Die fortschreitende Digitalisierung beeinflusst die Arbeit in Malerbetrieben zunehmend. Das gilt nicht nur fürs Malerbüro, sondern auch für die Baustelle. Doch die digitale Baustelle zeichnet sich nicht dadurch aus, dass die Mitarbeiter mobile Geräte wie Smartphones oder Tablets nutzen. Die digitale Baustelle wird erst dann zur Baustelle 4.0, wenn keine digitalen Insellösungen Verwendung finden, sondern perfekte Datenflüsse realisiert werden. Die intelligente Vernetzung von digitalen Prozessen steht bei der Baustelle 4.0 im Mittelpunkt der Betrachtung. Erst durch sie erlangen Malerbetriebe den Erkenntnisgewinn und den Produktivitätsschub, den sich Betriebe wünschen und die Digitalisierung ermöglicht. So werden Betriebe schnell zu neuen, effizienteren Führungsinstrumenten finden. Für die Baustelle 4.0 heißt das nicht nur „Baustellenkontrolle in Echtzeit“, sondern auch die „selbststeuernde Baustelle“.
Nachteile einer analogen Baustelle
Früher waren Malerunternehmer, auch wenn sie nicht auf den Baustellen selbst mitarbeiteten, ständig auf Baustellen unterwegs. Die Inaugenscheinnahme vor Ort war fester Bestandteil der Baustellenkontrolle. Hier wurde der Arbeitsfortschritt bzw. der aktuelle Stand der Arbeiten begutachtet. Das war eine Momentaufnahme, mehr nicht. Waren die Arbeiten noch nicht so weit fortgeschritten wie der Chef sich erhofft hatte, dann forderte der Chef seine Mitarbeiter auf, mehr Gas zu geben. Nicht sichtbar für den Chef war aber, wo Zeit oder besser Produktivität verloren gingen. Oft herrscht bei Chefs der Glaube vor, man könne nur wissen, was man mit den eigenen Augen sehe. Das stimmt zwar, um Arbeitsergebnisse abzunehmen, aber für den optimalen Baustellenfluss reicht das längst nicht mehr. Diese rein subjektive Betrachtungsweise ist zudem durch äußere Faktoren stark beeinflusst. Gibt es beispielsweise Unstimmigkeiten mit dem Bauleiter oder familiären Ärger, so vernebelt dieser Frust häufig die subjektive Wahrnehmung. Nicht viel anders verhält es sich mit der sogenannten Nachkalkulation, die früher fester Bestandteil der betriebswirtschaftlichen Unternehmensführung war. Diese liefert zwar objektives Datenmaterial, anhand dessen sich bestimmen lässt, ob eine Baustelle den ursprünglichen, kalkulierten Erwartungen entsprach. Allerdings handelt es sich hierbei um eine reine Nachschau. Ist die Baustelle aus dem Plan gelaufen, wird dies erst nach Fertigstellung erkannt. Zu spät, um noch korrigierend eingreifen zu können.
Hier müssen neue Denkmuster her, die eine objektive Betrachtung einer laufenden Baustelle ermöglichen und einen systematischen sowie begleitenden Überblick gewährleisten. Dies ist kein Wunschdenken, sondern bereits digitale Realität.
Baustelle 4.0: Echtzeit-Steuerung dank Echtzeit-Daten
Im digitalen Zeitalter hat der Betriebsinhaber Projektabläufe, Soll-Ist-Analysen und die Kostenentwicklung im Blick. Er weiß, wo seine Baustellen stehen, ohne vor Ort sein zu müssen. Ob im Büro, Zuhause oder im Urlaub – der Chef verfolgt in Echtzeit den Baustellenstand.
Stundenzettel und Materialentnahmescheine fanden früher nur langsam den Weg ins Büro und mussten dann noch umständlich von Hand ins System erfasst werden. Dank Digitalisierung ist diese Arbeitsweise Schnee von gestern. Mit digitalen Stundenzetteln und digital erfassten Materialverbräuchen haben Malerunternehmer ihre Baustellen stets im Blick – und zwar in Echtzeit. Betriebe sind daher nicht mehr auf eine Nachbetrachtung der Baustelle angewiesen. Durch die Echtzeit-Begleitung der Baustelle entsteht statt der Nachkalkulation eines abgeschlossenen Auftrags eine Begleitkalkulation der laufenden Baustelle. Der Malerunternehmer weiß jederzeit, was wann wo und wie läuft und kann gezielt eingreifen, schneller reagieren und Maßnahmen ergreifen. Die gläserne Baustelle wird Realität und ermöglicht eine aktive Baustellensteuerung, die auf Fakten beruht und sich nicht auf ein Bauchgefühl verlassen muss.
Tagesaktuelle Zeit- und Materialverbräuche bringen schnell die Wahrheit ans Licht und zeigen, was auf den Baustellen läuft und was nicht. Doch eine begleitende Baustellenüberwachung liefert nicht nur eine laufende Kostenkontrolle. Der Malerunternehmer ist vielmehr auch über die auf der Baustelle tagesaktuell erbrachten Leistungen im Bilde. Er weiß, wo seine Baustellen arbeitstechnisch stehen, ohne vor Ort sein zu müssen. Läuft irgendetwas aus dem Plan, kommt es zu Verzögerungen, zu Mehrarbeit, zu Zusatzarbeiten und so weiter, kann er jederzeit steuernd eingreifen.
Auf diese Weise bietet die Digitalisierung Chefs und Führungskräften von Malerbetrieben neue Kontroll- und Steuerungsmöglichkeiten. Aber es geht noch weiter. Diese Echtzeit-Basisdaten ermöglichen eine neue „Fordern- und Fördern-Kultur“ im Unternehmen, denn Mitarbeiter erhalten jetzt ein tägliches Feedback. Sie sehen selbst, wo die Baustelle steht, ob sie gut in der Zeit liegen oder ob sie Gas geben müssen. So werden die Mitarbeiter in das Gelingen der Baustelle mit eingebunden und erhalten mehr Verantwortung. Damit ist der Grundstein für eine sich „selbststeuernde Baustelle“ gelegt.
Erst das intelligente Zusammenspiel digitaler Lösungen verhilft den Malerbetrieben dazu, die durch die Digitalisierung gegebenen Möglichkeiten vollends zu ihrem Vorteil zu nutzen. So arbeitet der digitale Malerbetrieb von heute.
Lesen Sie auch:
Die digitale Baustelle: Produktivität ist messbar