Burkina Faso ist ein Staat in der Sahel-Zone in Westafrika. Das Land zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Norddeutsche Katrin Rohde kam vor gut drei Jahrzehnten das erste Mal nach Burkina Faso. Diese Reise sollte ihr Leben verändern. Sie hatte zu viele Straßen- und Waisenkinder gesehen, um die sich niemand kümmerte. Nur ein paar Jahre später packte sie ihre Koffer, zog in die Hauptstadt Ouagadougou und widmete sich fortan den Kindern, die auf sich allein gestellt waren. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Neben Waisenhäusern gibt es mittlerweile Ausbildungsstätten, eine Krankenstation, Biohöfe und vieles mehr.
Das mittelhessische Softwarehaus C.A.T.S.-Soft unterstützt regelmäßig Projekte, die sich der Schul- und Ausbildung junger Menschen in Afrika widmen. Nur eine gute Bildung ermöglicht es Kindern und Jugendlichen später ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Dieses Ziel vor Augen unterstützt C.A.T.S.-Soft in diesem Jahr die Schul- und Ausbildung von jungen Menschen in Burkina Faso.
Malerblog.net nahm dies zum Anlass und hat Katrin Rohde zu ihren Beweggründen, der Schul- und Ausbildungssituation sowie der Zukunft Burkina Fasos befragt.
Frau Rohde, Sie leben und arbeiten seit Jahren in Burkina Faso, einem der ärmsten Länder Afrikas. Wie kam es dazu?
1988 machte ich meine erste Reise nach Burkina Faso. Ich war beglückt von den so freundlichen Menschen, konnte aber nicht verstehen warum es so viele Straßenjungen gab, niemand kümmerte sich um sie. Da es niemand tat musste ich es tun, ich verkaufte alles was ich in Deutschland hatte und zog um nach Burkina Faso. Dann begann ich damit ein Haus für Straßenjungen und Waisenkinder zu bauen, alles andere folgte dann. Heute gibt es sieben Einrichtungen und tausende von Armen, die sich an uns wenden. Alles zusammen nennt sich AMPO International.
Und wie sieht Ihre Arbeit vor Ort aus?
Die Arbeit sieht sehr vielfältig aus, denn wir kümmern uns um jeden der zu uns bei AMPO kommt, sei er krank, bedürftig, alt oder jung. Von Schulgeldkosten bis zu OP‘s, von der Hilfe für unterernährte Kinder bis zu Behindertenarbeit, wir machen alles. Heute haben wir 150 Mitarbeiter, früher machte ich das alles ganz alleine.
Sie legen bei Ihrer Arbeit großen Wert auf eine gute Schulbildung Ihrer Waisenkinder. Wie hoch ist die Analphabetenquote in Burkina Faso?
Bildung ist das einzige was aus dem Elend hilft. Nicht nur alle AMPO-Kinder, so ca. 250 Kinder, sondern auch 500 externen Schülern zahlen wir Schulgeld. Das ist wichtig, denn nur so kann das Land Burkina Faso sich entwickeln. Die Analphabetenquote beträgt immer noch 72%, vornehmlich Mädchen und Frauen.
Gibt es genügend Schulen?
Nein, es gibt keineswegs genügend Schulen, und auch nur schlecht ausgebildete Lehrer. Seit der schweren Bedrohung durch Dschihadisten sind im Norden zudem 1.500 Schulen geschlossen worden, wir haben 500.000 Inlandflüchtlinge, davon sind die Hälfte Kinder, nun ohne Schulausbildung.
Neben einer guten Schulbildung ermöglichen Sie Ihren Schützlingen auch eine gute Ausbildung. Nach welchen Berufen streben die Jugendlichen?
Die allermeisten Jugendlichen gehen in medizinische Berufe. AMPO hat inzwischen mehr als 150 Krankenschwestern ausgebildet, 50 Hebammen, dazu Optiker und Laboranten. Viele werden aber auch BuchhalterInnen, LehrerInnen oder Übersetzer.
Wir wissen in Deutschland sehr wenig über Burkina Faso. Wie würden Sie Land und Leute beschreiben?
Das Land ist karg in der Sahelzone, eigentlich kann man nur Hirse und Erdnüsse anbauen, und auch das nur in Jahren ohne Dürre. Die Menschen sind arm, viele helfen einander, die Familien halten eng zusammen. Gastfreundschaft wird groß geschrieben – es sind wunderbare Menschen.
Der Klimawandel ist in Europa ein großes Thema. Während früher nur darüber geredet wurde, wird er nun durch Wetterextreme für jedermann sichtbar. Sie leben seit mehr als 20 Jahren in Burkina Faso. Macht sich der Klimawandel dort auch bemerkbar?
Ja, auch bei uns in Burkina Faso gibt es nun entweder immer zu viel oder zu wenig Wasser und große Stürme (unsere meisten Häuser sind nur aus Lehm!). AMPO betreibt eine biologische Landwirtschaftsschule, in der jeweils 60 Biobauern ausgebildet werden, das hilft ein wenig. Inzwischen gibt es 17 biologische Farmen, die von den Absolventen aufgebaut werden, sie arbeiten in Cooperative gemeinsam, ein sehr schönes Projekt.
Frau Rohde, was wünschen Sie sich für Afrika und Burkina Faso im Speziellen?
Zunächst einmal Frieden, das ist das allerwichtigste. Dann natürlich ein verbessertes Gesundheitswesen, jedes 6. Kind stirbt in Burkina Faso vor dem 5. Lebensjahr. Und dann wünschte ich mir, dass die pekuniäre Entwicklungshilfe der verschiedenen Länder endlich aufhörte. Das Geld wird ohnehin nicht korrekt eingesetzt, das Volk selbst hat kaum etwas davon. Stattdessen brauchen wir Ausbilder und eine europäische Wirtschaft, die endlich in die Sahelzone investiert, damit es mehr Arbeit gibt.
Vielen Dank, Frau Rohde.
Mehr Informationen zu der Arbeit von Katrin Rohde und ihrem Team gibt’s unter www.sahel.de.