Rauhfaser hat er noch nie tapeziert! Dabei kennt sich Robert Aumer mit Tapeten sehr gut aus. Er tapeziert davon ca. 10 000 m² jedes Jahr. Allerdings bewegt sich Aumer eher im sehr hochwertigen und edlen Segment. Wer seine Ausstellung in Cham betritt, erkennt sofort, daß Standardware und Standardarbeiten hier nicht gefragt sind. Exklusivität gehört hier zum guten Ton. Ausgefallene Tapeten mit Glitzer, Strass, Swarovskysteinchen oder Samtapplikationen sind hier Trend und werden in einem beeindruckenden Showroom auf zwei Etagen präsentiert. Es gibt aber nicht nur Tapeten zu bestaunen. So beeindrucken den Besucher auch edle Spachteltechniken, ausgefallene Putze und andere feine Dekors. Seit sieben Jahren führt Aumer mit zehn Mitarbeitern sein Unternehmen. Malerblog.net hat ihn zum Interview getroffen.
Robert Aumer: Die Tapete und ihr Spezialist!
Herr Aumer, Ihre Ausstellung ist sehr aufwendig und besonders gestaltet. Das Niveau ist sehr hoch. Hochwertigste Materialien soweit man sehen kann. Mit welchem Kundenklientel haben Sie zu tun?
Robert Aumer: Wir bewegen uns fast ausschließlich im Privatkundenbereich. Dort werden wir sehr oft weiter empfohlen. Denn es gibt nichts Vergleichbares in der Gegend. Die Leute kommen sogar aus dem 60 km entfernten Regensburg, um unsere Ausstellung zu sehen. Sie haben von Bekannten davon gehört. Mund-zu-Mund-Propaganda ist eben immer noch die beste Werbung. Und so haben wir mittlerweile sehr viele Stammkunden. Manche lassen nur ein Zimmer renovieren, andere ein ganzes Haus.
Was sind Ihre Schwerpunkte?
Robert Aumer: Tapeten machen wir sehr gern, aber nicht nur. Wir machen alles im hochwertigen Bereich – auch Spachteltechniken und andere edle Putze, wie Sie sehen. Und natürlich auch Bodenlegerarbeiten und Beleuchtung, wenn gewünscht. Auch die gesamte Ausstellung hier haben wir komplett selbst gebaut. Ich habe übrigens noch nie eine Rauhfasertapete verarbeitet. Da haben wir gar nicht die Kundschaft für.
Warum haben Sie sich gerade auch für die Arbeit mit Tapeten entschieden? In Bayern ist ja eher Putz angesagt, oder?
Robert Aumer: Heutzutage gibt es Tapeten, die wirken extrem edel und hochwertig und sehen zudem toll aus. Wenn man den Kunden erst mal zeigt, daß eine Tapete nicht nur langweilig mit ödem Muster sein kann, sind diese sehr offen. Und mit der Ausstellung können wir super zeigen, was mit Tapete alles machbar ist und den Kunden auch überzeugen, mal etwas Besonderes zu wagen. So kann ich extrem kreativ sein.
Welche Art von Tapeten verarbeiten Sie? Und wieviel?
Robert Aumer: Wir verarbeiten ausschließlich hochwertigste Ware von angesagten Designern und tapezieren ca. 10 000m² im Jahr.
Ist in diesem Bereich ein Trend erkennbar? Sind eher ausgefallene Tapeten ein Thema?
Robert Aumer: Das kann man so nicht sagen. Momentan sind ausgefallene Tapeten mit Glitzer und Strass sicher sehr angesagt, aber am Besten laufen immer noch die Tapeten aus sehr hochwertigen Materialien, die eher gewöhnliche und stilsichere Muster darstellen.
Wie finden Sie die passende Tapete für den entsprechenden Kunden?
Robert Aumer: Dafür ist unsere Ausstellung geradezu prädestiniert. Wir laden die Kunden hierher ein, um Ihnen ein Gefühl dafür zu geben, was überhaupt möglich ist in Sachen Gestaltung und Tapete. Wir zeigen ihnen verschiedene Muster, bereits tapeziert oder auf der Rolle und so findet der Kunde schnell was zu ihm paßt und was nicht.
Was sind Ihre Erfahrungen mit Tapete? Haben Sie schon mal schlechte Erfahrungen gemacht? Ist mal was schief gelaufen?
Robert Aumer: Bis zum heutigen Tag gab es erst eine einzige Reklamation. Es handelt sich dabei um eine sehr teure Crushtapete, die der Kunde tapeziert haben wollte und die nach kurzer Zeit ganz anders aussah als auf dem Muster, welches der Hersteller herausgibt. Der Kunde fand das natürlich nicht so toll, denn die Tapete öffnete sich und unter dem gecrushten Material kam ein wirklich häßlicher, vorher nicht sichtbarer, Farbton hervor.
Wie sind Sie damit umgegangen?
Robert Aumer: Als erstes habe ich mich natürlich an den Hersteller gewandt, der alle Schuld von sich wies und meinte, dieser Effekt sei gewünscht. Da die Tapete aber offensichtlich nicht so aussah wie im Muster, haben sie mir den Wert ersetzt. Aber ich fühlte mich trotzdem ziemlich allein gelassen von der Industrie. Das Produkt sieht hinterher ganz anders aus als vorher und der Verarbeiter ist der Dumme. Das kann einfach nicht sein. Für mich ist diese Tapete ein Produktionsfehler.
Was würden Sie Kollegen raten?
Robert Aumer: Auf jeden Fall ein Muster für den Kunden anzufertigen ist ratsam. Und man sollte auch genau beobachten, was mit der Tapete passiert. Ich habe aus der Sache gelernt, daß das was im Tapetenbuch des Herstellers zu finden ist, nicht zwangsläufig auch so aussehen muß, wenn es an der Wand ist.
Wenn Sie Ihren Betrieb nochmal aufbauen müßten, was würden Sie anders machen?
Robert Aumer: Nicht viel. Ich habe von Anfang an auf den hochwertigen Bereich gesetzt. Auf das, was unser Handwerk ausmacht. Dadurch muß ich nicht auf den letzten Euro kalkulieren und das könnte ich wohl auch nicht. Ich würde es genauso wieder machen.
Vielen Dank für das Gespräch.