Seit Jahresanfang bewegt sich in Deutschland die Inflationsrate um die 2-Prozent-Marke. Im Februar 2017 kletterte sie sogar auf 2,2 Prozent. Eine Inflationsrate von mehr als 2 Prozent hatte es zuletzt im August 2012 gegeben, konstatierte das Statistische Bundesamt. Und auch die vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Zahlen für April 2017 weisen eine Inflationsrate von 2 Prozent aus. Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte beim Anblick dieser Zahlen glücklich und zufrieden in seinem Chefsessel sitzen.
Was heißt das aber für Unternehmer und Verbraucher? Nach jahrelanger Stagnation steigen die Preise in Deutschland wieder schneller. 2 Prozent – das hört sich nach nicht viel an. Ist es aber. Denn diese kleine Zahl hat große Auswirkungen auf Geldvermögen. Hat ein Handwerksunternehmen in den letzten Jahren beispielsweise Rücklagen in Höhe von 100.000 Euro gebildet, dann bedeutet eine durchschnittliche Inflationsrate von 2 Prozent im Jahr, ohne Verzinsung, dass ein Jahr später dieser Geldbetrag satte 2.000 Euro weniger Wert ist. Das heißt vom hart verdienten Geld bleibt nur noch eine Kaufkraft von 98.000 Euro. Das ist für ein Kleinunternehmen kein Pappenstiel. Hält diese Situation zehn Jahre lang an, so verliert der Unternehmer in zehn Jahren fast 20.000 Euro an Kaufkraft, in 20 Jahren hat das Geld sogar ein Drittel des ursprünglichen Wertes verloren.
In früheren Jahren wurde die Inflation durch stabile und hohe Sparzinsen ausgeglichen. Diese Zeiten sind seit langem vorbei und eine Kurskorrektur der EZB, ihre Niedrigzinspolitik betreffend, ist nicht absehbar. Bei Null-Zinsen und hoher Inflation wird das zurückgelegte Geld immer weniger. Einen Lichtblick gibt’s allerdings fürs Handwerk: Verbraucher werden bei diesen Inflationswerten sicher weiterhin vermehrt auf Investitionen setzen, sodass die Auftragslage im Handwerk auch in diesem Jahr durchgehend boomen dürfte.
Angst vor der Inflation ist daher völlig deplatziert. Es kommt vielmehr darauf an, das Beste aus der Situation zu machen. Für den Unternehmer heißt das, in der aktuellen Niedrigzinsphase, wo er für sein Geld auf der Bank sowieso nichts mehr bekommt bzw. wo ihm die Bank Finanzmittel zu günstigen Konditionen zur Verfügung stellt, mit Investitionen sein Unternehmen auf den absolut neuesten Stand zu bringen. Unternehmer, die jetzt in die eigene Infrastruktur investieren, werden in Zukunft aufgrund ihrer technischen Überlegenheit ihrem Wettbewerb eine Nasenlänge voraus sein. Das gilt für die guten Zeiten und im Besonderen für die schlechten. Wer seine Arbeitszeit und Arbeitskraft durch neueste Technik optimiert, hat immer die Nase vorn. Innovationsvorsprung nennt das der Betriebswirt.