Eine Meisterausbildung kann kostspielig sein. Das weiß jeder, der eine solche schon selbst erfolgreich absolviert hat. Je nach Branche müssen zwischen 4.000 und 9.000 Euro aufgewendet werden, Prüfungsgebühren obendrein.
Zwar kann aus Mitteln des Bundes das sogenannte Aufstiegs-Bafög, früher Meister-Bafög genannt, beantragt werden. Wie auch beim Bafög für Studierende erfolgt die Förderung jedoch nur teils als Zuschuss, teils als zinsgünstiges Darlehen der KfW.
Während aus Steuermitteln Studienplätze an öffentlichen Hochschulen bzw. Universitäten finanziert werden und daher eine akademische Ausbildung nahezu gebührenfrei für die Studierenden ist, müssen angehende Handwerksmeister ihre berufliche Weiterbildung aus eigener Tasche zahlen.
Bildungsseitige Gleichstellung
Laut Deutschem Qualifikationsrahmen (DQR) sind berufliche und akademische Bildung gleichwertig. Die Bildungsbereiche werden hier verschiedenen Niveaus, insgesamt acht an der Zahl, festgelegt. Bachelor und Meister werden danach Niveau 6 zugeordnet und sind damit gleichwertig. Dies zeigt sich auch in der Tatsache, dass seit 2020 ein Meister bzw. eine Meisterin zusätzlich die Bezeichnung „Bachelor Professional“ tragen darf. Damit wurde zwar die Gleichwertigkeit von beruflicher Fortbildung und Studium sprachlich verbrieft, doch in der Finanzierung der Ausbildung, deren erfolgreicher Abschluss erst zum Tragen des Titels befähigt, dokumentiert sich eine solche Gleichwertigkeit bislang nicht.
Finanzielle Ungleichbehandlung
Genau diese Ungleichbehandlung in der Ausbildungsfinanzierung könnte durch eine staatliche Zuschussspritze abgefangen werden und eine Aufstiegsfortbildung für Junghandwerker attraktiver machen. Schließlich werden in Deutschland Fach- und Führungskräfte dringend gesucht. Zahlreiche Bundesländer haben dies mittlerweile erkannt und reagiert. Zuschusszahlungen, oft als Meisterprämie oder Meisterbonus deklariert, werden an frischgebackene Handwerksmeister auf Antrag ausgezahlt. Bayern zahlt bereits seit dem Jahr 2013 einen Meisterbonus und kann als Vorreiter bezeichnet werden. Weitere Bundesländer folgten sukzessive.
Bundesweiter Flickenteppich
Doch, was von den einzelnen Bundesländern gut gemeint war, entpuppt sich mittlerweile als bundesweiter Flickenteppich. Bereits die Höhe der Prämienzahlung ist ungleich verteilt. Während beispielsweise Bremen und Niedersachsen Meisterprämien in Höhe von 4.000 Euro zahlen, muss sich ein Handwerksmeister in Hessen oder Sachsen mit 1.000 Euro zufriedengeben und ein frisch gebackener Handwerksmeister aus Nordrhein-Westfalen oder Berlin erhält rein gar nichts.
Doch nicht nur wegen der Förderhöhe sollten die Förderkonditionen vom Handwerksnachwuchs ausgiebig studiert werden. Vielmehr wird vorausgesetzt, dass der Antragsteller in dem Bundesland nicht nur die Prüfung ablegt, sondern auch zum Zeitpunkt der Festlegung des Prüfungsergebnisses bzw. Ausfertigung des Abschlusszeugnisses dort seinen Wohn- bzw. Beschäftigungsort hat. Ist dies nicht der Fall, ist die Enttäuschung groß, wenn am Ende nicht die erhoffte und finanziell eingeplante Prämie ausgezahlt wird.
