Mit ihren Kunden tauschen sich Maler- und Stuckateurbetriebe schon recht rege digital aus. Die digitale Kommunikation mit Geschäftspartnern hinkt da noch hinterher. Hier werden digitale Kommunikationsmöglichkeiten bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Zu diesem Fazit kam der erste Teil des Beitrags, der das Ergebnis der Malerblog.net-Umfrage im Hinblick auf den Status quo der digitalen Geschäftskommunikation näher beleuchtete (https://www.malerblog.net/umfrage-ergebnis-digitale-kommunikation-mit-kunden-und-geschaeftspartnern/).
Der Maler und Stuckateur ist viel unterwegs, im Büro, auf der Baustelle, bei Kunden. Diese Mobilität muss sich natürlich in der betrieblichen Digitalisierung widerspiegeln. Für den digitalen Malerbetrieb sollten daher „mobiles Arbeiten“ und „digitale Vernetzung von Büro und Baustelle“ Teil seiner Digitalisierungsstrategie sein. Ob dies bereits von den Betrieben erkannt und umgesetzt wurde, beleuchtet der zweite Teil des Umfrage-Ergebnisses.
Das A und O einer erfolgreichen Baustelle ist die Arbeitsplanung. Sie liefert die Basisdaten, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Auftragsabwicklung zieht. Die Baustelle muss im Vorfeld zeitlich und organisatorisch geplant werden. Wichtige Eckpunkte sind hierbei: Die Massen müssen bekannt sein, der Zeitaufwand und Materialbedarf ermittelt und der Mitarbeitereinsatz geplant werden. Die Umfrage zeigt, dass in vielen Betrieben die Digitalisierung hier noch nicht Fuß gefasst hat.
Die Auswertung zeigt, dass immerhin die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer eine detaillierte Berechnung des Materialbedarfs und des Zeitaufwandes vornimmt. Hier sind bereits 43,2 Prozent digital unterwegs und lassen sich die Werte automatisch mit Hilfe ihrer EDV (Leistungskatalog) ermitteln, 35,1 Prozent gehen aber immer noch den aufwendigen Berechnungsweg per Hand. Bedenklich stimmt zudem, dass gut jeder fünfte Teilnehmer angibt, Materialbedarf und Zeitaufwand allein durch Schätzung zu ermitteln. Eine Schätzung zeichnet sich dadurch aus, dass sie lediglich eine genäherte Bestimmung eines Zahlenwertes darstellt und damit fast immer vom wahren Wert abweicht. Das weiß jeder. Eine solide Kalkulation ist mit einem geschätzten Zahlenwerk nicht möglich. In Zeiten geringer Margen kann eine solche Arbeitsweise schnell zur Existenzfrage werden.
Nicht minder wichtig ist die Planung des Arbeitseinsatzes der Mitarbeiter. Diese wird offensichtlich noch gerne mit der Plantafel an der Wand vollzogen. Von alten Gewohnheiten trennt man sich eben nur ungern. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer gaben an, noch diese Arbeitsweise zu nutzen. 43,3 Prozent nutzen bereits den PC zur Mitarbeitereinsatzplanung, wobei unterschiedliche Systeme zum Einsatz kommen, von der Insellösung (Excel-Übersicht, eigenständiges EDV-Planungstool) bis hin zur integrativen Lösung (Ressourcenplanung in Branchensoftware).
Mobilität gehört bei Malern und Stuckateuren zum Handwerk. Daher wurden in den letzten Jahren digitale Arbeitsmethoden entwickelt, die diesem Erfordernis gerecht werden und traditionelle Arbeitsweisen ablösen. So lassen sich beispielsweise Aufmaße und Stundenzettel auf der Baustelle digital erfassen. Das spart jede Menge Aufwand, denn die Daten werden automatisch ins Büro übertragen, wo sie weiterverarbeitet werden – ganz ohne Abtippen. Wie die Auswertung zeigt, gibt es in diesem Bereich aber noch jede Menge Optimierungspotenzial in den Betrieben. So ist erst gut ein Viertel der Teilnehmer bei der Massenermittlung und ein knappes Drittel bei der Zeiterfassung digital unterwegs.
Die Zeit, die einem Maler- und Stuckateurunternehmer zur Verfügung steht, ist knapp. Unterwegs müssen sie daher ihre Termine stets im Blick haben. Was früher der Taschenkalender war, wird in vielen Betrieben heutzutage bereits digital erledigt. Fast zwei Drittel der Teilnehmer haben hier schon den digitalen Terminüberblick, wobei neben Insellösungen (Outlook-Kalender, Google-Kalender) auch an die Unternehmenssoftware angebundene, mobile Kalender zum Einsatz kommen.
Je mehr Informationen der Maler- und Stuckateurunternehmer unterwegs zur Verfügung hat, desto besser. Während er früher neben dem Taschenkalender auch jede Menge sonstigen Papierkram wie die Kundenakte mit allen Angeboten, Rechnungen und sonstigem Schriftverkehr mit sich führte, ermöglicht die moderne Technologie heutzutage den umfänglichen, mobilen Zugriff auf betriebliche Daten. Je nach Umfang der abrufbaren und einsehbaren Daten wird das Smartphone oder Tablet unterwegs schnell zu einem „mobilen Büro“.
