Bleibt Zuhause! Diesen Aufruf der Bundesregierung nimmt so manche Behörde derzeit wohl sehr wörtlich. In der vom 3. Dezember 2020 veröffentlichten Mitteilung kritisiert die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt, kurz IG Bau, die aktuellen Kontrollzustände auf Baustellen sehr stark. Der Vorwurf lautet, dass einige Bundesländer die Kontrollen ihrer Aufsichtsbehörden in der Corona-Pandemie teilweise zurückgefahren oder sogar eingestellt hätten.
„Auch die Ämter für Arbeitsschutz haben in weiten Teilen auf Home-Office umgestellt. Baustellenkontrollen sind deshalb rapide zurückgegangen. Einige Bundesländer lassen so den Arbeitsschutz regelrecht schleifen – und das betrifft ausdrücklich auch die Corona-Prävention, also den Schutz vor einer Infektion mit dem Covid-19-Virus am Arbeitsplatz,“ sagt der Bundesvorsitzende der IG Bau, Robert Feiger.
Da die Arbeit auf dem Bau unvermindert weitergeht, ist es für die IG Bau nicht nachvollziehbar, warum Aufsichtspersonen nicht in die Betriebe und auf den Bau gelassen würden. „Schützen ist schließlich ihr Job. Und angesichts rasant gestiegener Infektionszahlen ist es dringend notwendig, dass sie ihren Job in den Betrieben und auf den Baustellen wieder machen,“ konstatiert Feiger.
In dem Statement der IG Bau wird auch auf die aktuelle Unfallstatistik der Berufsgenossenschaft Bau (BG Bau) verwiesen. Demnach habe es im ersten Dreivierteljahr bereits 87 tödliche Unfälle im Bausektor gegeben. Das seien 20 Menschen und damit 30 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Feiger erklärt dazu: „Sicherheit ist das A und O auf dem Bau: Je weniger allerdings kontrolliert wird, desto größer ist auch die Gefahr, dass der Arbeits- und Gesundheitsschutz auf die leichte Schulter genommen wird. Das müssen wir unbedingt verhindern.“
Berufsgenossenschaften würden zwar nach wie vor intensiv kontrollieren. Aber sie könnten das Loch, das staatliche Stellen ins Kontrollsystem rissen, bei weitem nicht wettmachen, erklärt Feiger die unbefriedigende Situation. Daher hat sich die IG Bau jetzt an das Bundesarbeitsministerium gewandt. „Alle müssen so schnell wie möglich zu ihrer vollen Kontrollaktivität zurückkehren. Den ‚Home-Office-Leerlauf‘ bei den staatlichen Kontrollen im Arbeits- und Gesundheitsschutz können wir uns nicht länger erlauben“, so Feiger abschließend.