Menschen treffen täglich tausende von Entscheidungen. Kaffee oder Tee am Morgen? Brötchen oder Croissant zum Frühstück? Auf dem Weg zur Arbeit den Radiosender auswählen. Dem Kollegen, der Kollegin einen Morgengruß zurufen. Diese Beispiele könnten endlos fortgesetzt werden. Das alles sind Entscheidungen, die unterbewusst ablaufen. Sie gehören zur Bewältigung des Alltags, lassen den Blutdruck nicht ansteigen und verursachen keinen Stress. Sie werden als Entscheidungsprozess nicht bewusst wahrgenommen, zeigen aber, dass das Treffen von Entscheidungen zum menschlichen Dasein gehört. Leben heißt, Entscheidungen treffen.
Alltags- und Routineentscheidungen
Das Leben eines Malerunternehmers ist ebenfalls tagtäglich von vielen, vielen stressfreien Entscheidungen geprägt. Wann kann der Auftrag zur Ausführung kommen? Welche Mitarbeiter werden auf der Baustelle X eingesetzt? Welche Maschinen gehen mit auf die Baustelle? Bei welchem Lieferanten wird das Material bestellt? Auch diese Aufzählung könnte endlos fortgesetzt werden. Diese Entscheidungen verursachen aber keinen Stress, da Entscheidungshilfen zur Verfügung stehen, die Rahmenbedingungen klar definiert sind und Erfahrung eine gute Freundin ist. Wann die Auftragsausführung erfolgen kann, welcher Mitarbeiter und welche Maschine auf der Baustelle eingesetzt werden können, zeigt die Software. Und ob der Mitarbeiter für einen bestimmten Arbeitseinsatz überhaupt die Fähigkeiten besitzt oder der Lieferant generell eher gute oder schlechte Qualität liefert, lehrt die Erfahrung. Solche Entscheidungen gehören zum beruflichen Alltag eines Malerunternehmers und werden einfach stressfrei „abgearbeitet“.
Wichtige Einzelfallentscheidung
Doch dann gibt es noch die wichtigen Entscheidungen. Entscheidungen, die nicht zur Alltagsroutine gehören. Entscheidungen, für die es keine Regel gibt. Entscheidungen, die einem Malerunternehmer den Schlaf rauben können. Das können Personalentscheidungen wie beispielsweise eine oder mehrere Mitarbeiterkündigungen sein. Das kann die Befriedung des Mitarbeiterteams betreffen oder einen handfesten Konflikt mit einem Kunden, Lieferanten oder Konkurrenten. Aber auch Fragen von existenzieller Bedeutung wie die strategische Neuausrichtung des Malerbetriebs oder gar die Betriebsschließung sind wesentliche, nicht leicht zu treffende Entscheidungen. Bei komplexen Entscheidungen fernab von Alltag und Routine können die folgenden Ratschläge hilfreich zur Seite stehen.
Tipp 1: Sich der Entscheidung stellen
„Wat mutt, dat mutt“, lautet eine plattdeutsche Weisheit. Es gibt Entscheidungen, die müssen getroffen werden, denen kann sich kein Unternehmer entziehen. Ist ein Problem erst einmal erkannt, sollte es zügig und frühzeitig angegangen werden. Ein verantwortungsvoller Malerunternehmer zeichnet sich dadurch aus, dass er selbstbewusst die Sache angeht. Die Augen verschließen, ist keine Lösung, sondern oft Teil des Problems. Auch unliebsame Entscheidungen, mit denen man sich im Unternehmen selbst oder außerhalb vielleicht keine Freunde macht, gehören zum Unternehmersein dazu. Entscheidungen können eine große Last sein. Doch wer sich für das Unternehmersein entscheidet, muss in der Lage sein, diese Last zu tragen. Anerkennung, Lob und Ruhm sind für einen Unternehmer falsche Ratgeber. Der Unternehmer ist Interessenvertreter seines Unternehmens. Das Wohl des Unternehmens steht im Vordergrund. Genau deshalb muss sich der Malerunternehmer der Entscheidung stellen.
