Gerade in Zeiten voller Auftragsbücher stellen kranke Mitarbeiter Malerbetriebe immer wieder vor neue Herausforderungen. Anfallende Lohnkosten sind dabei nur nebensächlich. Es stellt sich vor allem eine Frage: Wer soll die Arbeit machen? Malerbetriebe halten schließlich kein Ersatzpersonal vor und Leiharbeitnehmer sind meistens auch nicht auf die Schnelle zu bekommen. Da ist es besser, der Maler wird erst gar nicht krank. Leicht gesagt. Inwieweit hat der Chef darauf Einfluß?
Den Beinbruch beim Fußballtraining, das HWS-Syndrom als Folge eines Autounfalls oder den Sturz vom Pferd kann der Chef nicht verhindern. Auch eine starke Erkältung kann jeden erwischen. Manche Krankmeldung beruht aber auch auf gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die unmittelbar mit dem Arbeitsplatz in Zusammenhang stehen. Das sind dann oft die langwierigsten Arbeitsausfälle, die schlimmstenfalls sogar zum betrieblichen Ausscheiden des Mitarbeiters führen können. Ziel eines jeden Maler-Unternehmers sollte es daher sein, Gesundheitsgefahren zu erkennen und zu minimieren. Abgesehen davon, daß aufgrund der rechtlich bestehenden Fürsorgepflicht des Arbeitgebers, ohnehin jeder Unternehmer gehalten ist, seine Mitarbeiter vor Gefahren für Leib, Leben und Gesundheit zu schützen, liegt die Vermeidung von krankheitsbedingten Fehltagen natürlich auch im Interesse des Unternehmers als Arbeitgeber.
Erkrankungen am Muskel- und Skelettsystem
Welche Erkrankungen werden bei Malern am häufigsten diagnostiziert? Hierauf gibt der Betriebsärztliche Gesundheitsbericht für Maler der BG Bau eine Antwort. Demnach leiden deutsche Maler am häufigsten unter Erkrankungen des Muskel- und Skelettsystems, des Herz- und Kreislaufsystems und unter Hörstörungen, aber auch Erkrankungen der Haut und der Atmungsorgane sind gar nicht so selten. Diese Krankheitsbilder zeigen sich jedoch nicht nur im Malerhandwerk, sondern in der gesamten Baubranche. Und Muskel- und Skeletterkrankungen machen sogar nicht nur Bauhandwerkern, sondern allen Arbeitnehmern zu schaffen. Im Jahr 2013 waren Muskel- und Skeletterkrankungen laut Fehlzeiten-Report 2014 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) die Hauptursache für Fehltage von Arbeitnehmern in Deutschland. Jeder fünfte Arbeitsunfähigkeitstag ist darauf zurückzuführen. Das heißt: Auch Schreibtischarbeit schützt nicht vor Rückenschmerzen.
Typisch für Maler: Verspannungen im unteren Rücken
„Ich habe Rücken“, so sagt die bekannte Kunstfigur Horst Schlämmer. Doch Rückenschmerzen sind nicht gleich Rückenschmerzen. Schaut man genauer hin, so zeigen sich dann doch malertypische Rückenleiden. Verspannungen im Schulter-/Nackenbereich, vor allem aber im Bereich des unteren Rückens quälen Maler ganz besonders. Muskelverspannungen entstehen meist durch falsche Körperhaltung oder durch eine längere, einseitige Belastung einer Muskelpartie. Maler, die stundenlang in gebückter Haltung Laminat verlegen, auf einer Leiter stehen und über Kopf eine Decke streichen oder permanent schwere Lasten tragen, wissen wovon die Rede ist. Dauerhafte Rückenschmerzen sind nicht nur unangenehm, sie können auch schnell chronisch werden.
Belastungen am Arbeitsplatz minimieren
Das Tragen und Heben schwerer Lasten, dauerhafter Baustellenlärm, körperliche Schwerstarbeit sowie der Umgang mit gefährlichen Arbeitsstoffen sind typische Belastungen, denen Maler ausgesetzt sind. Werden die Belastungen im Betrieb minimiert, sollte dies auch langfristig die Zahl der betrieblichen Erkrankungen reduzieren.
