Teamarbeit wird im Malerbetrieb groß geschrieben. Nur ein gut funktionierendes Team erbringt auf der Baustelle die gewünschte Produktivität. Der Malerunternehmer stellt seine Teams zusammen. Die Stärken und Schwächen eines jeden einzelnen Mitarbeiters sind ihm gut bekannt. Das betrifft sowohl die fachlichen Qualitäten als auch die Persönlichkeit der Mitarbeiter. Beides ist für die Teambildung zu berücksichtigen, wenn es auf der Baustelle reibungslos laufen soll. Doch die Mitarbeiter müssen auch ihren Teil zu einer guten Teambildung beitragen. Daher wird von jedem Mitarbeiter erwartet, dass er Teamfähigkeit besitzt. Es gibt kaum eine Stellenanzeige, die Teamfähigkeit nicht zur Einstellungsvoraussetzung erklärt. Teamfähigkeit setzt natürlich auch Anpassungsfähigkeit voraus. In diesem Zusammenhang wird Anpassungsfähigkeit durchweg als positive Eigenschaft gesehen. Doch Anpassung in einer Gruppe muss zum einen nicht immer bewusst erfolgen und kann zum anderen auch bedeuten, sich ganz bewusst gegen die eigene Überzeugung zu entscheiden. Wie sich ein Mensch verhält, wird oft durch die Gruppe bestimmt. Menschliches Verhalten ist durch die Gruppe beeinflussbar. Dessen sollten sich Führungskräfte bewusst sein.
Gruppendruck: unbewusste Anpassung
Eine bestimmte Verhaltensweise der Gruppe kann dazu führen, dass sich Mitarbeiter „freiwillig“ schnell anpassen. Dies läuft ganz unbewusst ab. Angenommen der Betrieb legt Wert auf einen einheitlichen Außenauftritt. Dazu gehört, dass auf der Baustelle einheitliche Malerkleidung mit Firmenlogo getragen wird. Natürlich wird ein neuer Mitarbeiter bei Arbeitsantritt darauf hingewiesen. Entsprechende Arbeitskleidung wird ihm ausgehändigt. Doch dies allein würde in den meisten Fällen nicht zu einer dauerhaften Umsetzung der betrieblichen Kleiderordnung führen. Aber die Tatsache, dass alle anderen Teammitglieder jeden Morgen in Einheitskleidung und sauberem T-Shirt erscheinen, wird dazu führen, dass der Neue sich dieser Verhaltensweise schnell anpasst. Die Gruppe löst durch ihr einheitliches Auftreten „Druck“ aus. Der neue Mitarbeiter will natürlich von Anfang an dazugehören und wird sich unbewusst dieser gelebten Unternehmenskultur anpassen.
Gruppendruck: Handeln wider der eigenen Überzeugung
Der Mehrheitsdruck der Gruppe kann aber auch dazu führen, dass ein Teammitglied, das völlig anderer Meinung ist, sich der Mehrheit nicht widersetzen will und sich ganz bewusst – entgegen der eigenen Überzeugung – der Mehrheitsmeinung oder dem Mehrheitsverhalten anpasst. Das hat natürlich etwas mit Selbstbewusstsein zu tun, aber vor allem auch mit Überlebenswillen. Angepasst lebt es sich leichter in einer Gruppe. Jeder will dazugehören. Niemand möchte ein Außenseiter sein. Das weiß jeder, denn diese Aussagen gelten nicht nur für ein Malerteam, sondern ebenso für die Mitgliedschaft im Fußballverein, Handballverein, dem Gesangverein usw. Dieses angepasste Verhalten hat unseren Vorfahren in früheren Zeiten das Überleben gesichert, denn wer aus der Dorfgemeinschaft ausgeschlossen wurde, hatte keine Chance allein zu überleben. Überall lauerte Gefahr. Es ist also ein zutiefst, menschliches Bedürfnis nicht negativ aufzufallen, sondern sich an das Gruppenverhalten anzupassen. Der Drang nach Konformität kann daher als evolutionäres Erbe bezeichnet werden. Zudem kommt noch hinzu, dass die meisten Menschen eher harmoniebedürftig sind und Streitigkeiten wenn möglich aus dem Weg gehen. Das Verhalten einzelner Teammitglieder in der Gruppe wird also nicht immer aus eigener Überzeugung bestimmt, sondern ist oft von Gruppendruck geprägt.