Grenzgänger haben das Nachsehen
Baden-Württemberg hat beispielsweise im Frühjahr 2020 rückwirkend zum 1. Januar 2020 die Meisterprämie im Handwerk umgesetzt. Eine Meisterprämie in Höhe von 1.500 Euro winkt dort jedem, der nach diesem Zeitpunkt erfolgreich seine Meisterprüfung in Baden-Württemberg abgelegt hat. Diese Finanzspritze wurde auch gerne angenommen. Knapp 82 Prozent der Meisterabsolventen stellten im Jahr 2020 einen Förderantrag. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass von 2.914 Meisterabschlüssen 2.384 Prüflinge die Prämie beantragten, was wiederum zeigt, dass das Förderinstrument ankommt und gut angenommen wird. Allerdings wurden die Prämien nur an 2.178 Antragsteller ausgezahlt. Knapp 9 Prozent der Antragsteller fielen durchs Raster. Sie hatten zwar in Baden-Württemberg ihren Meisterabschluss gemacht, es fehlte aber zum Zeitpunkt der Festlegung des Prüfungsergebnisses an einem Hauptwohnsitz bzw. Beschäftigungsort in Baden-Württemberg. Ähnliche bzw. gleichlautende Regelungen finden sich in den Förderanträgen weiterer Bundesländer. Innerdeutsche Grenzgänger oder Junghandwerker, die sich aus nachvollziehbaren Gründen für eine bestimmte Meisterschule in einem anderen Bundesland entscheiden, gehen daher oft leer aus.
Zeitgemäßen Föderalismus leben
Der Fachkräftemangel ist keine lokale Problemstellung. Investitionen in die Ausbildung von Fachkräften sind eine Aufgabe, die es gemeinschaftlich zu bewältigen gilt, denn davon wird schließlich Gesamtdeutschland profitieren. Das föderale System zeichnete sich einst durch Flexibilität aus. Jetzt muss es zeigen, dass es auch in der Lage ist, flexibel auf Herausforderungen zu reagieren, die einer gemeinsamen, bundeseinheitlichen Lösung bedürfen.
Informationen über die Förderbedingungen in den aufgeführten Bundesländern gibt’s hier:
Baden-Württemberg: Meisterprämie
https://wm.baden-wuerttemberg.de/de/service/foerderprogramme-und-aufrufe/liste-foerderprogramme/meisterpraemie/
Bayern: Meisterbonus
https://www.stmwi.bayern.de/mittelstand-handwerk/aus-und-weiterbildung/meisterbonus/
Freie Hansestadt Bremen: Aufstiegsfortbildungs-Prämie
https://www.nbank.de/Privatpersonen/Ausbildung-Qualifikation/Bremische-Aufstiegsfortbildungs-Pr%C3%A4mie/index.jsp
Freie Hansestadt Hamburg: Meisterprämie
https://www.elbcampus.de/beratung-service/foerdermoeglichkeiten/meisterpraemie-hamburg/
Hessen: Aufstiegsprämie
https://wirtschaft.hessen.de/wirtschaft/berufliche-bildung/foerderprogramme/hessen-honoriert-erfolgreiche-fortbildungen-mit-der-aufstiegspraemie
Mecklenburg-Vorpommern: Meister-Extra
https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/wm/Handwerk/Meister%E2%80%93Extra/
Niedersachsen: Meisterprämie
https://www.nbank.de/Privatpersonen/Ausbildung-Qualifikation/Meisterpr%C3%A4mie-im-Handwerk/index.jsp
Rheinland-Pfalz: Aufstiegsbonus I
https://mwvlw.rlp.de/de/themen/wirtschafts-und-innovationspolitik/fachkraeftesicherung/aufstiegsbonus/
Saarland: Aufstiegsbonus
https://www.saarland.de/mwaev/DE/portale/ausundweiterbildung/weiterbildung/aufstiegsbonus.html
Sachsen: Meisterbonus
https://www.sab.sachsen.de/f%C3%B6rderprogramme/sie-planen-ihre-mitarbeiter-oder-sich-selbst-weiterzubilden/meisterbonus.jsp