Gefährlich chefzentriert“ – auf den ersten Blick ist diese Formulierung widersinnig. Der Chef und Unternehmer steht im Mittelpunkt seines Unternehmens. Das soll er doch auch, denn schließlich ist es ja seine Sache, ob das Unternehmen funktioniert oder nicht. Er trägt die Verantwortung, also muß er auch den Weg vorgeben, das Zentrum bilden. Das ist so und wird immer so sein. Und das ist auch richtig. Aber es ist auch gefährlich, wenn immer alles über den Chef „läuft“. Chefsein ist mehr!
Chefzentrierte Organisation
In vielen Betrieben wird Verantwortung mit Entscheidung gleichgesetzt. Der Chef trägt die Verantwortung, also entscheidet er auch. Und er entscheidet immer. Im Zeitalter des Handy ist das auch kein Problem. Der Unternehmer ist immer erreichbar. Die Folge ist hinlänglich bekannt: Das Handy des Chefs klingelt eigentlich dauernd, egal ob er auf der Baustelle, im Büro oder im Urlaub am Strand ist. Und immer gibt es ein kleines Problem. Ein Problem, das es eigentlich nicht geben dürfte und das vom Chef dann schnell am Telefon gelöst wird. Viele Malerbetriebe sind genau so „organisiert“. Es bleibt die Frage, was eigentlich passiert, wenn der Chef mal für einige Tage oder gar ein paar Wochen ausfällt? Dann läuft der Betrieb nicht mehr rund, denn für den „Fall der Fälle“ ist keine Vorsorge getroffen. Und das, obwohl der Betrieb wahrscheinlich das wichtigste im Leben des Unternehmers und die Lebensgrundlage für seine Familie ist. Eine solche „Unorganisation“ ist unverantwortlich! Aber sie ist leider vielfache Realität.
Erlernte Dummheit
Der „Chef im Mittelpunkt“ hat den Eindruck, daß „ohne ihn nichts läuft“. Und in vielen Fällen stimmt dieser Eindruck sogar, denn die Mitarbeiter wenden sich wegen jeder noch so kleinen Kleinigkeit an ihren Chef. Und dieser stellt sich dann die Frage, ob denn „auf der Baustelle keiner mitdenken kann“. Und tatsächlich: Es denkt keiner mit, alle fragen immer den Chef. Man kann das psychologische Phänomen der „erlernten Dummheit“ beobachten: Wenn in Problemsituationen für einen Menschen Entscheidungen permanent von einem anderen getroffen werden oder ein anderer für einen Menschen immer mitdenkt, so gewöhnt sich der Mensch schnell und gerne daran. Es ist für ihn bequemer sich in die Obhut eines anderen zu begeben, als sich selbst mit einem Problem auseinanderzusetzen. Also denkt er nicht mehr selbst mit, sondern trägt selbst kleine Problemchen an seinen Chef heran.