektive Jahreszins für den Lieferantenkredit wie folgt: 2% / 22 Tage x 360 Tage = 32,7%
Skontozahler sind schlaue Leute.
Hätte Maler Maier nur kurz seinen Taschenrechner zu Rate gezogen, wäre seine Entscheidung sicherlich anders ausgefallen. Da er nämlich für die Überziehung seines Kontos nur einen Zinssatz in Höhe von 11% aufwenden muß, demgegenüber der Lieferantenkredit aber mit stolzen 32,7% steht, lohnt sich der Skontoabzug für ihn auf jeden Fall. Lieferantenkredite sind eben teure Kredite.
Fazit
Wer auf die Skontozahlung verzichtet, verschenkt eine Menge Geld. Denn über das Jahr kommt schnell ein stattlicher Geldbetrag zusammen, den ein Malerbetrieb als Skontozahler sparen kann. Hier lohnt es sich also etwas genauer hinzuschauen und die eigenen Finanzen im Blick zu haben. Skontozahlungen lohnen sich für jeden, der über liquide Mittel verfügt oder aus dem Kontokorrent- oder Betriebsmittelkredit die Rechnungen zahlen kann. Zudem ist jedem Betrieb zu empfehlen, mit Abschlagsrechnungen bereits geliefertes, vorfinanziertes Material dem Kunden umgehend in Rechnung zu stellen. So kommt schnell Geld aufs Konto, was die Liquidität steigert.
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