Das Dämmen von Fassaden ist in Deutschland nach wie vor ein großes Thema. Der am häufigsten verbaute Dämmstoff ist expandiertes Polystyrol (EPS) – auch Styropor genannt. Bis 2050 soll der Gebäudebestand nahezu klimaneutral sein, so das erklärte Ziel der Bundesregierung. Viele gedämmte Häuser bedürfen aber vermutlich bis zu diesem Zeitpunkt bereits einer erneuten Sanierung, denn auch Polystyrol-Dämmplatten haben nur eine begrenzte Lebensdauer. Über die Haltbarkeit bzw. Verwendungsdauer sind sich Fachleute abschließend noch nicht ganz einig. Bei einigen ist von rund 30 Jahren die Rede, andere gehen von 50 Jahren aus. Malerbetriebe dürfen sich dann auf neue Aufträge freuen. Aber eine Frage ist heutzutage noch nicht ausreichend geklärt: Wohin mit dem alten Zeug? Auf diese Frage sollten auch Maler-Unternehmer eine Antwort haben, denn Verbraucher werden – durch Medienberichte aufgescheucht – immer kritischer.
Endstation Mülldeponie?
Wie könnte die Entsorgung der Wärmedämmverbundsysteme aussehen? Derzeit werden alte WDVS-Platten meist verbrannt, manchmal landen sie aber auch auf Mülldeponien. Ist das die Lösung der Zukunft? Ab damit auf die Mülldeponie? Kritische Stimmen zeichnen bereits Horrorszenarien auf, sprechen von riesigen Müllbergen so hoch wie die Alpen. Auch die NDR-Sendung Panorama3 beschäftigte sich am 28. Oktober 2014 in dem Beitrag „Ignorierte Gefahr: Gift in Wärmedämmung“ mit der Entsorgungsproblematik alter EPS-Dämmplatten. Der Fernsehbeitrag kann als Plädoyer für die Einstufung als „Sondermüll“ bezeichnet werden. Ist das die Lösung? Sicher nicht. Vor dem Hintergrund des Klima- und Umweltschutzes gibt es eine wesentlich interessantere und nachhaltigere „Entsorgung“: Das Polystyrol-Recycling.
Styropor ist recyclefähig
Die Fraunhofer-Institute für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) und Bauphysik (IBP) in Zusammenarbeit mit dem Münchner Forschungsinstitut für Wärmeschutz (FIW) haben in einem groß angelegten Forschungsprojekt bewiesen, daß sich Wärmedämmverbundsysteme recyceln lassen. Expandiertes Polystyrol (EPS) kann in ein wiederaufschäumbares Polystyrol verwandelt werden und das sogar mit dem Qualitätsniveau einer Neuware. Aus alt wird wieder neu.
Wie das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) in Freising auf Nachfrage von Malerblog.net mitteilte, können alte WDVS-Platten in ihre Einzelteile zerlegt werden, um diese dann entsprechend fachgerecht zu recyceln. Das Recycling-Verfahren arbeitet nach dem CreaSolv®-Prozess. Durch dieses spezielle Verfahren wird eine einzigartige Materialtrennung erreicht. Der Dämmabfall wird dabei in seine Bestandteile zerlegt, der Putz zum Beispiel vom Polystyrol getrennt. Vor allem aber können Fremd- und Störstoffe wie beispielsweise bromierte Flammschutzmittel extrahiert werden.
Verfahren reduziert Transportkosten
Dieser Recycling-Prozeß hat noch einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Vorteil. Der Transport gestaltet sich derzeit kostenintensiv und aufwendig. Die sperrigen Dämmplatten füllen schnell einen Abfallcontainer, da sie vom Volumen her sehr groß sind, von ihrer Masse aber eher gering. Das erschwert den Transport. Durch das neue Verfahren wird durch eine Aufnahme des EPS-Abfalls in einer kennzeichnungsfreien Flüssigkeit das Volumen und somit auch Transportkosten stark reduziert.
Derzeit wird das Verfahren in der Praxis noch nicht angewendet. Es befindet sich noch in der Testphase im Labor. Nach Aussage des Fraunhofer Instituts nimmt das Interesse an ihrem Verfahren allerdings zu. Auch die Industrie habe bereits Interesse bekundet.
Ein vielversprechender Ansatz, dem auch die Medien mehr Aufmerksamkeit schenken sollten.