Doch welche präventiven Maßnahmen können hier wirken? Hier gibt es vielfältige Möglichkeiten, die zur körperlichen Entlastung beitragen können. Diese hängen natürlich von der jeweils ausgeübten Tätigkeit ab. So entstehen bei Trockenbauarbeiten oder dem Anbringen von Wärmedämmung andere Gefährdungen und Belastungen als bei Bodenlegearbeiten, dem Tapezieren oder dem Lackieren einer Tür. Anhand des betrieblichen Leistungsspektrums lassen sich Gesundheitsgefährdungen schnell erkennen. Mustervorlagen oder Kurz-Handlungshilfen zur Erstellung und Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung erleichtern dem Maler-Unternehmer hierbei die Arbeit. Sind die Gefährdungen erkannt, wird überprüft, welche Schutzmaßnahmen bereits eingesetzt werden und inwieweit diese noch verbesserungsbedürftig sind.
Anweisungen erteilen und kontrollieren
Oft stellt der Betrieb auch die entsprechenden Hilfsmittel schon zur Verfügung, aber die Mitarbeiter sind nicht hinreichend sensibilisiert und nutzen diese dann meist aus Bequemlichkeit und in Unkenntnis der Belastungssituation nicht. Wird beispielsweise eine umfangreiche Schimmelsanierung durchgeführt, bei der unwillkürlich auch Schimmelsporen freigesetzt werden, so sollte das Tragen eines geeigneten Mund- und Handschutzes eine Selbstverständlichkeit sein. Dies hat der Chef anzuordnen und die Umsetzung auch zu kontrollieren. Gleiches gilt auch bei Baustellenlärm. Auf Baustellen tummeln sich oft viele Gewerke und da wird’s auch schon mal laut. Auch hier gilt: Ein Hörschutz sollte nicht nur bereitliegen, sondern auch getragen werden. Nur zwei Beispiele, die zeigen, daß es vielfach nur eines Denk- und Handlungsanstoßes bedarf, um Belastungen zu reduzieren.
Ergonomische Werkzeuge nutzen
Mit der Nutzung ergonomischer Werkzeuge lassen sich Belastungen ebenfalls minimieren. Ergonomische Werkzeuge werden unter arbeitsmedizinischen Gesichtspunkten konstruiert. Da sie leichter zu handhaben sind und zur Bedienung weniger Kraftaufwand benötigt wird, wird auch die Skelettmuskulatur geringer beansprucht. Zwei Beispiele:
Arme und Hände werden bei Malern nicht nur zur Pinselführung genutzt. Oft kommen auch Werkzeuge zum Einsatz, die den Körper ebenfalls stark beanspruchen. Durch den Einsatz vibrationsgedämpfter Werkzeuge wird die Belastung das Hand-/Armsystem deutlich reduziert, beispielhaft sei hier nur auf den Einsatz eines vibrationsgedämpften Winkelschleifers, Steinmetzhammers oder Abbruchhammers verwiesen.
Langes Knien, Hocken und Bücken ist für die Muskulatur und die Gelenke Schwerstarbeit. Bodenleger und alle, die häufig eine solch gebückte Haltung einnehmen müssen, sollten zwingend einen Knieschutz tragen und gegebenenfalls auch einen Bodenroller nutzen.
Eine Liste empfehlenswerter ergonomischer Produkte ist auf den Internetseiten der BG-Bau abrufbar. Werkzeug-Hersteller optimieren laufend ihre Produkte oder bringen innovative, neue Produkte auf den Markt. Hier lohnt es sich von Zeit zu Zeit beispielsweise auf Messen nach Neuerungen Ausschau zu halten. Wer regelmäßig in entsprechende Werkzeuge investiert und alte austauscht, investiert langfristig in die Gesundheit seiner Mitarbeiter. Eine Investition, die sich lohnt.
Richtiger Umgang mit Gefahrstoffen
Ein weiteres, wichtiges Thema im Malerhandwerk ist der Umgang mit gefährlichen Arbeitsstoffen. Beispielhaft sei hier nur auf die nicht ungefährliche Arbeit mit Epoxidharzen verwiesen. Kommt es zu einem Hautkontakt, kann dies zu Hautreizungen und Ekzemen führen. Nicht nur die Verwendung von Schutzhandschuhen ist hier oberstes Gebot. Mitarbeiter müssen regelmäßig im Umgang mit gefährlichen Arbeitsstoffen geschult werden, Schutzmaßnahmen müssen explizit angewiesen und deren Umsetzung auch kontrolliert werden. Ein umfassender Praxisleitfaden für den Umgang mit Epoxidharzen ist bei der BG-Bau online abrufbar.
Weiterführende Informationen zum Thema finden Sie hier:
Kurz-Handlungshilfen zur Erstellung und Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung für Kleinbetriebe
Gefahrstoffe am Bau – Handlungshilfe für Unternehmer und Führungskräfte
Praxisleitfaden für den Umgang mit Epoxidharzen