Osterurlaub, Pfingsturlaub, Sommerurlaub, Herbsturlaub, Winterurlaub – zu welcher Zeit auch immer, Urlaub ist für uns Deutsche eine Selbstverständlichkeit. Die Stiftung für Zukunftsfragen fand im Rahmen einer Umfrage heraus, dass im Jahr 2018 in Deutschland fast zwei Drittel der Bevölkerung ihren Koffer packte und verreiste und das im Durchschnitt für knapp 13 Tage.
Alle reden von „Urlaub“, doch kaum jemand weiß, woher dieses Wort stammt und was es bedeutet. Das Wort Urlaub geht auf das althochdeutsche Wort „urloub“ zurück, das so viel wie „Erlaubnis“ bedeutet. Es wurde insbesondere in der Ritterschaft verwendet. Wollte sich im Mittelalter ein Ritter vom Hof entfernen, hatte er seinen Herrn um Erlaubnis zu fragen, auch wenn er für diesen beispielsweise in den Kampf zog. Mit Erholung oder Freizeit hatte der Ortswechsel oder die Reise also recht wenig zu tun. Bis heute hat sich aber der Erlaubnisvorbehalt erhalten. Jeder Beschäftigte muss sich seinen Urlaub von seinem Arbeitgeber zuvor genehmigen lassen. Er darf nicht einfach der Arbeitsstelle fern bleiben.
Was in Deutschland eine Selbstverständlichkeit ist…
Urlaub im Sinne bezahlter Arbeitsfreistellung wurde erst durch die zunehmende Industrialisierung und die dadurch entstandene Arbeiterbewegung im 19. bzw. 20. Jahrhundert für die breite Bevölkerung ein Thema. Doch erst im Jahr 1903 erkämpften sich Brauereiarbeiter drei Tage bezahlten Urlaub im Jahr. Bis zum Ende der Weimarer Republik setzte sich vielfach ein tariflicher Urlaubsanspruch durch, der aber auch nur wenige freie Tage im Jahr zum Inhalt hatte. Heutzutage sind im Bundesurlaubsgesetz 24 Werktage Urlaub vorgeschrieben. Da der Gesetzgeber von einer 6-Tage-Woche ausging, sind dies exakt vier Wochen Urlaub. Die Mehrheit der Beschäftigten arbeitet aber heutzutage nur fünf Werktage in der Woche, so dass vier Urlaubswochen 20 Urlaubstagen entsprechen. Per Tarifvertrag oder Individualabrede erhalten die meisten Beschäftigten jedoch von ihrem Arbeitgeber noch ein paar Urlaubstage „on top“.
… ist in den USA noch immer ein Privileg
Apropos bezahlter Urlaub: Ein Blick in die USA zeigt, dass nicht überall in der sogenannten „Ersten Welt“ jeder Arbeiter und Angestellte über so viele Urlaubstage verfügt wie in Deutschland. Nur zwei Wochen Urlaub sind in den Vereinigten Staaten üblich und diese sind noch nicht einmal gesetzlich verbrieft. Bezahlter Urlaub ist in den USA ein Benefit, eine Zusatzleistung, über die sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer verständigen. Daher haben dort viele Beschäftigte mehr und andere haben wesentlich weniger Urlaubstage. Und auch die durchschnittlichen zwei Wochen Urlaub sind schnell aufgebraucht. Wer mit seiner Familie ausgiebig Weihnachten feiern möchte, „opfert“ mit Heiligabend und dem zweiten Weihnachtstag, der in den USA kein Feiertag ist, bereits zwei Urlaubstage. Thanksgiving ist ebenfalls ein traditionelles Familienfest und wer von weit her anreist, muss auch hier in die Urlaubskiste greifen. Da bleibt schnell nur noch Zeit für den einen oder anderen Kurztrip. Im Sommer drei Wochen bezahlten Urlaub am Stück nehmen zu können, ist für viele US-Amerikaner ein Traum. Und da in den USA so gut wie kein Kündigungsschutz gesetzlich verankert ist, werden Arbeitnehmer zudem häufig von der Angst geplagt, dass bei längerer Abwesenheit ihr Arbeitsplatz anderweitig besetzt werden könnte. Es ist daher nicht unüblich, auf den einen oder anderen vertraglich vereinbarten Urlaubstag zu verzichten. Das Land der „unbegrenzten Möglichkeiten“ ist bei vielen Deutschen als Auswanderungsland beliebt. Wer aber als abhängig Beschäftigter seinen Lebensunterhalt verdienen möchte, muss auf viele soziale Errungenschaften, die in Deutschland eine Selbstverständlichkeit sind, verzichten.
Zu langes Faulenzen schadet dem Gehirn
Zum Schluss noch etwas zum Schmunzeln: Der deutsche Gehirnforscher Siegfried Lehrl hat vor einigen Jahren in einer Studie nachgewiesen, dass „Faulenzurlaub“ dumm macht. Bei Menschen, die geistig nicht gefordert werden, sinkt der Intelligenzquotient (IQ) innerhalb von drei Wochen im Schnitt um 20 Punkte, fand Lehrl heraus. Wer also faul am Strand rum liegt, senkt automatisch seinen IQ. Die gute Nachricht ist: In der Regel erholt sich unser Gehirn wieder und kehrt nach einigen Tagen zurück im Job zur alten Leistungsfähigkeit zurück.