Nur 15 Prozent aller Arbeitnehmer in Deutschland weisen eine hohe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber auf. Fast drei Viertel und damit der Großteil fühlt sich nur gering an das Unternehmen gebunden. 14 Prozent der Arbeitnehmer besitzen gar keine emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber. Das alles geht aus dem „Gallup Engagement Index 2018“ hervor. Für diese Studie wurden im Februar und März 2018 tausend zufällig ausgewählte Arbeitnehmer über 18 Jahre telefonisch interviewt. Natürlich wurde hier die gesamte deutsche Wirtschaft betrachtet. In vielen Handwerksunternehmern wird aufgrund der kleingliedrigen Struktur die emotionale Bindung der Arbeitnehmer an ihr Unternehmern sicher größer sein. Aber wie viel größer reicht eigentlich aus? Das Maler- und Stuckateurhandwerk erlebt seit einigen Jahren einen regelrechten Auftragsboom. Gleichzeitig sind die frei verfügbaren Arbeitskräfte dünn gesät. Das Malerhandwerk hat wie viele Gewerke ein Nachwuchsproblem. Viele Betriebe suchen händeringend Mitarbeiter. Da muss die Bindung der vorhandenen Belegschaft an das Unternehmen in den Fokus rücken.
Mangelnde Bindung
Die emotionale Bindung ans Unternehmen fehlt – so sagt es die Studie. Wie kann man überhaupt zu etwas Abstraktem wie einem Unternehmen eine große Bindung aufbauen? Genau das ist der feine Unterschied. Menschen binden sich nicht an Institutionen, sondern an Menschen. Und was bedeutet das für einen Handwerksbetrieb? Welche Person beeinflusst einen Mitarbeiter am meisten? Das ist in den allermeisten Fällen sein Chef. Deshalb fällt mangelnde Mitarbeiterbindung direkt auf die Führungskraft zurück. Gleichzeitig kann der Chef durch kleine und größere Änderungen seiner eigenen Gewohnheiten Gutes anstoßen. Die folgenden Faktoren führen definitiv zu mehr Mitarbeiterbindung:
1. Positive Arbeitsatmosphäre
Den Mitarbeiter beachten, gelegentlich mal lächeln, ihn aufmuntern, sich interessieren, ein offenes Ohr haben – es klingt so einfach, wird im Tagesgeschäft aber gerne vergessen. Auch wenn es mal nicht so gut läuft, ist eine positive Grundeinstellung und ein grundsätzliches Interesse am Mitarbeiter ausschlaggebend für ein wertschätzendes Arbeitsklima.
2. Feedback geben
Wo gehobelt wird, da fallen Späne und es ist auch noch kein Meister vom Himmel gefallen. In diesem Sinne geben zeitnahe konstruktive Rückmeldungen dem Mitarbeiter die Möglichkeit seine Handlungen bei der Realisierung seiner Arbeitsaufgaben anzupassen und damit erfolgreicher zu werden.
3. Handlungsspielraum gewähren
Wer seine Mitarbeiter wie unmündige Kinder behandelt, der darf sich nicht wundern, wenn sie sich nach einiger Zeit genau so verhalten. Wer seinen Mitarbeiter hingegen Handlungsspielraum einräumt, der fördert das selbständige Arbeiten. Oft macht es Sinn, denjenigen zu fragen, der eine Sache auszuführen hat. So erfährt der Chef wie sein Mitarbeiter die Sache angehen möchte und kann die eigenen Entscheidungen erklären. Das kostet zwar etwas Zeit, führt aber zu besseren Ergebnissen, weil der Mitarbeiter nun versteht, warum der Weg des Chefs der bessere ist.
4. Positives Verhalten belohnen
Und negatives Verhalten tadeln. Ein Chef, der positives erfolgreiches Verhalten würdigt, wird einen Mitarbeiter erhalten, der dies gerne wiederholen wird. Gleichzeitig macht es keinen Sinn über negatives Verhalten einfach so hinwegzusehen. Denn alles, was der Chef nicht negativ bewertet, wird nicht abgestellt.
5. Arbeitszeitkonten geben Sicherheit
In vielen Maler- und Stuckateurbetrieben ist die Schwankung des Auftragsvolumens immer noch ein jahreszeitliches Thema. Während im Sommer „die Bude brennt“, ist im Winter „tote Hose angesagt“. Natürlich würde es dem Mitarbeiter gefallen im Sommer die ganzen Überstunden vergütet zu bekommen, aber im Winter möchte er genauso ungern mit einer Schlechtwetterkündigung und weniger Geld zuhause sitzen. Daher macht es Sinn, die Schwankungen im Arbeitsvolumen über ein Jahresarbeitszeitkonto auszugleichen. Das gibt dem Mitarbeiter finanzielle Sicherheit und sichert dem Betrieb die nötige Flexibilität.
6. Weiterbilden statt Stehenlassen
Irgendwann lernt ein Mitarbeiter seinen Malerberuf. Da ist er auf der Höhe der Zeit. Und genau da sollte er auch bleiben. Weil sich aber die Arbeitsweisen, die Materialien und die Gerätetechnik fortwährend ändern, liegt es im Interesse des Betriebs und des Mitarbeiters, dass beide immer auf dem gleichen aktuellen Stand bleiben. Neues zu lernen, macht den Beruf und die tägliche Arbeit immer wieder aufs Neue interessant.
7. Zeit für Mitarbeiter nehmen
Der Terminkalender eines jeden Chefs ist übervoll. Das Tagesgeschäft mit seinen vielen Terminen und Aufgaben lässt oft keinen Spielraum für spontane Gespräche. Daher macht es Sinn, im Kalender regelmäßig Zeiten für Mitarbeiter zu reservieren, denn nur das persönliche Gespräch kann Wertschätzung ausdrücken und langfristige Bindung schaffen.
Agile Unternehmen erzielen größere Mitarbeiterbindung
Einen überaus interessanten Punkt stellt die Gallup-Studie noch heraus: Von den Studienteilnehmern, die ihren Arbeitgeber für agil halten, haben 43 Prozent eine starke Bindung. Das verwundert eigentlich nicht, denn es ist doch wohl klar, dass ein Mitarbeiter lieber bei einem dynamische agilen Unternehmen arbeiten möchte als bei einem langweiligen verknöcherten Betrieb. Agilität wird bei Gallup übrigens anhand der folgenden Kriterien definiert: Kooperationswille, Fehlerkultur, Wissensaustausch, Geschwindigkeit bei der Entscheidungsfindung, Innovationsfähigkeit, Empowerment, Simplizität und Förderung neuer Technologien.