Im zurückliegenden Jahr machten dem Bauhandwerk nicht nur die Pandemie, sondern vielmehr gestörte Lieferketten, Materialengpässe und Preissteigerungen zu schaffen. Während sich bei der Verfügbarkeit von Baumaterial die Lage derzeit leicht entspannt, glauben viele Branchenvertreter, dass sich die Preisschraube nicht wieder vollends zurückdrehen wird. Dennoch blickt die Bauwirtschaft optimistisch ins neue Jahr, denn der anhaltende Bauboom beschert den Betrieben nach wie vor eine gute Auftragslage.
Das freut natürlich auch jeden Maler- und Stuckateurunternehmer. Doch zugleich heißt es für die auftragsverwöhnten Betriebe auch: Aufgepasst. Denn wer sich jetzt zurücklehnt und die gute Auftragslage genießt, handelt nicht unternehmerisch. Unternehmertum heißt vorausschauend Denken und Handeln. Das gilt in guten Zeiten mehr denn je. Während in schlechten Zeiten der Betrieb ums Überleben kämpft, bieten ihm gute Zeiten die Chance, den Betrieb gewinnbringend aufzustellen. Diese einmalige Chance sollte kein Betriebsinhaber verstreichen lassen.
Marketing nicht vernachlässigen
Zeiten, in denen einem „die gebratenen Tauben in den Mund fliegen“, verleiten dazu, nachlässig zu werden. Das ist fatal, denn auf gute Zeiten folgen immer weniger gute, sprich schlechte Zeiten. Regionale Bekanntheit sowie ein positives Betriebsimage sind dann unerlässlich für Neuaufträge. Auch wer derzeit nicht für Aufträge werben muss, sollte dennoch Imagebildung betreiben. Digitalen Medien wie die eigene Firmenwebsite und soziale Netzwerke sollten verstärkt genutzt werden, um das eigene Image zu polieren. Letztendlich darf es beim gesamten betrieblichen Außenauftritt an Aktualität und Pflege nicht fehlen. Wird in guten Zeiten an Bekanntheit gewonnen und ein positives Image aufgebaut, wird der Betrieb in schlechten Zeiten davon profitieren.
Anspruchsdenken nicht aufgeben
Der gute Ruf eines Betriebs kann in guten Zeiten schnell verloren gehen. „Den Hals nicht vollkriegen“, so könnte das Syndrom, das einige Unternehmer in guten Zeiten entwickeln, beschrieben werden. Das soll heißen, der Betriebsinhaber will auf keinen Auftrag verzichten. Hat er dann zu viele Projekte an Land gezogen, aber nicht die Manpower, um das alles ordentlich stemmen zu können, so wird der Ruf seines Betriebs leiden. Solche Fehlplanungen führen fast immer zu Schlechtleistungen und damit zu unzufriedenen Kunden. Auch wenn der nächste Kunde schon vor der Tür steht und mit einem Auftrag „winkt“, darf der Betrieb nicht nachlässig in der Arbeitsausführung werden. Nur wer perfekte Arbeit abliefert, wird am Ende belohnt. Einen guten Ruf aufzubauen, dauert extrem lang, einen guten Ruf zu verlieren, geht ganz schnell. Und ist der Ruf erst ruiniert, wird der Betrieb dies in schlechten Zeiten besonders zu spüren bekommen.
Preisanpassungen vornehmen
Wenn nicht in guten Zeiten, wann dann? So könnte die Fragestellung in Bezug auf Preisanpassungen lauten. Maler- und Stuckateurbetriebe scheuten in der Vergangenheit nur allzu oft eine längst überfällige Preisanpassung, oft aus Angst, Aufträge zu verlieren. Doch die immens gestiegenen Materialpreise und die steigenden Mindest- und Tariflöhne machen Preisanpassungen derzeit unumgänglich, wenn die Kosten nicht den Gewinn auffressen sollen. Ohne Gewinne kann aber ein Unternehmen auf Dauer nicht existieren. Wer in guten Zeiten keine Gewinne einfährt, wird in schlechten Zeiten das Nachsehen haben. Mit einer steten, ordentlichen Preiskalkulation wird der Handwerksunternehmer immer richtig handeln.
Investitionen realisieren
Gewinn machen und Rücklagen bilden für schlechte Zeiten. Das ist an und für sich kein schlechter Ansatz. Aber in Zeiten steigender Inflation und einer Minus-Zins-Politik für Sparvermögen schwindet die Kaufkraft von Rücklagen zunehmend. Jetzt ist die Zeit, um den Betrieb technisch auf den aktuellsten Stand zu bringen. Mit Wasserwaage statt Linienlaser, mit Zollstock statt Laserentfernungsmessgerät sowie mit Handaufmaß statt Digitalaufmaß machen sich heutzutage noch viele Betriebe auf der Baustelle das Leben schwer. Und das sind nur drei kleine Beispiele von vielen. Digitalisierung ist nicht nur ein Trendwort unserer Zeit. Der Handwerksbetrieb 4.0 wird zunehmend Realität. Unternehmer, die hier nicht mit der Zeit gehen und den Anschluss verpassen, werden langfristig nicht am Markt bestehen können. Wer Büro und Baustelle jetzt auf den neuesten Stand der Technik bringt, ist bestens gerüstet für die Zukunft – egal, was kommt.
Mit offenen Karten spielen
Last but not least darf auch der Kunde nicht vergessen werden. Sind die Auftragsbücher voll und können Wunschtermine des Kunden nicht realisiert werden, so sollte der Betrieb keine Hinhaltetaktik fahren, sondern vielmehr mit „offenen Karten spielen“ und dem Kunden seine Terminmöglichkeiten präsentieren. Will der Kunde nicht warten, sollte der Betrieb besser auf den Auftrag verzichten. Lieber von Anfang an einen Auftrag weniger, als im Nachhinein einen unzufriedenen Kunden mehr.