Ein Septembertag im hessischen Marburg. An dem eingerüsteten Mehrfamilienhaus arbeitet Malerin Debora Nießen konzentriert mit ihrer Farbrolle. Immerhin soll der neue Anstrich den Kunden überzeugen. Debora Nießen ist nicht irgendeine Malerin. Mit gerade mal 21 Jahren ist sie Hessens jüngste Maler- und Lackierermeisterin. Und richtig motiviert.
Debora Nießen ist sehr zielstrebig. Bereits die Ausbildung zur Maler- und Lackiererin verkürzt sie um ein halbes Jahr. Nach einem krankheitsbedingten Ausfall, sie brach sich die Hand, startet sie direkt in den Meisterkurs, den sie in Kassel und Marburg in Vollzeit absolviert hat.
Ausbildung in einer Männerdomäne
Nießen fühlt sich wohl in der klassischen Männerdomäne. „Das liegt wohl daran, dass ich schon immer viel mehr männliche Freunde hatte. Ich komme gut mit dem anderen Geschlecht aus“, sagt sie und fügt dann hinzu: „ Auch im Meisterkurs war ich neben einer anderen Gesellin die einzige Frau. Aber so gab es keinen Zickenterror.“ Der ein oder andere männliche Kollege habe dann aber schon mal etwas komisch geschaut. Eine Frau und dann noch so jung in der Meisterausbildung? Die Mitschüler waren mit Ende 20 und Ende 30 nun mal allesamt älter. „Trotzdem wurde ich immer ernst genommen“, freut sich die junge Frau.
In den Fußstapfen des Vaters
Für Debora Nießen war keinesfalls immer klar, dass sie einmal Malerin werden wollte. „Ich habe mit 16 Jahren das Gymnasium verlassen, weil ich merkte, dass Schulbank drücken einfach nichts für mich war“, erklärt sie und meint dann weiter: „Meine Eltern haben mir dann den Ausbildungsplatz im elterlichen Malerbetrieb angeboten.“ Und so arbeitet sie heute gemeinsam mit ihrem Vater auf den Baustellen zusammen. „Reibungspunkte oder Meinungsverschiedenheiten gibt es da hin und wieder schon“, sagt Deborah Nießen, „aber es klappt ansonsten richtig gut mit der Zusammenarbeit.“ Natürlich ist auch Jürgen Nießen stolz auf seine zielstrebige Tochter. Und die steht garantiert „ihren Mann“ wenn es darum geht schwere Putzsäcke oder Farbeimer zu schleppen. „Ich hab schon immer viel Sport getrieben und hatte noch nie Probleme damit schwere Sachen zu heben“, sagt Debora Nießen und fügt dann hinzu: „Außerdem wird man durch diese Arbeit auch stärker.“
Zielstrebig in die Zukunft
Sie freut sich bereits jetzt auf ihre Meisterfreisprechung im November, wenn ihr in einer feierlichen Zeremonie ihre Urkunde überreicht wird. Und auch für die Zukunft hat sie schon ihre Pläne: „Natürlich werde ich den Betrieb von meinem Vater irgendwann übernehmen und vielleicht auch vergrößern“, lächelt die junge Malermeisterin. Und das wird sie sicher auch tun.
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