Oftmals wird, wenn es zum Beispiel um neue Methoden des Arbeitens geht, von „Cloud-Desktops“ gesprochen, die hierbei einen wichtigen Punkt darstellen. Doch was ist das und was steckt dahinter? Carsten Andrä, geschäftsführender Gesellschafter der C.A.T.S.-Soft GmbH, lüftet in seiner regelmäßig auf Malerblog.net erscheinenden Kolumne „Digitalkunde“ das Geheimnis hinter wichtigen Digitalbegriffen, die jeder kennen sollte. Cloud-Desktops erklärt er wie folgt:

Derzeit ist es oftmals noch so, dass viele Arbeiten auf einem PC im Büro erbracht werden. Das heißt der Anwender ist in der Regel an einem festen Ort, an dem dann die Programme ausgeführt werden und auch die Daten in der Regel gespeichert werden. Der Trend geht jedoch, nicht zuletzt durch die Erfahrungen in der Pandemie immer mehr hin zum mobilen, das heißt ortsunabhängigen Arbeiten.
Das kann sich in manchen Bereichen zum Dauerzustand oder wahrscheinlich in vielen Bereichen hin zu einem hybriden Arbeiten, also einer teilweisen Arbeit im Büro und mobil entwickeln. Da sich dadurch auch organisatorische Änderungen im Arbeitsleben ergeben, die das Arbeiten miteinander bestimmen kann, soll hier das Schlagwort der Formen des „new work“ nicht fehlen.
Um Arbeitsmodelle einer ortsunabhängigen Arbeitsweise umsetzen zu können, kommt man zu der Anforderung, dass man bei seiner Arbeit zunächst nicht an einen bestimmten Rechner gebunden sein darf. Vielmehr ist es erforderlich, ein Abbild des eigenen Rechners als virtuelle Instanz in einem Rechenzentrum, also im erweiterten Sinne in der Cloud, abzubilden. Somit sind „Cloud-Desktops“ ein wesentlicher Bestandteil des Cloud-Computing (Lesen Sie auch: Was ist Cloud-Computing?)
Um einen Cloud-Desktop zu nutzen, wird zunächst der eigene PC ersetzt durch ein virtuelles Abbild, es entsteht also in der Regel auf einem Server in einem Rechenzentrum ein neuer virtueller Rechner, zum Beispiel als Windows Server oder Windows 10 Rechner mit entsprechender Ausstattung an Speicher, Datenträgern, Grafikkarten usw. Darüber hinaus muss der Cloud-Desktop auch über entsprechende, virtuelle Schnittstellen verfügen, die die Nutzung lokaler Ressourcen wie USB-Geräte oder Drucker (Cloud-Printing) ermöglichen.
Auf den virtuellen Cloud-Desktop kann der Anwender dann von jedem Platz der Welt mit entsprechender Internetverbindung zugreifen. Dazu wird oftmals das RDP-Protokoll (Remote Desktop Protokoll) verwendet. Hierbei wird der Bildschirminhalt sowie Tastatur und Mauseingaben zwischen dem virtuellen Rechner und Client hin und her übertragen. Daten selbst werden jedoch in aller Regel nicht übertragen, sondern diese verbleiben im Rechenzentrum auf der Festplatte des virtuellen PC. Das RDP-Protokoll funktioniert auch innerhalb eines ganz normalen Internetbrowsers, so dass die Verwendung auf einem nahezu beliebigen Endgerät möglich ist. Der Cloud-Desktop kann also sowohl auf einem PC oder Laptop betriebssystemunabhängig als auch zum Beispiel einer Spielkonsole oder einem Smart-TV mit entsprechendem Browser betrieben werden. Kosten für den PC zuhause bzw. im Büro können damit entfallen.
Eine wesentliche Voraussetzung, ob der Einsatz eines Cloud-Desktop möglich ist, ist dass die anzuwendende Software auch für den Betrieb auf virtuellen Instanzen geeignet und vom Hersteller freigegeben ist. Ein kompetenter Partner ist für die Umsetzung unbedingt zu empfehlen.
Meistens werden virtuellen Cloud-Desktops als Mietmodelle angeboten. Das heißt der Anwender mietet die entsprechenden Ressourcen für den PC im Rechenzentrum bei einem entsprechenden Anbieter. Dabei können die Kosten entweder pauschal abgerechnet werden oder nach dem tatsächlichen Verbrauch, denn auch ein virtueller PC kann natürlich so wie der eigenen PC im Büro abgeschaltet werden, wenn dieser nicht benötigt wird, also zum Beispiel nachts oder an Wochenenden. So lassen sich Ressourcen und damit auch Kosten sparen.
Ein Punkt von entscheidender Wichtigkeit ist, unbedingt das Thema Datenschutz und Datensicherheit zu beachten. Da alle Daten im Rechenzentrum und damit dem unmittelbaren Zugriff des Anbieters liegen, ist bei der Auswahl des Anbieters und der Implementierung auf Vertrauenswürdigkeit und das Einhalten von Rechtsgrundlagen, die sogenannte Compliance, zu achten. So sollte es selbstverständlich sein, dass bei der Auswahl ein europäischer Anbieter gewählt werden sollte, der alle Regelungen der DSGVO einhält und deren Einhaltung auch dem Anbieter versichern kann. Das ist für eine regelkonforme Umsetzung auf jeden Fall zu prüfen und zu beachten.
Ebenso ist zu beachten und der Fall zu bedenken, was passiert, wenn der Anbieter beispielsweise durch Insolvenz nicht mehr erreichbar ist. Können die Cloud-Desktops in diesem Falle einfach zu einem anderen Anbieter übertragen werden (cloud interoperability)? Auch das Thema Backup (Lesen Sie hierzu: Was ist ein Backup?) der Daten auf einen externen Speicherplatz ist zu bedenken.
Wie sich zeigt, bieten Cloud-Desktops eine komfortable Möglichkeit, neue Modelle des Arbeitens und größtmögliche Flexibilität bei gleichzeitiger Ressourceneinsparung für lokale Hardware zu bieten. Aber neben den Vorteilen sind natürlich immer auch die rechtlichen und physikalischen Grenzen zu beachten.