Die Suche nach guten Mitarbeitern im Maler- und Stuckateurhandwerk gestaltet sich zunehmend schwierig. Es herrscht ein regelrechter Mangel an geeigneten Mitarbeitern. Auf viele offene Stellen kommen wenige gut qualifizierte Bewerber. Wer also den geeigneten Mitarbeiter finden will, steht vor großen Herausforderungen.
Ein Grund für die immer schwieriger werdende Besetzung neuer Stellen ist sicherlich der demographische Wandel oder kurz gesagt die Überalterung der Gesellschaft. Aber ist das wirklich die einzige Ursache?
Auf den Punkt gebracht
Für Malermeister Rainer Rettig aus Pfungstadt ist die Personalsuche schwierig. Wegen des Fachkräftemangels in seinem Unternehmen kann er viele Aufträge nicht in der Zeit abwickeln, wie er eigentlich gerne möchte. So muss er Arbeiten verschieben und die Kunden vertrösten. Es fehlen einfach die geeigneten Mitarbeiter.
Er beschreibt seine Situation so: „Ich denke, das Problem fängt schon damit an, dass viel zu wenige Betriebe überhaupt noch Lehrlinge ausbilden. Auf der anderen Seite wollen aber auch sehr wenige junge Leute noch den Malerberuf ergreifen. Sie haben teilweise ein ganz falsches Bild von diesem Job, denken an lange Arbeitszeiten und schlechte Bezahlung, wollen sich vielfach auch nicht dreckig machen. Das Malerhandwerk hat da ein echtes Imageproblem. Doch so ist dieser Beruf ja gar nicht“, sagt er und fügt dann hinzu: „Jeder möchte heute am liebsten einen tollen Bürojob haben, weil er denkt, dass er damit viel Geld verdient. Ich denke, dass junge Leute grundsätzlich viel zu wenig über den Beruf des Malers wissen, welche abwechslungsreichen Arbeiten es gibt und welche tollen Ergebnisse man erzielen kann.“
Rettig bildet selbst seit vielen Jahren aus und versucht natürlich den Nachwuchs so direkt für das eigene Unternehmen zu begeistern und zu halten. Als Ausbildungsbetrieb versucht er, dem Fachkräftemangel aktiv entgegenzuwirken, denn schließlich sind die Auszubildenden von heute die Fachkräfte von morgen. Es braucht aber mehr so engagierte und vorbildliche Betriebe, um etwas bewegen zu können. Und auch das von Rettig beschriebene Imageproblem, mit dem das Handwerk ganz allgemein zu kämpfen hat, kann ein einzelner Betrieb nur schwer lösen. Doch jeder einzelne Betrieb kann seinen Teil dazu beitragen, dass nicht nur für ihn, sondern für eine ganze Branche qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung stehen werden.
Nachwuchs ausbilden
Wer den eigenen Nachwuchs sukzessive selbst heranzieht, hat zumindest einen großen Vorteil gegenüber dem Wettbewerb: Mitarbeiter, die das Unternehmen kennen und genau das leisten können, was im eigenen Betrieb benötigt wird und gefragt ist. Natürlich ist es eine Herausforderung junge Leute auszubilden und es erfordert sicherlich Mut, Herzblut und eine gehörige Portion Geduld und Willenskraft. Dennoch, wenn nur wenige Betriebe generell ausbilden, wird es auch nur wenige junge Malergesellen geben, die überhaupt dem Markt zur Verfügung stehen. Wer die Ausbildung erfolgreich durchläuft ist später Geselle. Doch damit das passieren kann, müssen junge Leute dort „rekrutiert“ und abgeholt werden, wo sie sich befinden. Und das ist meistens in der Schule der Fall. Imagebildung und Firmenvorstellung gehen hier Hand in Hand. Wer zum Beispiel betriebliche Schnuppertage anbietet, sich an Projektwochen in Schulen beteiligt oder den Girl´s Day nutzt um das angestaubte Image des Handwerks „aufzupolieren“, ist auf dem richtigen Weg, junge Leute zu mobilisieren. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, dieses Klientel anzusprechen. Egal, ob es Jobmessen sind oder andere Projekte, die man für sich nutzen kann, wichtig ist, den eigenen Betrieb und den Beruf des Malers oder Stuckateurs als spannend, attraktiv und abwechslungsreich darzustellen. Denn letztendlich ist er genau das!
