Ob Autobahnen, Bundesstraßen, Landstraßen oder Kreisstraßen – überall bietet sich den Autofahrern das gleiche Bild: Maroder Straßenbelag, Baustellen und Brückensperrungen bremsen den Autofahrer buchstäblich aus. Deutschlands Straßen gleichen einem Flickenteppich. Nur allzu oft wird nur grob ausgebessert statt tiefgreifend saniert. Hier geht es nicht um vermieste Fahrfreude. Hier geht es um viel mehr. Umleitungen und Staus sind Gift für den Wirtschaftsstandort Deutschland.
Wer beruflich Termine einhalten muss, hat das Nachsehen. Umleitungen und Staus machen der Zeitplanung einen Strich durch die Rechnung. Sogar ein eingeplanter Zeitpuffer vermag vielfach nichts mehr auszurichten. Gegen Schlaglöcher, Vollsperrungen und kilometerlange Staus ist jeder Autofahrer machtlos. Doch was heißt das unterm Strich? Ganz einfach: Mehr Fahrzeit bedeutet einen größeren Zeitaufwand. Zeit, die am Ende des Tages fehlt. Zeit, die niemand bezahlt. Produktivität und Umsatz leiden. Wie stark das Handwerk davon betroffen ist, zeigt eine aktuelle Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH).
Ausbauhandwerk beklagt Zeitverlust von 9,2 Stunden pro Woche
Die Umfrageergebnisse zum „Zustand der Straßeninfrastruktur“ lassen aufhorchen. An der im 1. Quartal 2016 durchgeführten Umfrage beteiligten sich 5.882 Handwerksbetriebe. Knapp 30 Prozent der Betriebe bewerten den Zustand der Straßeninfrastruktur mit mangelhaft oder gerade noch ausreichend. 42,4 Prozent beklagen eine Verschlechterung bzw. deutliche Verschlechterung des Straßenzustands in den letzten zehn Jahren. Durch diesen schlechten Straßenzustand sieht ein Drittel der Betriebe seine Geschäftstätigkeit beeinträchtigt, in deren Folge durchschnittliche wöchentliche Zeitverluste von 7,4 Stunden pro Handwerksbetrieb entstehen. Die Betriebe des Ausbauhandwerks, die ihre Leistungen beim Kunden vor Ort erbringen, schätzen den wöchentlichen Zeitverlust sogar auf 9,2 Stunden! Im Klartext heißt das: Ein Maler- und Stuckateurbetrieb verliert pro Woche mehr als einen kompletten Arbeitstag eines Mitarbeiters durch marode Straßen. Auf das Jahr gerechnet kommen da schnell mehrere tausend Euro zusammen. Umsatz, der den Betrieben fehlt. Der jahrelang politisch motivierte Investitionsstau wird jetzt sichtbar mit verheerenden Auswirkungen für das deutsche Handwerk.
61,2 Prozent der Ausbauhandwerker fordern Reparatur und Instandhaltung
Die verkehrspolitische Forderung ist daher ebenfalls klar und deutlich formuliert: So fordern in der Umfrage 61,2 Prozent der Betriebe des Ausbauhandwerks die verstärkte Reparatur sowie eine insgesamt verbesserte Instandhaltung der bestehenden Straßeninfrastruktur. Weitere prioritäre Schwerpunkte werden in dem Abbau von Verkehrsengpässen sowie der Entlastung des Straßennetzes durch eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene gesehen.
Sanierungsfall Deutschland
Deutschland ist ein wirtschaftsstarkes Land. Seine Wirtschaftskraft hat es aber auch dem über Jahrzehnte gewachsenen, flächendeckenden Verkehrsnetz zu verdanken. Nur so sind kurze Wege von und zur Arbeitsstelle und ein schneller Gütertransport von A nach B gewährleistet. Dies setzt aber eine funktionierende Infrastruktur voraus. Mit maroden Straßen bremst der Staat die Wirtschaft aus. Wie die Umfrage zeigt, kommt die jahrelang verfehlte Investitionspolitik die deutschen Handwerksbetriebe, letztlich die deutsche Wirtschaft teuer zu stehen. Verkehrspolitiker, die den Wirtschaftsstandort Deutschland nicht schwächen wollen, werden umdenken müssen.