Heute ist Weltspartag. Kinder bringen an diesem Tag ihr Erspartes zu Banken und Sparkassen und werden mit einem kleinen Geschenk, einem Kuscheltier oder einem Buch, für ihren Sparwillen belohnt. Erwachsene hingegen freuen sich mehr über Zinsen. Doch Zinsen gibt es schon seit Jahren so gut wie nicht mehr. Lohnt sich Sparen überhaupt noch? Wie rentabel sind noch Lebens- und Rentenversicherungen? Und was passiert, wenn die Inflation steigt? Fragen, die uns alle bewegen. Malerblog.net fragte nach bei Georg Fahrenschon, dem Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes.
Herr Fahrenschon, am 28.10.2016 ist Weltspartag. Sparkassen werben mit dem Slogan „Sparfreude ist die schönste Freude“. Angesichts der aktuellen Niedrigzinspolitik klingt das salopp gesagt irgendwie „komisch“. Die Sparer bekommen doch nichts mehr für ihr Spargeld, ihnen drohen in Zukunft vielleicht sogar Strafzinsen. Wie kann sich Sparen ohne Zinsen wirklich lohnen?
Auch wenn Zins und Zinseszins faktisch abgeschafft sind: Sparen ist heutzutage sogar wichtiger als jemals zuvor und lohnt sich immer noch, weil jeder heute zurück gelegte Euro trotzdem morgen zur Verfügung steht. Insofern ist die Besonnenheit der deutschen Sparer besonders zu würdigen angesichts einer anhaltenden Nachrichtenlage, die nicht gerade vertrauensbildend wirkt. Die Auswirkungen der langjährigen Niedrigzinsphase gehen aber natürlich nicht spurlos an den Bürgern vorbei. Das zeigen die Ergebnisse des Vermögensbarometers 2016 des DSGV deutlich.
Private Altersvorsorge ist für selbständige Handwerksunternehmer ein großes Thema. Viele haben auf Lebens- und Rentenversicherungen gesetzt. Durch die anhaltende Niedrigzinspolitik der EZB drohen nun Versorgungslücken zu entstehen. Wie sollte der Handwerksunternehmer damit umgehen?
Nach der selbstgenutzten Immobilie und dem Sparbuch folgen nach wie vor Lebensversicherung und Bausparvertrag als die bevorzugten Anlageformen der Deutschen. Es gibt solide Anlageformen, die eine höhere Rendite aufweisen. Sie setzen allerdings entweder eine längere zeitliche Bindung oder das Eingehen eines höheren Risikos voraus. Zu beidem sind allerdings bei weitem nicht alle Menschen bereit, auch das belegen unsere Umfrageergebnisse. Letztendlich kann aber nur das persönliche Gespräch mit dem Sparkassen- oder Bankberater eine persönlich passende Antwort auf diese Frage bringen.
Vor allem der niedrige Ölpreis sorgt derzeit für eine niedrige Inflationsrate. Steigt der Ölpreis, wird auch die Inflation steigen. Dann verliert das Ersparte jedes Jahr an Wert. Was erwarten Sie von der Politik?
Auf die Sparer in Deutschland kommen angesichts steigender Ölpreise und einer anziehenden Inflation neue Belastungen zu. In Kombination mit den Nullzinsen drohen somit reale Verluste für die deutschen Sparer. Damit wird ein wesentliches Argument für die Nullzinspolitik der Zentralbank Stück für Stück entkräftet. Und zumindest in Deutschland hat die Zinspolitik der EZB ihre Wirkung verfehlt: In Zeiten gefühlter Unsicherheit und umgekehrter Vorzeichen wird nicht mehr konsumiert und investiert, sondern im Rahmen der Möglichkeiten Geld gespart. Die Rückkehr zu einer sich normalisierenden Geldpolitik darf nicht länger tabuisiert werden!
Vielen Dank!