Seit Jahren boomt das Bauhandwerk. Jetzt zu Pandemiezeiten haben Maler- und Stuckateurbetriebe weiterhin alle Hände voll zu tun (Lesen Sie den Artikel: Wie ist die Stimmung im Malerhandwerk?) Doch damit Maler und Stuckateure ihrer Arbeit nachgehen können, müssen auf der Baustelle die erforderlichen Materialien zur Verfügung stehen. Ein Materialengpass kann schnell zu einem Stillstand der Baustelle führen. Funktionierende Lieferketten sind daher das A und O. Ein Baustellenstopp kann sich niemand leisten. Das bedeutet für den Bauhandwerker, dass er natürlich vorausschauend planen und einkaufen muss. Doch ein weiterer, wesentlicher Baustein für eine funktionierende Baustelle ist der Großhandel.
Der Großhandel ist das Bindeglied zwischen Hersteller und Verarbeiter und trägt dafür Sorge, dass genau diese Lieferkette steht und Engpässe, wenn möglich, vermieden werden. Auch die Großhändler mussten sich schnell auf die neue Pandemie-Situation einstellen. Mit viel Kreativität haben sie sich den neuen Herausforderungen gestellt, um so ihre Kunden, die Maler und Stuckateure, Tag für Tag weiterhin mit den erforderlichen Baustoffen beliefern zu können.
Dass die Baustellen auch zu Coronazeiten rund laufen, ist daher auch ein Verdienst des Großhandels. Grund genug für Malerblog.net bei drei Farbengroßhändlern nachzufragen wie sie die aktuelle Situation erleben, wie sie mit ihr umgehen und ob sie auch etwas Positives aus dieser Zeit mitnehmen können.
Frage 1: Die Geschäftsbeziehung zwischen Großhandel und Verarbeiter ist traditionell durch einen sehr engen persönlichen Kontakt geprägt. Wie hat sich durch die aktuellen Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln Ihre Arbeit verändert?
![]() Martin Huffer, Farben Huffer, Saarlouis Im organisatorischen Bereich haben wir sehr viel verändert. Es kommen nur noch maximal fünf Leute in den Abholbereich. Dort haben wir unseren Messestand aufgebaut, mit Glaswänden, Spuckschutz etc. Überall ist auf Abstandhalten hingewiesen. Wir haben einen Rundlauf errichtet, Ein- und Ausgang sind unterschiedlich. Die Kunden können aber auch vorbestellen. Die Ware wird dann gepackt, vor die Tür gestellt und kann direkt eingeladen werden. Das wird sehr gut angenommen. Ins Lager kommt kein Kunde mehr. Die Lieferung auf Baustellen erfolgt ganz normal. |
![]() Andreas Engerer, Farben Volz, Fürth Wir begegnen unseren Kunden nahezu kontaktlos, haben sogar eine Schleuse, die über einen Zahlencode funktioniert, wo der Kunde sein Material abholen kann. Natürlich kann der Kunde auch mit entsprechendem Abstand an den Tresen kommen. Die Maximalzahl der Kunden ist dahingehend beschränkt worden, dass auf 20 qm Verkaufsfläche nur ein Kunde darf. Alle Kunden müssen eine Maske tragen, was wir übrigens auch alle tun. Mittlerweile haben sich die Leute daran gewöhnt. Auf den Baustellen erfolgt nach wie vor die ganz normale Lieferung, wir versuchen einfach eine kontaktlose Lieferung zu gewährleisten. |
![]() Thomas Braun, SUNDO, Aschaffenburg In der Logistik haben wir auf Schichtbetrieb umgestellt, unser Außendienst war sechs Wochen im Homeoffice. Jetzt langsam lockert sich die Situation wieder und es finden selektive Kundenbesuche statt. Wir arbeiten mit den nötigen Abstands- und Hygieneregeln für Abholer, haben entsprechende Plexiglasscheiben im Verkauf und Mund-und Nasenschutz für alle Mitarbeiter. Außerdem wird regelmäßig desinfiziert. Im Lager und in der Kommissionierung herrscht Maskenpflicht, da der Abstand nicht immer gewährleistet werden kann. Auch die Fahrer müssen Masken tragen, wenn bei Auslieferung der nötige Abstand nicht gewährleistet ist. Wir stellen zudem Schutzhandschuhe und Desinfektionsmittel für die Mitarbeiter zur Verfügung. In der Anfangsphase haben wir auch Masken für Kunden bereitgestellt. Wir haben unseren Schulungsraum zum Sozialraum ausgeweitet, damit die Mitarbeiter dort ihre Pausen mit dem nötigen Sicherheitsabstand machen können. |
Frage 2: Gab es Engpässe in der Lieferkette? Waren alle Materialien bislang lieferbar?