Wie behält man den Überblick über den Stand der Baustellen? Das ist die Gretchenfrage für jeden Maler- und Stuckateurunternehmer. Die Mehrheit der Teilnehmer setzt hier nach wie vor ausschließlich auf die persönliche Vor-Ort-Kontrolle, um sich ein Bild vom Baufortschritt zu machen. Wer bei Stundenzettel nicht nur den täglichen Arbeitsbeginn und das tägliche Arbeitsende erfassen lässt, sondern tätigkeitsbezogen vorgeht, weiß am Ende des Tages ebenfalls wo die Baustellen stehen. Vor-Ort-Besuche sind so nur noch zur Qualitätskontrolle erforderlich, aber nicht mehr um den Baustellenstand in Erfahrung zu bringen. Diese Form der Baustellenüberwachung via handgeschriebene oder digitale Stundenzettel nutzen immerhin 43,2 Prozent. Mehr als ein Viertel der Teilnehmer setzt hierbei auf die digitale Zeiterfassung. Während handgeschriebene Zettel noch abgetippt werden müssen, um diese in eine aussagekräftige Baustelleninfo zu überführen, sollte sich bei der digitalen Erfassung der Stand der Baustelle per Knopfdruck ausgeben lassen.
Material kostet Geld. Ein verschwenderischer Umgang führt zu höheren Kosten, die jeder Unternehmer vermeiden möchte. Für eine aussagekräftige Begleitkalkulation werden aktuelle Verbrauchswerte benötigt. Um die Materialkosten nicht aus den Augen zu verlieren, setzt die Mehrheit der Teilnehmer allerdings immer noch auf handgeschriebene Materialscheine und Lieferantenrechnungen. Eine Arbeitsweise, die zur Verbrauchsanalyse jede Menge Zeit in Anspruch nimmt und damit Kosten verursacht. Auf eine digitale Arbeitsweise zur Verbrauchserfassung setzt derzeit erst erst jeder fünfte Teilnehmer, ganz zu schweigen von der automatischen Verarbeitung von Lieferantenrechnungen, die vor allem mit dem neuen digitalen Rechnungsformat ZUGFeRD spielend einfach zu realisieren ist, aber im Handwerk noch keinen hohen Bekanntheitswert besitzt.
Will der Betrieb erfolgreich sein, muss der Informationsfluss stimmen. Dazu gehört, dass die Mitarbeiter über den Stand der Baustellen unterrichtet werden. Sie müssen wissen, welche Arbeiten anstehen und sie müssen wissen, ob sie im Zeitplan liegen oder Gas geben müssen. Etwas mehr als zwei Drittel der Teilnehmer stellen den Mitarbeitern diese Informationen digital (10,8 Prozent) oder in Papierform (25,7 Prozent) zur Verfügung. So werden die Mitarbeiter zu eigenständigem Handeln angehalten. Die überwiegende Mehrheit der Teilnehmer setzt aber noch auf die herkömmliche Mitarbeiterbesprechung zur Informationsweitergabe und Erteilung von mündlichen Anweisungen.
Nach Auswertung der Online-Befragung lässt sich zusammenfassend feststellen, dass erst ein Teil der Teilnehmer die Digitalisierung aktiv in ihrem Betrieb angegangen ist. Alle anderen Betriebe, die das Thema „Digitalisierung“ auf die leichte Schulter nehmen, sollten in Anlehnung an die Darwin‘sche Evolutionstheorie bedenken, dass nur die angepassten Betriebe überleben werden. „Survival of the fittest“ – nur wer mit der Zeit geht, wird langfristig am Markt bestehen.
Dass sich so viele Betriebe offensichtlich mit der Digitalisierung schwer tun, verwundert. Immerhin weiß eine satte Mehrheit von 63,5 Prozent um die existenzsichernde Bedeutung der Digitalisierung für den eigenen Betrieb.
Die Vorteile der Digitalisierung liegen für die Teilnehmer auch klar auf der Hand. So sieht eine große Mehrheit von 83,8 Prozent in der Optimierung betrieblicher Abläufe den Nutzen der Digitalisierung, dicht gefolgt von der Ersparnis an Zeit (78,4 Prozent) und Kosten (48,6 Prozent).
Trotz dieser Erkenntnis ist ein gutes Viertel der Teilnehmer noch unentschlossen, was die Investitionsplanung für das laufende Jahr angeht. Immerhin 44,6 Prozent planen Investitionen in die betriebliche Digitalisierung und damit in die Zukunft ihres Unternehmens.
Die Umfrage zeigt, dass es für Maler- und Stuckateurbetriebe noch eine Menge Potenzial gibt, Arbeitsabläufe zu digitalisieren und durch die Optimierung jede Menge Zeit und Kosten zu sparen. Zwar ist die Notwendigkeit der Digitalisierung von vielen Betrieben verstanden worden. Allerdings wird sie nur zögerlich in den Betrieben umgesetzt und die digitalen Möglichkeiten werden bei weitem noch nicht ausgeschöpft.
Betriebe sind gut beraten, in den Fortschritt zu investieren. Die Zeiten fürs Handwerk sind aktuell sehr gut. Der Markt boomt. Die Umsatzprognosen für 2018 sehen das Bauhandwerk nach wie vor auf Wachstumskurs. Betriebsinhaber sollten daher nicht nur ihr Privatleben digitalisieren, sondern der Digitalisierung auch in ihrem Betrieb oberste Priorität einräumen. Dem Wettbewerb eine Nasenlänge voraus ist nur der Betrieb, der mit der Zeit geht. Und wenn nicht jetzt, wann dann…