Fast jeder hat schon einmal vom „Internet of Things“ gehört bzw. ist sogar schon damit in Berührung gekommen. Dem Internet of Things oder kurz IoT wird eine große Bedeutung für die zukünftige Entwicklung im Bereich der Digitalisierung beigemessen. Doch ist das so und was versteckt sich dahinter? Das haben wir Carsten Andrä, den geschäftsführenden Gesellschafter der C.A.T.S.-Soft GmbH in Gladenbach gefragt:

Beim „Internet der Dinge“ oder auch „Internet of Things“ geht es darum, beliebige physische Objekte, denen eine eindeutige Adresse zugeordnet wird, in einer internetähnlichen Struktur zu verbinden. Man spricht daher auch von einem „Allesnetz“. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Verbindung zwischen Menschen und Maschinen/Objekten oder zwischen Maschinen/Objekten untereinander erfolgt.
Eine wesentliche Rolle spielen beim „Internet der Dinge“ Sensoren in unterschiedlichster Form. Das können beispielweise RFID-Chips, Barcodes oder kleine Minicomputer (embedded systems) sein.
Von smarter Kleidung bis zum autonomen Fahren
Diese embedded systems können beispielsweise in Kleidungsstücke implementiert werden und sind in der Lage laufend Gesundheitsdaten (Temperatur, Blutdruck, Sauerstoffsättigung usw.) des Trägers zu messen und daraus entsprechende Aktionen einzuleiten bzw. Warnungen zu geben. Ein Beispiel für diesen Anwendungsbereich sind die bereits heute weit verbreiteten Smartwatches und Fitness-Tracker.
Ebenso lassen sich in der Landwirtschaft viele Daten über das Pflanzenwachstum (Regen, Sonne, Düngung usw.) auf den Feldern oder in der Tierzucht über Sensoren ermitteln, die dann über eine Internetverbindung übertragen, zusammengeführt und daraus entsprechende Vorgehensweisen für weitere Düngung, Fruchtfolgen usw. abgeleitet werden.
Ein weiteres Beispiel ist auch die vielen bekannte Paketverfolgung. Dazu sind alle Pakete mit entsprechenden Barcodes oder Transpondern versehen und der jeweilige Status wird automatisch an die IT des Versanddienstleisters übertragen. Von dort kann der Absender oder Empfänger den jeweiligen Status seiner Sendung jederzeit abfragen oder der Empfänger wird vollkommen automatisch per Smartphone informiert, wenn das Paket ankommt.
Ein weiterer Einsatzbereich bzw. Teil dessen, was man als IoT bezeichnet, ist die Vernetzung von Häusern und anderen Gebäuden mit dem Internet. Dieser Bereich wird häufig auch als Smart-Home bezeichnet. Hierbei sind Heizkörper, Schalter und Türen/Fenster eines Hauses Sensoren ausgestattet und intelligent mit dem Internet verbunden, was meist kabelgebunden oder per Funkverbindung geschieht. Neben einer intelligenten Steuerung von Heizung, Lüftung oder Jalousien abhängig von Temperatur oder Wetter, kann hierbei auch die Position der Bewohner, die über die Smartphones ermittelt wird, mit dem Haus verknüpft werden, was es dann ermöglicht die Heizung oder Beleuchtung abhängig von der Anwesenheit des Besitzers zu steuern. Brandsensoren oder Einbruchsmeldeanlagen überwachen das Haus und geben bei Bedarf direkt Alarm auf dem Smartphone des Besitzers.
Moderne Autos besitzen eine Vielzahl von Sensoren und kommunizieren bereits heute ganz selbstverständlich mit dem Hersteller oder der Werkstatt. Servicetermine werden dadurch direkt abgestimmt und es liegen bereits vor dem Besuch in der Werkstatt alle Fahrzeugdaten vor. Weiter noch werden durch die ständige Überwachung des Fahrzeugs durch Sensoren technische Probleme bereits erkannt und gelöst bevor sie zum Problem werden. In naher Zukunft werden auch die Fahrzeuge untereinander kommunizieren und sich gegenseitig vor Staus, Glatteis oder anderen Gefahren warnen.
Der Weg zu „Industrie 4.0“
Noch weiter geht die Vernetzung im IoT, wenn in den gesamten Prozess nicht mehr der Mensch einbezogen wird, sondern dass Maschinen bzw. IT-Systeme vollständig eigenständig miteinander kommunizieren. Man kann sich also das folgende Szenario vorstellen: Eine weitgehend autonome Automobilfabrik mit Robotern ausgestattet, überwacht automatisch die Bestände der benötigten Grundstoffe und sorgt eigenständig für die Bestellungen bei den Zulieferern. Aufgrund dieser Bestellungen wird die Produktion und Lieferung auf Seiten des Zulieferers ausgeführt. Der aktuelle Status des Zulaufs wird wiederum automatisch der Autofabrik gemeldet. Bei unvorhergesehenen Lieferschwierigkeiten kann die Autofabrik automatisch die Produktion anpassen. Die Abrechnung, Zahlung und Verbuchung der Leistungen untereinander völlig automatisch durch den Austausch elektronischer Belege.
Somit werden nahezu alle Prozesse automatisch ausgeführt. Viele manuelle Vorgänge und damit menschliches Zutun werden nicht mehr benötigt.
Standards, Datenschutz und Datensicherheit sind unverzichtbar
Ein technisches Problem besteht bei dem IoT darin, dass ganz verschiedene Geräte und Sensoren miteinander verbunden werden müssen. Dazu müssen Standards und Schnittstellen definiert werden, mit denen diese Verbindungen möglich sind.
Ebenso muss für Datenschutz und -sicherheit gesorgt werden, wozu auf technischer Seite insbesondere ein funktionierendes Zugriffs- und Identitätsmanagement erforderlich ist. Ebenso spielen effektive Verschlüsselung, Schutz der Systeme durch Firewalls und ein effektives Updatemanagement eine Rolle sowie bereits bei der Konzeption der Systeme eine Härtung durch Verringerung der Angriffsflächen.
Aber auch von rechtlicher Seite kann das problematisch sein. So dürfen beispielsweise Gesundheitsdaten nicht ohne Zustimmung von Wearables in der Kleidung erhoben und direkt an die Krankenversicherung zur Berechnung des maßgeschneiderten Tarifs weitergeleitet werden. Ebenso ist es problematisch, wenn Sensordaten von Smartphones oder Fahrzeugen umfangreiche Bewegungsprofile ermöglichen.
Das Internet der Dinge bietet eine Menge Möglichkeiten und hat das Potenzial das gesamte wirtschaftliche und gesellschaftliche Umfeld zu verändern und eine Schlüsselrolle zur digitalen Zukunft einzunehmen. Wie weit eine Gesellschaft hierbei bereit ist zu gehen und was ethisch vertretbar ist, wird eine spannende Frage in den nächsten Jahren werden.