![]() Martin Huffer, Farben Huffer, Saarlouis Ein Hersteller aus Belgien hatte Lieferschwierigkeiten und hat nur noch aus dem Lagerbestand in Heppenheim verkauft. Dafür sind die Produkte aus Italien alle angekommen, es hat zwar länger gedauert, aber es wurde immer alles geliefert. |
![]() Andreas Engerer, Farben Volz, Fürth Es kann vorkommen, dass die Lieferanten einfach länger brauchen, was aber an der Überlastung der Speditionen liegt. Aber bei uns gab es keine Probleme, weil wir die wichtigsten Produkte ausreichend auf Lager haben. Das ist also alles zumeist händelbar. |
![]() Thomas Braun, SUNDO, Aschaffenburg Wir können ohne Einschränkungen liefern, weil wir unsere Lagerbestände nach oben gesetzt und schnell und herzhaft reagiert haben. Zudem haben wir einen Lieferservice für Privatkunden eingerichtet, die telefonisch bestellen konnten. Das Ganze haben wir über einen externen Anbieter abgewickelt. |
Frage 3: Werfen wir einen Blick auf die Maler und Stuckateure, also Ihre Kunden. Wie haben Sie Ihre Kunden in den letzten Wochen erlebt?
![]() Martin Huffer, Farben Huffer, Saarlouis Die Kunden sind alle entspannt. Abstandsregeln werden eingehalten. Manche sehen das alles etwas locker. Manche von ihnen haben sehr viel Arbeit, andere wiederum nicht. |
![]() Andreas Engerer, Farben Volz, Fürth Unsere Kunden reagieren alle mit Verständnis und dem erhofften nötigen Respekt gegenüber den Maßnahmen. |
![]() Thomas Braun, SUNDO, Aschaffenburg Die Kunden reagieren sehr positiv. Mein Fokus war auch ganz klar die Sicherheit von Mitarbeitern und Kunden gleichermaßen zu gewährleisten. Außerdem sollten die Kunden so wenig wie möglich von den Veränderungen spüren. |
Frage 4: Corona hat vieles durcheinander gewirbelt und jeder war auf seine Weise gefordert, die neuen Anforderungen umzusetzen. Hat bis jetzt Corona für Sie irgendetwas Positives?
![]() Martin Huffer, Farben Huffer, Saarlouis Positiv ist ganz eindeutig hervorzuheben, dass wir überhaupt keinen Krankenstand in Form von Grippe hatten. Im letzten Jahr hatten wir 30 Prozent Ausfall und das über Wochen, jetzt gar nichts. Außerdem sind der Umweltaspekt nicht zu vernachlässigen und der schöne blaue Himmel. |
![]() Andreas Engerer, Farben Volz, Fürth Positiv ist auf jeden Fall, dass alle Mitarbeiter und Kollegen an einem Strang ziehen. Wir sind ein tolles Team und es hat sich ein richtiges Wir-Gefühl etabliert, der Zusammenhalt ist ganz toll. Die Leute bleiben nicht zu Hause, sondern bedienen die Kunden nach wie vor und haben alle mitgezogen. Das hat mich schon stolz gemacht. |
![]() Thomas Braun, SUNDO, Aschaffenburg In Deutschland haben wie eine privilegierte Situation, wir sind in einer guten wirtschaftlichen Lage, die medizinische Versorgung ist top, das kommuniziere ich auch immer meinen Mitarbeitern. Wir haben keinen Grund zu jammern und uns zu beschweren. Ich finde es positiv, dass die Digitalisierung in Deutschland durch die Coronakrise sehr gut voran geschritten ist. Auch wir sind und waren ja schon die ganze Zeit sehr weit, was die Schnittstellen zu unseren Lieferanten betrifft. |
In den letzten Wochen wurde viel berichtet über Supermärkte, deren Mitarbeiter trotz Corona den Laden am Laufen halten und die Versorgung der Bevölkerung sicherstellen. Der Applaus war ihnen gewiss. Nahezu vergessen wurde, dass zahlreiche andere Berufszweige ebenfalls nicht vom Lockdown betroffen waren, sondern nach wie vor ihrer täglichen Arbeit nachgingen, ebenfalls unter erschwerten Corona-Bedingungen. Einer davon ist der Farben- und Baustoffgroßhandel in Deutschland, der dafür sorgte, dass die Baustellen weiterhin rund liefen und Maler und Stuckateure sowie andere Bauhandwerker ihre Aufträge abwickeln konnten. Ihnen ist es mit zu verdanken, dass das Bauhandwerk bis dato gut durch die Coronazeit gekommen ist.