Wer kennt das nicht: Wird sich einer Sache mit großem Enthusiasmus, viel Freude und Engagement gewidmet, ist der Erfolg oft schon vorprogrammiert. Wer für eine Sache brennt, wächst häufig über seine Grenzen hinaus. Diese Beobachtung ist uns allen aus dem Sport bestens bekannt. Zwar wurde Deutschland 2006 nicht Fußballweltmeister, aber mit viel Herz wurde den begeisterten Fans ein wahres Fußballwunder präsentiert. Spannung bis zum Schluss und so wurde die deutsche Mannschaft von Fans und Medien zum „Weltmeister der Herzen“ gekürt. Ein schöner Turniererfolg. Und in diesem Jahr? Über die Leistung der deutschen Mannschaft liegt der „Mantel des Schweigens“. Von Leidenschaft war nichts zu sehen und nichts zu spüren. Das Ergebnis spricht für sich.
Leidenschaft im Blut
Im Unternehmersein ist das nicht anders. Nur wer für seinen Beruf brennt, wird langfristig Erfolg haben. Existenzgründer haben eine Idee, eine Vision und viel Freude an ihrem Handwerk. Gründen Menschen einen Handwerksbetrieb erfolgt dies nicht aus Verzweiflung, sondern aus Spaß an der Arbeit, aus Spaß an ihrem Handwerk. Genauso verhält es sich auch bei Traditionsbetrieben. Diese werden in die nächste Generation weitergegeben, weil es die Inhaber verstanden haben, ihre Leidenschaft für diesen Beruf an die nächste Generation weiterzugeben. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Das ist kein simpler Erbvorgang. Hier wird Leidenschaft gelebt und „vererbt“.
Ein Menschenfreund
Doch Leidenschaft kommt nicht von ungefähr. Sie baut auf Charakterzügen auf, die die meisten Handwerksunternehmer mitbringen. Ein erfolgreicher Handwerker ist immer ein Menschenfreund. Er mag es mit Kunden und Mitarbeitern zu kommunizieren. Der Umgang mit Menschen bereitet ihm Freude. Handwerker, die sich dafür nicht begeistern können, sind sowohl in einer Führungsposition als auch in einem kundenorientierten Beruf falsch. Natürlich sind die Zeiten mit Kunden und Mitarbeiter nicht immer nur rosig. Aber wer Verständnis für den Kunden aufbringt, wenn etwas schief gelaufen ist, wird am Ende des Tages zufrieden mit seiner Entscheidung sein. Und wer bei Mitarbeiterproblemen nicht wegschaut, sondern diese offensiv angeht, wird ebenfalls ein zufriedenstellendes Ergebnis erreichen. Wer andere Menschen mag, mag sich übrigens meistens auch selbst. Er wird morgens nicht mit heruntergezogenen Mundwinkeln seine Mitarbeiter begrüßen. Er muss nicht motiviert werden, sondern er ist bereits motiviert und steckt mit seiner Begeisterung seine Mitarbeiter an. Von dieser Menschenfreundlichkeit zeugen auch viele Malerbetriebe, die sich bei der Ausbildung junger Flüchtlinge engagieren und weit über das normale Maß hinaus, Zeit in deren Malerausbildung investieren. Das alles ist gelebte Leidenschaft.
Immer vorwärts nie zurück
Leidenschaftliche Handwerksunternehmer sind zudem sehr arbeitsam, unermüdlich und zielstrebig. Sie schrecken daher auch vor 60- bis 70-Stunden-Wochen nicht zurück, die sie als Selbstständige oft zu leisten haben. Sie freut vielmehr das Auftragsergebnis, glückliche Kunden und zufriedene Mitarbeiter. Um aber nicht irgendwann in einem Hamsterrad zu sitzen, bedarf es immer wieder der Selbstmotivation. Malerunternehmer erreichen dies dadurch, dass sie fachlich mit der Zeit gehen. Sie sind interessiert an neuen Techniken und neuen Produkten und folgen Wohntrends statt in alten Zeiten zu verharren. Der stete Wandel und die Begeisterung für Neues halten die Leidenschaft wach. Daher sind leidenschaftliche Handwerksunternehmer in der Regel keine Pessimisten. Sie haben vielmehr schon das nächste Ziel vor Augen. Sie denken immer vorwärts nie zurück.
Bürokratische Auflagen wirken zerstörerisch
Doch das, was das Handwerk ausmacht, wird zunehmend auf eine harte Probe gestellt. In Brüssel und Berlin hat man sich zwar offiziell der Bürokratieentlastung verschrieben. Allerdings greifen immer mehr bürokratische Auflagen um sich. Formalien sind zu erfüllen, Dokumentationen zu erstellen und zu pflegen. Für kleine Handwerksbetriebe bedeutet dies, dass der Chef noch mehr Zeit im Büro als auf der Baustelle verbringen muss, um all dem gerecht zu werden. So kann er seiner eigentlichen Profession, seinem Handwerk aus Leidenschaft, immer weniger Zeit widmen. Zurück bleibt Frustration und häufig die Erkenntnis, dass es die eigenen Kinder besser haben sollen. Das ist die schlechteste Option, wenn das flächendeckende Überleben des Handwerks in Deutschland gesichert werden soll.
„Leidenschaft lässt sich nicht erarbeiten. Leidenschaft ist gelebte Überzeugung und kommt von Herzen. Äußere Faktoren vermögen allerdings einen nicht unerheblichen Einfluss auf Motivation und Leidenschaft zu haben.“ |