Sommerzeit ist Urlaubszeit. Mitarbeiter im Baugewerbe möchten wie alle anderen Arbeitnehmer Sommerurlaub machen. Diesen Wunsch kann der Firmenchef auf zwei Weisen erfüllen: Entweder er legt Betriebsferien fest oder er lässt jeden Mitarbeiter frei entscheiden, ob und wann er Urlaub nimmt. Viele Chefs fühlen sich hin- und hergerissen bei ihrer Entscheidungsfindung. Was also ist das richtige Vorgehen?
Kollektiver Urlaub
Zunächst einmal sei vorausgeschickt, dass sich Betriebsferien nicht von heute auf morgen vom Chef anordnen lassen. Sie müssen frühzeitig angekündigt werden, am besten bereits zu Beginn eines Jahres, damit sich die Mitarbeiter darauf einstellen können. Gibt es einen Betriebsrat, ist dieser miteinzubinden, denn er hat ein Mitspracherecht. Auch in der Wahl der Urlaubszeit ist der Firmeninhaber nicht völlig frei. Betriebsferien haben grundsätzlich in die Zeit der Schulferien zu fallen, damit Eltern mit schulpflichtigen Kindern nicht benachteiligt werden. Und es muss sichergestellt sein, dass trotz Betriebsferien den Mitarbeitern noch genügend Urlaubstage zur eigenen, freien Planung im restlichen Jahr verbleiben. Doch mit zwei bis drei Wochen Betriebsurlaub ist der Unternehmer noch auf der sicheren Seite. Will der Betrieb seine Pforte im Sommer schließen, ist nicht nur an die Mitarbeiter zu denken, auch Kunden und Geschäftspartner sollten frühzeitig darüber informiert werden. Ein Vermerk auf der Firmenwebsite sowie in den betriebenen Social-Media-Kanälen versteht sich ebenfalls von selbst. Wer also plant, seinen Betrieb für ein paar Tage zu schließen, muss an so einiges denken.
Vor allem aus organisatorischen Gründen ist in vielen Firmen „Betriebsurlaub“ das Mittel der Wahl. So auch bei Olaf Barth, Inhaber eines Baubetriebs aus Mittelhessen. Er sagt: „Für unseren Betrieb sind Betriebsferien das Beste. Dadurch, dass das Unternehmen im Sommer zwei Wochen geschlossen ist, kann ich aufs Jahr gesehen meine Kolonnen perfekt auf die unterschiedlichen Baustellen einplanen, ohne dass ich mit urlaubsbedingten Ausfällen jonglieren muss und sich dadurch alles verschiebt.“ Die von Olaf Barth inhabergeführte Schmidt & Kuhrt Baugesellschaft mbH macht bereits seit Jahrzehnten jeden Sommer Betriebsferien. Schon seine Vorgängerin hat dies so gehandhabt. Der Termin ist fix. Es handelt sich stets um die beiden Wochen in der Mitte der Schulferien. Das freut auch die Mitarbeiter von Barth: „Die Mitarbeiter finden es super. Sie können sich frühzeitig drauf einstellen und ihren Urlaub zeitnah buchen. Besonders für die Familienväter mit den schulpflichtigen Kindern, und davon habe ich viele, ist es perfekt.“ Wenn dann doch einmal ein Kunde oder Geschäftspartner mit leichtem Unverständnis reagiert, dann antwortet Barth einfach mit folgender Gegenfrage: „Ja, wann machen Sie denn Urlaub?“ und die Sache ist sofort vom Tisch. Er selbst macht in dieser Zeit natürlich auch Urlaub und kann diesen, ohne sich um Betrieb und Baustellen kümmern zu müssen, gemeinsam mit seiner Ehefrau genießen.
Individueller Urlaub
Doch nicht immer lassen sich Betriebsferien im Unternehmen realisieren. Auch in Regionen, in denen sogenannte „Handwerkerferien“ stets üblich waren, machen immer weniger Betriebe von dieser Tradition Gebrauch. Johannes Hünnemeyer, Inhaber eines Malerbetriebs aus Castrop-Rauxel, macht ebenfalls seit Jahren keine Betriebsferien mehr in seinem Betrieb. Doch wer glaubt, Hünnemeyer würde deshalb auf seinen eigenen Sommerurlaub verzichten, der täuscht sich. „Im Sommer fahre ich selbst zwei bis drei Wochen ganz beruhigt am Stück weg. Der Betrieb läuft dann ganz normal weiter“, sagt er und erklärt sogleich: „Ich habe Vertrauen in meine Mitarbeiter und kann mich auf sie verlassen. Sie arbeiten nicht schlechter, wenn ich weg bin. Sie machen trotzdem einen sehr guten Job.“
Natürlich hat Hünnemeyer auch in seinem Urlaub ein wachsames Auge auf seinen Betrieb und überlässt nichts dem Zufall. „Meine Mitarbeiter erhalten genaue Arbeitsanweisungen und Zeitvorgabelisten und wissen damit genau, was zu tun ist. Mit meiner betriebswirtschaftlichen Software habe ich außerdem die Möglichkeit zu sehen, was meine Mitarbeiter machen, obwohl ich nicht vor Ort bin, sondern im Urlaub weile“, konstatiert Hünnemeyer. Er freut sich über die digitalen Organisationsmittel, die es ihm heutzutage ermöglichen, seinen Betrieb auch aus der Ferne lenken zu können. Für Johannes Hünnemeyer sind Betriebsferien kein Thema mehr. Er erfüllt individuelle Urlaubswünsche – sowohl die seiner Mitarbeiter als auch seine eigenen.
Fazit
Letztendlich entscheiden die betrieblichen Gegebenheiten darüber, ob Betriebsferien für ein Unternehmen das richtige Gestaltungsmittel für den Sommerurlaub sind. Wichtig ist, dass der Betriebsinhaber und Chef mit seinen Urlaubswünschen nicht zu kurz kommt, denn auch er hat einen Erholungsurlaub verdient. Nur dann kann er anschließend wieder mit viel Power seinem Tagwerk nachgehen.