Das Ausbauhandwerk brummt. Die Betriebe sind voll mit Arbeit und das für Monate im Voraus. Arbeit ohne Ende. Dem Handwerk geht es so gut wie noch nie. Schön, wenn da der eigene Betrieb ein Stück vom Kuchen abbekommt. Aber Achtung: Wer viele Baustellen hat, der hat auch viele Probleme. Gerade jetzt vor dem Jahreswechsel, vor den Feiertagen, sollen viele Baustellen noch fertig werden. Das macht doppelt Sinn.
Wer fertig stellt, kann abrechnen
Arbeiten die abgeschlossen sind, können abgerechnet werden. Das ist gerade vor dem Hintergrund des Jahreswechsels wichtig. Denn Arbeiten, die nicht fertig geworden sind, sind als halbfertige Arbeiten zu bewerten und in den Jahresabschluss einzustellen. Diese Bewertung ist ein zusätzlicher Aufwand, auf den verzichten kann, wer die Arbeiten abschließt und abrechnet.
Aber das ist noch nicht alles. Die Gewinne einer Baustelle liegen häufig in der letzten Abrechnung. Wer also eine Schlussrechnung vor sich herschiebt, der schiebt eigentlich einen Gewinn vor sich her. Das macht nun wirklich keinen Sinn. Und schlimmer noch: Ist der Maler nicht fertig, kostet es den Kunden noch kein Geld. So werden Malerbetriebe schnell zu Kreditgebern – ohne Zinsen versteht sich. Gleichzeitig zahlt der Betrieb munter seine Dispozinsen an die Hausbank. Betriebswirtschaftlich sinnvoll ist das nicht.
Deshalb gilt: Fertig machen und abrechnen geht vor Neues anfangen. Wer das im Tagesgeschäft umsetzt, der schont seine Liquidität, fährt die geplanten Gewinne tatsächlich ein und spart sich gerade beim Jahreswechsel den Bewertungsaufwand.
Aufschieberitis ist die schlechteste Werbung
Leider funktioniert das in der Praxis vieler Betriebe oft nicht. Da werden neue Baustellen angefangen und alte mit einen kleinen Restmenge an Arbeit liegengelassen. „Das Schieben wir irgendwann dazwischen“, lautet die Devise. Und so gehen Monat für Monat ins Land und die Baustelle wird einfach nicht fertig. Denn irgendwann ist nirgendwann. Schlimmer noch: Es handelt sich meist nicht um eine einzige Baustelle, die einfach nicht fertig wird. Irgendwann sind es viele.
Nun gibt es Kunden, die haben ein gewisses Verständnis für überlastete Handwerker. Die warten bis der Maler kommt und die restlichen PU-Fugen noch zieht. Denen kommt es nicht so drauf an und überhaupt: Solange der Maler noch nicht fertig ist, kostet es ja auch noch kein Geld. Aber es gibt auch andere Kunden. Kunden, die keine Lust haben, dass aus der Drei-Wochen-Baustelle ein Jahresprojekt wird. Und gerade vor Weihnachten, vor den Feiertagen sind viele Kunden diesbezüglich höchst sensibel. Denn wenn sich die Familie trifft, die Schwiegereltern von weit her angereist kommen, dann soll doch bitte alles schön fertig sein. Wo kommt man denn auch hin, wenn die Familie dann fragt, warum diese und jene Kleinigkeit noch nicht gemacht ist. Auf solche Gespräche hat keiner Lust. Was sagt der Kunde dann? Ganz einfach, die Wahrheit: „Der Maler ist unzuverlässig. Der lässt uns schon seit Monaten hängen“. Gute Werbung für einen guten Betrieb ist das nicht.
Gerade an Feiertagen treffen sich Freunde und Familie. „Oh, schön habt Ihr renoviert“, will da der Kunde hören und dann will er erzählen können wie gut das alles mit dem von ihm ausgesuchten Handwerker geklappt hat. Deshalb sollte der Maler so wie geplant und mit dem Kunden vereinbart fertig werden. Das ist die beste Werbung. Denn nach dem Auftrag ist vor dem nächsten. Und Aufträge braucht man auch im nächsten Jahr noch.