Firmenimage stärken
Nicht nur für Azubis, letztendlich für jeden Bewerber muss das eigene Unternehmen immer als attraktiver Betrieb erscheinen. Das Firmenimage und der Unternehmensauftritt müssen stimmen. Doch wie wird das eigene Unternehmen richtig positioniert? Dinge wie Stärken, Persönlichkeit und Werte des eigenen Malerbetriebs müssen kommuniziert, die Unternehmenskultur nach außen getragen werden. Hier kann es hilfreich sein, einmal für sich selbst, alle positiven Eigenschaften des Unternehmens aufzuschreiben und vielleicht einmal eine Selbstanalyse durchzuführen.
Was macht den Betrieb aus? Was hat er zu bieten? Was ist einzigartig oder besonders? Gibt es spezielle Dinge, auf die viel Wert gelegt wird? Wofür steht das Unternehmen? Empfindet man sich selbst als sympathischen Arbeitgeber? Gibt es ein besonderes „Produkt“, das den Betrieb auszeichnet? Gibt es ein Motto oder einen Slogan, der das Unternehmen repräsentiert? Das, was auf dieser Liste letztendlich steht, wird die eigene Unternehmensphilosophie widerspiegeln und sollte Bewerbern „Lust machen“ auf den Betrieb. Denn das, was der Betrieb zu bieten hat, ist auch letztendlich das, was Bewerber anzieht. Hier kommt es auf die richtige Kommunikation nach außen hin an.
Bekanntheitsgrad steigern
Damit möglichst viele Menschen den Maler- oder Stuckateurbetrieb wahrnehmen, muss der Betrieb bekannt sein. Auch hier spielt der Außenauftritt eine entscheidende Rolle. Diese muss von der Beschriftung des Firmenwagens bis zur Baustellenfahne in sich stimmig und ansprechend modern sein. Die Teilnahme an Regionalmessen oder die Durchführung von einem „ Tag der offenen Tür“, kann ebenso den Bekanntheitsgrad in der Region steigern. Wer zu diesen Events die Presse einlädt und über die Aktion berichten lässt, schafft damit ganz automatisch Wahrnehmung.
Auch das Internet darf nicht vergessen werden. Eine moderne, ansprechende Website oder ein gut gepflegter Social Media Kanal, der aufzeigt, was im Betrieb passiert, sind Dinge, die Arbeits- und Ausbildungssuchende ansprechen. Gerade junge Menschen, die im Internet „zu Hause“ sind, bewegen sich auf Online-Portalen. Daher ist es wichtig sich in einem zeitgemäßen Look zu präsentieren. Das Bild nach außen muss eben passen.
Gemeinsam etwas bewegen
Fast alle Betriebe teilen in Bezug auf fehlende Fachkräfte das gleiche Schicksal. Geeignete Mitarbeiter zu finden ist allgemein sehr schwer. Warum also nicht gemeinsam an einem Strang ziehen. Es gibt Möglichkeiten das Malerhandwerk für Außenstehende wieder attraktiv werden zu lassen, sie müssen nur ergriffen werden. Wer sich mit Kollegen zusammentut, kann seine eigene Imagekampagne starten, die pro Handwerk und vor allem pro Malerhandwerk sind. Ob Branchentage, Schulprojekte oder sonstige, gemeinsame Aktionen, die mit dem verstaubten Image des Handwerks „aufräumen“ und es so darstellen, wie es heute tatsächlich ist, werden mehr denn je gebraucht.
Wer das Malerhandwerk erlebbar macht, wird Bewunderung ernten. Die Betriebe nutzen moderne Technologien und Werkzeuge zur Herstellung hochmoderner Techniken und auch die fortschreitende Digitalisierung ist für die Branche längst völlig normal und wird konsequent mitgetragen. Nur, davon wissen junge Leute, die sich Gedanken über ihre zukünftige Berufswahl machen, meist gar nichts. Genau deshalb muss sich das Malerhandwerk so präsentieren wie es ist: modern, digital und zukunftsorientiert.
Von alleine wird sich nicht viel ändern. Gemeinsam ist das Malerhandwerk jedoch stark.
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