Es wurde schon viel über die perfekte Teambildung und ein gutes Arbeitsklima gesprochen und über ein professionelles Beschwerdemanagement geschrieben. Doch diese Bereiche müssen nicht immer getrennt betrachtet werden, sie stehen vielmehr miteinander in Beziehung. Denn optimal ist es aus Sicht der Unternehmensführung, wenn das Team auf der Baustelle so gut miteinander arbeitet, dass es gar nicht erst zu Fehlern kommt bzw. diese frühzeitig beseitigt werden können noch bevor sie der Kunde bemerkt und bemängelt. Wie kann das funktionieren?
Fehler macht jeder
Fehler passieren nicht nur im normalen Alltagsleben, sondern eben auch bei der Arbeit. Davor ist niemand gefeit. Und wer vorgibt, noch nie einen Fehler gemacht zu haben, ist realitätsfern und unfähig zur Selbstkritik. Fehler gehören zum Leben – das betrifft den Mitarbeiter ebenso wie den Chef. Auf der Baustelle kommt es schon mal zu dem einen oder anderen Verarbeitungsfehler. Oft fällt es einem Kollegen auf der Baustelle sogar auf. Aber er schweigt. Er sagt nichts, aus Angst den Unmut des Arbeitskollegen, der den Fehler fabriziert hat, auf sich zu ziehen. Und so kommt es wie es kommen muss. Die Arbeit neigt sich dem Ende und im Streiflicht sind dann die Patzer beim Auftragen des Putzes gut zu erkennen. Dies bleibt auch dem Kunden nicht verborgen, der das Tagwerk begutachten möchte und seinen Augen nicht traut. Ein Griff zum Handy, ein kurzer Anruf beim Chef und dieser erscheint umgehend auf der Baustelle, um den Kunden zu beruhigen und ihm zu versichern, dass die Wand natürlich nochmals komplett neu verputzt werde. Das hätte auch anders laufen können.
Stichwort „Kollegen-Kritik“
Hätte der Kollege frühzeitig „Stopp“ gerufen und auf das Problem aufmerksam gemacht als er es erstmalig bemerkte, hätte der Schaden für den Betrieb begrenzt werden können. Und auch für das Team ist es nicht befriedigend, eine Arbeit zweimal erledigen zu müssen. Doch bei dem Stichwort „Kollegen-Kritik“ schrecken viele Menschen zurück. Und genau das ist verkehrt. Es geht nicht darum, jemanden vor einem Team bloß zu stellen. Es geht darum, die optimale, bestmögliche Leistung als Team zu erbringen. Das Team als Ganzes will mit seiner Leistung brillieren und dafür Lob einfahren. Doch dafür muss die Leistung eines jeden Einzelnen stimmen.
Umgangston entscheidend
Wird ein Fehler von einem Kollegen entdeckt, macht natürlich der „Ton die Musik“. Ein sachlich vorgetragener Hinweis an die Gruppe oder den betreffenden Arbeitskollegen nimmt niemand krumm. Konstruktive Vorschläge gelten unter Kollegen auch nicht als Besserwisserei. Wird dies im Team anders gesehen, liegt vielleicht ein grundsätzliches Problem im Arbeits- bzw. Betriebsklima vor. Das gilt ebenso für den Fall, wenn der Kollege wegen seines Verarbeitungsfehlers hintenherum beim Chef „angeschwärzt“ wird. Ein solches Verhalten wird zu Recht als stillos, unkollegial und unfair angesehen. In einem gut funktionierenden Team kommt so etwas nicht vor. Hier ziehen alle Teammitglieder an einem Strang und wollen ein optimales Arbeitsergebnis erzielen – für den Betrieb und für den Kunden. Dafür tragen sie selbst Sorge. Da gibt’s kein Anschwärzen, keine Besserwisserei, keine Bevormundung. Da gibt’s ein „WIR“ – wir liefern eine optimale Leistung ab und wir sind gemeinsam stolz auf das Arbeitsergebnis. „Together we’re strong“ ist in einem funktionierenden Team ein Leitsatz für gelebte Unternehmenskultur.
Von Schadensbegrenzung profitieren
Im Malerbetrieb sollte der Chef das Thema „Kollegen-Kritik“ offen ansprechen. Je früher ein Fehler erkannt wird, umso kleiner ist am Ende der Schaden für den Betrieb. Davon profitieren auch die Mitarbeiter. Für Nacharbeiten fallen zwingend Zusatzzeiten an, die natürlich nicht einkalkuliert waren. So schmilzt der ohnehin schmale Gewinnaufschlag bei einem Auftrag schnell dahin. Mitarbeiter, die das begriffen haben, werden Kollegen-Kritik akzeptieren, selbst aussprechen und wesentlich selbstkritischer mit der eigenen Arbeit umgehen. Ein perfektes Team ist damit bester Garant für wenige bis keine Kundenbeschwerden. Auf die Mitarbeiter kommt es an.