Das Malerhandwerk lebt von Kreativität und individuellen Gestaltungslösungen. Dies gilt inbesondere im Zusammenspiel mit anderen Gewerken. So auch in unserem Gestaltungsbeispiel „Wilde Karotte“. Das Objekt ist eine hochwertige Küche, die in Zusammenarbeit von Schreiner und Steinmetz erstellt wurde. Die Schrankoberflächen sind in Abstimmung der verwendeten Steine und Hölzer farblich individuell eingeölt und belastbar versiegelt worden. Dies hatte der Schreiner nach Kundenwunsch erledigt. Nun sollte der Maler einen zusätzlichen Blickfang an einer der Kochinsel gegenüberliegenden Wand schaffen. Hierbei sollten die Brauntöne der Holzoberfläche aufgenommen werden. Gemeinsam mit dem Kunden wird als Muster die „Wilde Karotte“ ausgewählt. Diese soll im Streiflicht dezent dreidimensional wirken und einen leichten metallischen Schimmer abstrahlen.
Vorarbeiten:
Die Wand wird zunächst mit einem Malervlies tapeziert und mit einer matten Innendispersion deckend weiß gestrichen. Um die „Wilde Karotte“ als Gestaltungselement hervorzuheben, wird gemeinsam mit dem Kunden entschieden, nicht die ganze Wand zu beschichten, sondern lediglich einen rechteckigen Bereich zwischen der Tür und Wandvorsprung, sodass ein Wandspiegel entsteht. Der Bereich wird sorgfältig abgeklebt.
Für den Farbauftrag wird aus zur Innendispersion passenden Abtönpasten Blau, Rot und Gelb ein Rotbraun angemischt. Als Referenz gilt die Oberfläche der Küchenschränke.
Nachdem der Braunton angemischt wurde, wird im Mischungsverhältnis 95:5 ein bindemittelfreies Kupferpigment eingerührt.
Die Mischung wird anschließend mit etwas Wasser verdünnt, bis eine leicht viskose Flüssigkeit entsteht.
Ausführung:
Die Braun-Kupfer-Mischung wird gleichmäßig auf die Schwammwalze (=Speisewalze) aufgetragen. Hierbei haben Musterwalze und Speisewalze noch keinen Kontakt.
Sobald die Speisewalze vollständig mit Farbe benetzt ist, wird die Musterwalze angedückt und sorgfältig abgedreht, bis diese rundum Farbe abgenommen hat.
Nun erfolgt ein Probeduck auf ein bereitliegendes Papier. Bei der „Wilden Karotte“ wird mit einer Rapportmarkierung gearbeitet. Die Walze wird also immer am gleichen Punkt angesetzt, um so ein schönes und flächiges Druckbild zu erhalten.
Nachdem der Probedruck kontrolliert wurde, kann an der Wand begonnen werden. Das Muster wird mit gleichmäßigem Druck von oben nach unten auf die Wand gerollt.
Es wird Bahn für Bahn gerollt. Rechtshänder rollen dabei in Bahnen von links nach rechts, Linkshänder von rechts nach links. Hierbei wird bei jeder neuen Bahn auf den gleichen Ansatz der Raportmarkierung und den gleichen Abstand zur vorhergehenden Bahn geachtet.
Nach jeder Bahn wird die Speisewalze wieder nachgefärbt. Hierbei sollte ein gleichmäßiger Farbauftrag erfolgen, ohne dass Speise- und Musterwalze sich berühren.
Tipp vom Profi: Um das Muster perfekt senkrecht aufzurollen, ist etwas Augenmaß gefragt. Oder man nutzt ein Senklot und orientiert sich mit den einzelnen Bahnen daran. Die moderne digitale Firm des Senklot ist der Linienlaser. Damit entstehen perfekt senkrechte Bahnen.
Steckdosen und Schalter wurden vorher abgeklebt und werden einfach überrollt.
Der fertige Wandspiegel gegenüber der Kochinsel schafft einen deutlichen Akzent in der Küche.
Im Streiflicht treten die Kupferpigmente deutlich hervor und verleihen dem Muster „Wilde Karotte“ zeitlose Eleganz.
Verwendete Arbeitsgeräte: Musterwalze 1623 von strukturwalzen.de, Bügel und Schwammwalze, Pinsel, Linienlaser
Verwendete Materialien: Innendispersion weiß-matt, Abtönpasten blau, rot, gelb, bindemittelfreies Silberpigment ME-3 von Mixol
Zeitbedarf je QM (ohne Vorarbeiten): 5 Minuten