Work-Life-Balance ist in aller Munde. Jeder hat sicher schon einmal davon gehört oder gelesen. Im Fokus der Betrachtung stehen hier jedoch meistens und ausschließlich die Mitarbeiter eines Unternehmens, verbunden mit der Aussage, dass nur der Unternehmer, ein guter und attraktiver Arbeitgeber sei, der für eine ausgeglichene Work-Life-Balance seiner Mitarbeiter Sorge trage. Alles richtig. Doch vergessen wird immer eine Personengruppe, die ebenfalls den Spagat von Berufs- und Privatleben zu meistern hat. Die Rede ist hier von den vielbeschäftigten Unternehmern selbst.
Work-Life-Balance für Malerunternehmer
Malerunternehmer arbeiten bis zu 70 Stunden die Woche. Sie geben Mitarbeitern Arbeit und tragen dadurch bereits eine Menge Verantwortung. Sie haben eine Familie. Und auch den familiären Anforderungen will der Unternehmer gerecht werden. Er ist daher ebenso wie seine Mitarbeiter bestrebt, sein Arbeits- und Privatleben miteinander in Einklang zu bringen. Genau dafür steht der Begriff „Work-Life-Balance“ (work = Arbeit; life = Leben, balance = Gleichgewicht). Und er gilt für Unternehmer wie für jeden Mitarbeiter.
Stressiger Jahresendspurt
In diesen Tagen, wenn Weihnachten vor der Tür steht und das Jahresende naht, stellt sich auch für einen Handwerksunternehmer eine Frage mehr denn je: Privatleben und Arbeit – Wie lässt sich beides unter einen Hut bringen? Das Jahresende ist für viele Handwerksunternehmer eine besondere Herausforderung. Baustellen müssen fertig werden und gleichzeitig werden die Bürotage länger. Abgeschlossene Baustellen müssen noch kaufmännisch abgewickelt werden. Aufmaße werden gefertigt und Schlussrechnungen geschrieben. Zugleich soll noch ein Auftragspolster fürs neue Jahr geschaffen werden. Die letzten Angebotsanfragen werden noch schnell bearbeitet. Schlussendlich muss auch noch eine Bestandsaufnahme fürs Finanzamt gemacht werden, denn zum Jahreswechsel steht die Inventur an. Und dann fordert auch Weihnachten den Unternehmer nicht nur privat, sondern auch beruflich: Für Kunden müssen Weihnachtskarten verschickt und eine Weihnachtsfeier für die Mitarbeiter soll ebenfalls organisiert werden. Das alles kostet jede Menge Zeit und geht an einem Handwerksunternehmer nicht spurlos vorüber.
Ständige Erreichbarkeit, auch nach Feierabend
Doch nicht nur zum Jahresende wird die Work-Life-Balance eines Handwerksunternehmers herausgefordert. Wer kennt das nicht: Um 21 Uhr am Abend klingelt das Handy. Am anderen Ende ist ein Kunde. Es ist kein Notfall. Es geht um etwas, über das auch am nächsten Tag noch hätte geredet werden können. Aber in unserer hektischen und schnelllebigen Zeit sind solche Anrufe nichts Außergewöhnliches mehr. Durch neue technische Gegebenheiten ist eine permanente Erreichbarkeit unabhängig von Zeit und Ort möglich. Da erwächst auch im Geschäftsleben schnell die Erwartung nach ständiger Erreichbarkeit per E-Mail oder per Mobiltelefon. Und nur allzu oft wird diese Erwartung vom Unternehmer erfüllt.
Vier Tipps für eine bessere Work-Life-Balance
Ist der Unternehmer chronisch gestresst, macht sich dies nicht nur oft gesundheitlich bemerkbar, sondern der Betriebsfrieden und der Familienfrieden leiden darunter. Daher sollte gegengesteuert werden.
TIPP 1: Wer immer für alle erreichbar ist, hat keine Zeit für sich selbst.
