Chef sein ist manchmal gar nicht so leicht. Und das Ziel ein guter und von allen geschätzter Chef zu sein, ist um ein Vielfaches schwerer. Entscheidungen müssen ständig getroffen werden, immer das Wohl des Unternehmens im Blick. Kunden und Lieferanten wollen zufrieden gestellt, Probleme behoben werden. Ach ja, und da wären ja auch noch die Mitarbeiter: Um die muss ein Chef sich natürlich ebenfalls kümmern. Mit „Kümmern“ ist hier allerdings nicht umsorgen und betüddeln gemeint, sondern führen. Ein guter Chef zeichnet sich also nicht allein durch fachliche Kompetenzen aus. Er muss Führungskompetenz zeigen.
„Nicht jeder ist zum Chef geboren“, so lautet ein beliebter Spruch, der immer mal wieder zu hören ist, wenn an den Chef-Qualitäten einer Führungskraft Zweifel aufkommen. Dieser Satz beinhaltet viel Wahres, denn nicht jeder Chef verfügt über Fähigkeiten, die ein Leader benötigt, um seinen Job gut zu machen. Doch was macht einen guten Chef eigentlich aus?
1. Über sich selbst nachdenken
Wer sich selbst kennt und gut einschätzen kann, weiß wo er steht, was er kann und wer er ist. Das ist eine wichtige Grundvoraussetzung dafür auch andere Menschen führen zu können, sich in sie hinein zu versetzen und verstehen zu können. Wer sich hingegen selbst nur schwer organisieren kann und im eigenen Termin-Arbeits-Firmenleitungs-Chaos unterzugehen droht, wird es schwer haben, überhaupt ernst genommen zu werden bzw. andere Menschen organisieren und leiten zu können. Wer über ein gutes Maß an Selbstreflexion und Selbstkritik verfügt, ist in der Lage, sein eigenes Verhalten auf den Prüfstand zu stellen, zu überdenken, zu verbessern oder auch zu ändern. Führung beginnt also immer bei einem selbst.
2. Sich nicht für etwas „Besseres“ halten – Vorbild sein
Natürlich steht der Chef in der Hierarchie über seinen Mitarbeitern. Er ist weisungsberechtigt und muss sagen, wo es lang geht und die entsprechenden Anweisungen erteilen. Dies sollte jedoch nicht besserwisserisch, geradezu von oben herab erfolgen. Herablassende, überhebliche Verhaltensweisen lassen es an Wertschätzung fehlen. Und diese ist immens wichtig für ein motiviertes Mitarbeiterteam. Wer permanent den Chef „raushängen“ lässt, wird sich keine Freunde im Unternehmen machen.
Gerade in kleineren Maler- und Stuckateurbetrieben sollte die Führungskraft, also der Chef, Teil des Teams sein – und zwar der Teil, der den Weg vorgibt und vorausgeht. Das motiviert die Mitarbeiter und hält zusammen. So ziehen alle an einem Strang und „kämpfen“ für die gleiche Sache.
3. Entscheidungen treffen – verbindlich sein
Jeden Tag müssen wichtige Entscheidungen getroffen werden. Natürlich gilt es hierbei wichtige Entscheidungen gut abzuwägen und sorgfältig zu treffen. Man sollte sich sicher sein, in dem was man tut. Viele Chefs zögern Entscheidungen allerdings gerne hinaus, aus Angst, sie könnten eine falsche Entscheidung treffen. Wenn es darum geht, eine Entscheidung zu treffen, egal ob einen Mitarbeiter oder eine andere Sache betreffend, sollte das immer zügig geschehen anstatt es auf die lange Bank zu schieben. „Heute hü und morgen hott“ – eine derartige Vorgehensweise ist bei einer Führungskraft ebenfalls tabu. Wer einmal getroffene Entscheidungen immer wieder korrigiert, verspielt Vertrauen. Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten erwarten einen verlässlichen Partner an ihrer Seite.
4. Mut zu klaren Worten
Ist die Entscheidung getroffen, geht es darum sie klar und deutlich zu kommunizieren – auch dann, wenn sie für den einen oder anderen unangenehm ist. Um den „heißen Brei herum reden“ bringt gar nichts. Wer Chef sein will, muss führen. Das heißt auch, Ziele klar zu formulieren und genau zu sagen, was man erwartet. Nur so wissen die Mitarbeiter genau was von ihnen erwartet wird und haben überhaupt erst die Chance es auch umsetzen zu können. Natürlich muss der Chef mit gutem Beispiel voran gehen, verläßlich sein und auch konsequent eigene Entscheidungen umsetzen. Wer Ziele formuliert, hat auch dafür zu sorgen, dass sie erreicht werden. Um eine gewisse Kontrolle wird man also als Chef nicht herum kommen. Daher sollte jeder Mitarbeiter ein Feedback über seine geleistete Arbeit bekommen, damit er weiß wo er steht, ob er die Ziele erreichen konnte oder ob noch Luft für Verbesserungen vorhanden ist.