Tipp 2: Angst als Entscheidungsbremse erkennen
Manch ein Unternehmer schiebt aus Angst, einen Fehler zu machen, eine wichtige Entscheidung immer wieder auf. So wird Angst schnell zur Entscheidungsbremse, die dem Unternehmen nicht nützt, sondern vielmehr schadet. Denn Probleme lösen sich nicht durch Aussitzen. Sie werden dadurch nur größer und oft unlösbarer. Dass sich trotz reiflicher Überlegung eine Entscheidung Wochen, Monate oder Jahre später vielleicht als Fehlentscheidung darstellt, gehört zum allgemeinen Lebensrisiko. Auch ein Unternehmer ist kein Hellseher und so können sich Umstände oder der Markt anders entwickeln als erwartet. Tritt ein solcher Fall ein, darf wiederum nicht der Kopf in den Sand gesteckt werden. Jetzt geht es wieder darum, eine Korrektur einzuleiten oder das entstandene Problem zu lösen, kurz gesagt eine neue Entscheidung zu treffen.
Tipp 3: Ad-hoc-Entscheidungen vermeiden
Fehlentscheidung lassen sich im Übrigen bestmöglich vermeiden, wenn wichtige Entscheidungen nicht „übers Knie zerbrochen“ werden. Sie dürfen auch nie aus einer Laune heraus erfolgen, weil man sich über irgendetwas oder irgendjemanden soeben geärgert oder gefreut hat. Geradezu als Paradebeispiel könnte hier die unüberlegte, fristlose Mitarbeiterkündigung angeführt werden. Der maßlose Ärger über einen Mitarbeiterfehler hat schon in so manchem Malerbetrieb zu solch einer vorschnellen Reaktion geführt. Entscheidungen sollten nie ad hoc getroffen werden. Sie müssen reifen. Wer alle Fakten, die für die Entscheidungsfindung wichtig sind, sorgsam zusammenträgt, eine ordentliche Abwägung und eine Folgenabschätzung vornimmt und alle Entscheidungsalternativen gut durchdenkt, kann guten Gewissens eine Entscheidung fällen.
Tipp 4: Bauch und Verstand im Einklang
Sich nur auf das Bauchgefühl zu verlassen, ist trügerisch und gefährlich. Der Kopf sollte bei der Entscheidungsfindung das primäre Sagen haben. Stemmt sich das Bauchgefühl aber gegen die eine oder andere Entscheidungsalternative, so sollte dies genauer hinterfragt werden. Das Gefühl kann ein Warnsignal sein für einen Umstand, den der Kopf rational noch nicht in der Lage war zu erfassen. Die beste Entscheidung ist daher immer jene, bei der Kopf und Bauch Hand in Hand gehen.
Tipp 5: Erwartungshaltung Dritter ausblenden
Für die Entscheidungsfindung völlig unerheblich ist die Frage, was Dritte erwarten. Allein der Firmeninhaber trägt die unternehmerische Verantwortung. Er muss sich von der Erwartungshaltung Dritter frei machen. Er allein ist Hüter der Unternehmensinteressen. Mitarbeiter, Kunden oder Geschäftspartner verfolgen ihre eigenen Ziele und Interessen. Soll das Leistungsangebot erweitert werden, bedeutet dies für Mitarbeiter, Neues zu erlernen. Will der Malerbetrieb mit der Zeit gehen und den Mitarbeiter digitalisieren, bedeutet dies für den Mitarbeiter ein Umdenken. Während die einen allem Neuen aufgeschlossen gegenüber stehen, sind andere viel zu bequem, um Neues erlernen zu wollen. Doch die Erwartungshaltung Dritter darf kein Maßstab für die Entscheidungsfindung sein. Überschneiden sich die betrieblichen Interessen und die Interessen Dritter, ist dies erfreulich, aber kein Entscheidungskriterium.
Tipp 6: Rat Dritter einholen
Last but not least kann es dazu kommen, dass sich der Malerunternehmer in einer Zwickmühle befindet. Er kann es drehen und wenden wie er will, er kann sich nicht entscheiden. Hier ist es durchaus ratsam, sich einem Dritten anzuvertrauen. Wichtig ist dabei, dass dieser keine eigenen Interessen verfolgt und daher seiner Beraterfunktion gerecht werden kann. Das können daher je nach Fallgestaltung unterschiedliche Personen sein. Wer sich Rat bei einem Dritten sucht, macht oft die Erfahrung, dass bereits das offene Gespräch hilft und es keines Ratschlags mehr bedarf. Denn kreisen Sachverhalt und Entscheidungsalternativen nicht nur als Gedanken im Kopf, sondern werden in Worte gefasst und einer Person vorgetragen, ist dies oft bereits das Schlüsselmoment, um sich seiner Entscheidung ganz sicher zu sein.
Leben heißt, Entscheidungen treffen.