Werden E-Mails aufs Smartphone weitergeleitet? Wie oft werden E-Mails und WhatsApp-Nachrichten gecheckt? Immer wenn ein Handysignal ertönt? Auch an Sonn- und Feiertagen? Jeder sollte sich klar machen: Allein das Lesen einer solchen Nachricht kostet Zeit. Und wer eine Nachricht liest, beschäftigt sich auch im Nachgang gedanklich damit. Erfolgt das Ganze dann noch an einem Sonn- oder Feiertag oder nach Feierabend, ist die Freizeit nachhaltig gestört. Wer dann noch auf solche Anrufe oder Nachrichten reagiert, den Anruf annimmt oder sich zurückmeldet, signalisiert der Kundschaft ständige Erreichbarkeit und darf sich nicht wundern, wenn die Kunden dies entsprechend nutzen. Es gibt Handwerker, die zwei Mobiltelefone besitzen, eines für geschäftlich und eines für privat. Die Privatnummer wird nur an Familienmitglieder und Freunde herausgegeben. Das geschäftlich genutzte Handy bleibt nach Feierabend in der Schublade liegen. Mit etwas Selbstdisziplin kann es aber auch gelingen, Kunden und Geschäftspartner an Arbeitszeiten zu gewöhnen. Wird die E-Mail sogleich am nächsten Morgen zu Arbeitsbeginn beantwortet oder erhält der Kunde dann seinen Rückruf, wird sicher keine Geschäftsbeziehung leiden.
TIPP 2: Wer sich immer um alles kümmert, hat nie Feierabend.
Unternehmerisches Verantwortungsgefühl ist richtig und gut. Manchmal neigen Unternehmer aber dazu, dieses Verantwortungsgefühl zu übersteigern. Sie meinen, jede Entscheidung selbst treffen und jede Arbeit selbst ausführen zu müssen. Oft hört man den Satz: „Bevor ich das erklärt habe, mach ich es lieber selbst“, und so wird überall mit angepackt statt Arbeit abzugeben. Das sind Betriebe, die sehr chefzentriert arbeiten und genau das wird letztendlich dem Chef zum Problem. Wie dieser Form der Chefüberlastung entgegengewirkt werden kann, zeigt der Beitrag: Gefährlich chefzentriert: Chef-Sein ist mehr als immer jede Entscheidung selbst zu treffen
TIPP 3: Wer die Zeitdiebe kennt, kann sich besser organisieren.
Geht Chefentlastung nur über die Delegation von Arbeit an Mitarbeiter? Nein, keineswegs. Ein Chef kann sich auch selbst entlasten, durch ein gutes Selbstmanagement. Dazu gehören neben etwas Organisationsgeschick und Planungsfähigkeit, vor allem die Kenntnis über sogenannte Zeitfresser.
Wer in seinem Betrieb mehr Zeit gewinnen will, muss sich auf die Suche nach diesen Zeitdieben machen. Diese gibt es zu genüge und sie kosten jeden Tag eine Menge Zeit. Über einige Zeitfresser, die in Handwerksbetrieben immer wieder anzutreffen sind und die recht einfach eliminiert werden können, informiert der Beitrag: Zeitmanagement für Maler und Stuckateure: 5 Zeitfresser beim Namen genannt.
TIPP 4: Wer Prioritäten setzt, kann seine Zeit einteilen.
Dass sich Geschäftliches und Privates nicht immer trennen lassen, das wissen Familienbetriebe im Handwerk nur allzu gut. Oft arbeitet die Ehefrau im Betrieb mit. Oft machen die Kinder im Handwerkerbüro sogar ihre Hausaufgaben. Da werden die Problemstellungen im Betrieb leider auch gerne am Abendbrottisch zum Thema gemacht. Doch wie heißt es so schön „Schnaps ist Schnaps und Bier ist Bier“ und so sollte man es auch in einem Familienbetrieb halten. Wird die Betriebstür geschlossen, dann sollte die Freizeit beginnen. Ausspannen, neues Erleben, mit Kindern spielen, das sollte dann höchste Priorität haben. Und für jeden Handwerksunternehmer gilt: Nur wer seine Freizeit intensiv nutzt, kann entspannen und Kraft für den nächsten Arbeitstag tanken.
Handwerker, die sich in den geschilderten Situationen nicht wiederfinden, sollten ihre Arbeitssituation einfach mal hinterfragen: Was macht mich unzufrieden? Wo mache ich mir unnötigen Stress? Gerade jetzt „zwischen den Jahren“ bietet sich eine Überprüfung der eigenen Lebens- und Arbeitssituation an. Wer jetzt die richtigen Weichen stellt, hat im neuen Jahr mehr vom Leben.