5. Alle gleich behandeln – fair play
Die meisten Mitarbeiter wünschen sich einen Chef, der fair und gerecht handelt und sich Gedanken um seine Mitmenschen macht. Fairness ist wichtig für jedes Unternehmen und das Betriebsklima. Wer seine „Lieblingsmitarbeiter“ ständig bevorzugt, wird bei anderen Mitarbeitern damit einen „flauen Beigeschmack“ hervorrufen. Wer die einen ständig lobt, die anderen dagegen für jeden noch so kleinsten Fehler tadelt, riskiert ein Ungleichgewicht und fördert schlechte Stimmung.
Fairness bedeutet aber auch, Mitarbeiter, die mehr leisten als andere, die sich mehr engagieren und einbringen, entsprechend für ihren Einsatz zu belohnen. Wer das allen Mitarbeitern gegenüber offen kommuniziert, kann so eine Leistungssteigerung auch bei den anderen erreichen. Jeder möchte doch für seine gute Arbeit belohnt werden. Und so kann sich dieser Effekt durchaus positiv auf die Einsatzbereitschaft aller Mitarbeiter auswirken.
6. Besser zuhören
Die Mitarbeiter sind meist diejenigen, die vor Ort auf den Baustellen sind und Dinge mitbekommen, die der Chef vielleicht nicht immer gleich sieht, weil er nicht den gesamten Tag an Ort und Stelle ist. Als glaubwürdiger und engagierter Chef sollte man sich genau anhören, was Mitarbeiter zu sagen haben. Oft ist ihr Feedback hilfreich, alte Strukturen aufzubrechen, um neue Wege gehen zu können oder auch nur sinnvolle Kleinigkeiten zu verändern. Das kann durch eine positive genauso wie durch eine negative Kritik geschehen. Außerdem bestätigt der Chef durch Zuhören ein gewisses Interesse an den Menschen, die er beschäftigt und baut so Vertrauen auf. Mitarbeiter, die das Gefühl haben, in ihrem Chef einen guten Ansprechpartner zu haben, schätzen das offene Betriebsklima sehr und fühlen sich wohl bei der Arbeit. Und wer sich wohl fühlt, kommt gerne und leistet einen guten Beitrag für das Unternehmen.
7. Mitarbeiterentwicklung unterstützen
Der Chef muss die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter (er)kennen und fördern. Nur wer die Stärken und Schwächen seiner Mitarbeiter kennt, weiß, wen er wo und wie einsetzen kann – ohne vom Arbeitsergebnis enttäuscht zu sein. Ein Mitarbeiter, dessen Steckenpferd der Trockenbau ist, wird sicher nicht von heute auf morgen die edle Marmorspachteltechnik an die Wand bringen können. Es ist also ein unrealistisches Ziel dies von ihm zu erwarten. Zeigt der Mitarbeiter aber Interesse und Talent, sollte ihm das Erlernen dieser Technik ermöglicht werden.
Nicht jeder Geselle träumt davon, Meister zu werden. Aber viele streben danach, ihr Fachwissen weiter auszubauen. Sie wollen nicht jahrelang auf der Stelle treten. Sie wollen Neues erlernen und sich weiter entwickeln. Für solche Wünsche muss der Chef ein offenes Ohr haben und den Mitarbeitern, wenn möglich, auch die Chance dazu geben. Das kann durch eine Weiterbildung, einen Workshop oder eine andere Schulungsmaßnahmen erfolgen. Ein Mehr an Wissen nützt dem Mitarbeiter und dem Unternehmen.
8. Erfolge teilen
Erfolg motiviert. Erfolg fühlt sich gut an. Warum also nicht teilen? Wer seine Mitarbeiter motivieren will, sollte ihnen die Erfolge, die das Unternehmen erzielt auf keinen Fall vorenthalten. Eine erfolgreich abgeschlossene Baustelle, ein zufriedener Kunde und vieles mehr. Wer die Erfolge im Unternehmen nach außen kommuniziert und mit seinen Mitarbeitern teilt, schafft eine Verbindung im Team. Auch ein Lob für gute Leistungen für die Mitarbeiter ist an dieser Stelle angebracht. Das motiviert und beflügelt zu weiteren guten Leistungen. Denn es geht in einem Unternehmen immer darum, dass alle an einem Strang ziehen und zwar in die gleiche Richtung!
Diese Auflistung an Eigenschaften, die eine Führungskraft haben sollte, ist natürlich nicht abschließend zu verstehen und könnte um zahlreiche weitere Fähigkeiten ergänzt werden. Wer sich aber als Führungskraft den folgenden Abschlusstipp zu Herzen nimmt, ist auf jeden Fall auf dem Weg ein guter Chef zu sein.
Abschlusstipp: Jeder Chef sollte seine Mitarbeiter so behandeln wie er selbst als Mitarbeiter behandelt werden möchte.