Das Asch-Experiment
Hierzu hat der amerikanische Psychologe Solomon Asch bereits 1951 ein interessantes Experiment durchgeführt, das Weltruhm erlangte und bis heute immer wieder gerne in gleicher oder ähnlicher Weise nachgestellt wird. Bei diesem Experiment war eine Person die Versuchsperson. Als sie den Raum betritt, sitzen bereits zahlreiche andere Personen um einen Tisch herum. Der Versuchsperson war gesagt worden, dies seien ebenfalls Versuchspersonen. Doch diese Menschen waren keine Probanden, sie waren Schauspieler, das heißt sie spielten nur die Rolle einer Versuchsperson und hatten bereits zuvor gesagt bekommen, was sie zu antworten hatten. Die Aufgabenstellung war sehr einfach. Der Gruppe wurden mehrere Linien gezeigt, wobei nur zwei Linien identisch waren. Die einzelnen Personen sollten nun sagen, um welche Linien es sich handelt. Es gab mehrere Durchgänge zu dieser Aufgabenstellung. Das Ergebnis überraschte. Behaupteten die anderen Personen etwas Falsches, so ließen sich die Versuchspersonen von diesen Aussagen der Mehrheit massiv beeinflussen. Nur ein Viertel der Versuchspersonen schloss sich nie der falschen Mehrheitsmeinung an. Alle anderen ließen sich mindestens einmal zu einer falschen Antwort hinreißen.

Das Experiment macht deutlich, dass das Verhalten einzelner Teammitglieder nicht immer aus eigener Überzeugung kommt, sondern oft von Anpassung geprägt ist. Jeder möchte ein guter Teamplayer und kein Spielverderber sein. Das muss ein Chef wissen. Mit diesem Wissen erscheint ein Gruppenverhalten oft in einem anderen Licht. Manchmal ist Gruppendruck der Auslöser für vermeintliche Einstimmigkeit.
Selbstbewusstsein stärken
Diesem urmenschlichen Bedürfnis nach Zugehörigkeit entgegenzuwirken, ist als Führungskraft schwer bis unmöglich. Es wird immer Situationen geben, in denen der Gruppendruck obsiegt. Das liegt wie gesagt in der Natur der Sache. Wird ein Einzelner jedoch dauerhaft mit Gruppendruck konfrontiert und fühlt sich zu einem Verhalten entgegen seiner Überzeugung gedrängt, kann dies schnell zu Unwohlsein führen, was sich natürlich in der Arbeitsleistung niederschlägt und dem Betriebsklima schadet. Das zu erkennen, ist Aufgabe der Führungskraft.
Ein demokratischer Führungsstil, ein offenes Ohr für Mitarbeiter, regelmäßige Mitarbeitergespräche sowie die Förderung von selbständigem und eigenverantwortlichem Handeln sind sicher ein guter Weg, Gruppendruck und Gruppenzwang entgegenzuwirken. Mitarbeiter können so ein gutes Selbstbewusstsein entwickeln, das ihnen hilft, ihr eigenes Verhalten in der Gruppe zu reflektieren und sich nicht blindlings der Mehrheit anzuschließen. Denn sagt auch nur ein Teammitglied „Nein“, fühlen sich oft weitere Gruppenmitglieder bestärkt, es ihm gleich zu tun.
Das Asch-Experiment gibt’s als Video und kann auf Youtube unter folgendem Link abgerufen werden
https://www.youtube.com/watch?v=11_xWZOjlMg
Die TV-Sendung Quarks hat dieses Experiment nachgestellt. Das Experiment gibt’s ebenfalls als Youtube-Video und kann auf Youtube unter folgendem Link abgerufen werden
https://www.youtube.com/watch?v=I40g6U3K7hc